Veränderung klappt besser, wenn man sie vorher ausprobiert. Der Soft Launch zeigt, wie neue Prozesse im Kleinen getestet werden – und so im Großen funktionieren.
Dies ermöglicht auch, große Veränderungen insgesamt schneller und effektiver umzusetzen.
Veränderung gehört inzwischen zum Alltag in Unternehmen. Wer neue Technologien und Arbeitsweisen erfolgreich nutzen will, muss sie zügig einführen – und gleichzeitig den Mitarbeitenden genug Zeit geben, um den Wandel mitzugehen und neue Routinen zu entwickeln.
Die Rolle der Neurowissenschaft im Change Management
Veränderungen lösen im menschlichen Gehirn oft Stressreaktionen aus. Der Grund: Unser Gehirn ist auf Effizienz optimiert und bevorzugt gewohnte Muster – sie verbrauchen weniger Energie.
Alles Neue bedeutet eine potentielle kognitive Belastung. Studien aus der Neurowissenschaft zeigen, dass Veränderung besonders dann auf Widerstand stößt, wenn sie:
● Plötzlich und unvorhersehbar kommt
● Nicht mit positiven Erfahrungen verknüpft wird
● Ohne Möglichkeit zur Mitgestaltung abläuft
Ein Soft Launch nimmt darauf Rücksicht: Er führt Neues schrittweise ein, bindet Mitarbeitende ein und macht die Veränderung leichter annehmbar.
„Neurowissenschaft des Wandels“ zeigt, wie Unternehmen mit gezielten psychologischen Hebeln neuronale Widerstände abbauen und Veränderungen langfristig verankern. (Quelle: ZoiTech)
Warum ein Soft Launch?
Viele Veränderungen scheitern nicht an der Technik, sondern daran, wie sie eingeführt werden. Wenn Mitarbeitende vor vollendete Tatsachen gestellt werden, fühlen sie sich übergangen.
Ein Soft Launch kann helfen: In einer Testphase erproben ausgewählte Teams neue Prozesse. Das liefert wertvolle Rückmeldungen für den späteren, größeren Rollout. Wichtig dabei: offen kommunizieren, Mitarbeitende einbinden, erste Erfolge sichtbar machen – und aus allem lernen, was nicht auf Anhieb klappt.
Ein erfolgreicher Soft Launch braucht vier Dinge:
1. Klarheit: Wer weiß, was passiert, hat weniger Angst vor Veränderung.
2. Einbindung: Wer mitgestalten darf, macht eher mit.
3. Motivation: Kleine Erfolge zeigen: Es lohnt sich.
4. Agilität: Was nicht klappt, wird angepasst – Schritt für Schritt.
Vom Proof of Concept zum Rollout: Der Soft-Launch in Aktion
Ein Soft Launch startet mit einer kontrollierten Testphase – meist mit einem Proof of Concept oder einer Pilotphase. Ausgewählte Teams probieren neue Prozesse und Tools aus, geben Rückmeldung und helfen, mögliche Stolpersteine frühzeitig zu erkennen. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für den späteren, breiten Rollout.
Die wichtigsten Prinzipien dabei:
● Proof of Concept ermöglichen: In einem geschützten Umfeld wird getestet, was funktioniert – und was nicht.
● Change Champions und Stakeholder einbinden: Engagierte Mitarbeitende begleiten den Wandel aktiv und machen ihn im Team greifbar. Wichtige Entscheider:innen und Influencer:innen verstehen frühzeitig, was auf die Organisation zukommt.
● Erste Erfolge nutzen: Positives Feedback und sichtbare Ergebnisse stärken Motivation und Akzeptanz.
● Feedback ernst nehmen: Die Erfahrungen der Testphase fließen direkt in die Weiterentwicklung ein.
● Rollout vorbereiten: Auf Basis der Testphase kann die Einführung gezielt, risikominimiert und praxisnah erfolgen.
Praxisbeispiel OBI
Bei der Einführung einer neuen Kollaborationsplattform setzte OBI auf ein Netzwerk von „Guides“. Diese wurden geschult und begleiteten ihre Teams aktiv im Veränderungsprozess. Das Ergebnis: Die neue Technologie wurde von Anfang an als sinnvoll und hilfreich wahrgenommen.
Beteiligung aktivieren am Beispiel von Kärcher
Der Reinigungsspezialist rief intern dazu auf, konkrete Anwendungsfälle für eine neue KI-Plattform zu entwickeln. In nur vier Wochen entstanden zahlreiche Ideen mit messbarem Nutzen – und spürbar höherem Engagement.
Denn wer mitreden darf, macht eher mit. Beteiligung stärkt nicht nur die Akzeptanz, sondern bringt oft auch bessere Ideen hervor. Aktionen wie interne Wettbewerbe oder Challenges machen das sichtbar – und zeigen, dass der Beitrag jedes Einzelnen zählt.
Change braucht mehr als Technologie
Ein Soft Launch ist mehr als nur eine Testphase – er zeigt, wie Veränderung im echten Arbeitsalltag gelingen kann: Schritt für Schritt, mit Raum für Feedback und gemeinsam mit den Mitarbeitenden.
Wer Wandel nicht als einmalige Umstellung, sondern als kontinuierlichen Lernprozess versteht, schafft langfristig die Basis für echten Fortschritt – im Denken, in Prozessen und in der Kultur.
Was es dafür braucht:
● Technologie mit Kontext: Neue Tools helfen nur, wenn sie sinnvoll in die Arbeitsabläufe eingebettet sind.
● Mitarbeitende im Mittelpunkt: Beteiligung und echtes Mitreden sind entscheidend für den Erfolg.
● Klare Strukturen: Ein transparentes Change-Konzept zeigt allen, wohin die Reise geht – und welche Rolle sie darin spielen.
Fazit: Veränderung gelingt, wenn man sie ausprobiert
Ein Soft Launch ist mehr als ein Test – er macht Veränderung greifbar, planbar und gemeinsam gestaltbar. Er sorgt dafür, dass die flächendeckende Umsetzung von Veränderungen insgesamt schneller und reibungsloser verläuft. Wer früh Mitarbeitende einbezieht, aus Erfahrungen lernt und Schritt für Schritt vorgeht, sorgt dafür, dass der Wandel nicht nur startet – sondern auch bleibt.