Interview

Raus aus dem Krisenmodus

Bildquelle: BlackLine

Ein Gespräch über die Impulskraft von Krisen, Fortschritte in der Digitalisierung und die Notwendigkeit belastbarer Finanzzahlen für die Unternehmenssteuerung.

Inspiriert durch die Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation und die Auswirkungen im F&A (Finance und Accounting), diskutierten Ralph Weiss (Geo VP DACH BlackLine) und Ralf Noffke (Principal Horváth) mit Ulrich Parthier, Herausgeber it management, über den Fachkräftemangel, die digitale Transformation und die Bedeutung von Blitzableitern.

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Das Top-Management muss Unternehmen durch unruhige Zeiten navigieren. Herr Weiss, was erleben Sie, wenn Sie mit den Verantwortlichen in den Unternehmen sprechen?

Ralph Weiss: Die aktuelle Dynamik bringt einen nie dagewesenen Druck mit sich. Viele Unternehmen spüren, dass sie die Komplexität der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Situation dann erfolgreich meistern, wenn sie ihre Prozesse anpassen. Sie müssen agil und fokussiert sein und dabei die Datenqualität im Auge behalten.

Ralf Noffke: Die angesprochene Dynamik zeigt, wie wichtig Finanzinformationen sind, um ein Unternehmen wirkungsvoll zu steuern. Manager müssen belastbare Entscheidungen treffen und dafür benötigen sie aktuelle und akkurate Zahlen.

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Hier könnte es ja helfen, wenn die Unternehmen sich die Vorteile digitaler und automatisierter Prozesse bedienen. Was kann man da tun?

Ralf Noffke: Zuerst ist es wichtig, ein klares Bild über die Strategie und die zentralen Steuerungsgrößen des eigenen Business zu haben. Darauf aufbauend müssen Unternehmen ihr Ambitionsniveau definieren und eine klare Roadmap für die Digitalisierung und Automatisierung schaffen. Dabei hilft es, cross-funktionale Teams zu bilden, die nicht nur eine Funktion oder einen Geschäftsbereich im Blick haben, sondern Zusammenhänge erkennen und Schnittstellen nutzen.

Ralph Weiss: Die Unternehmen benötigen ein Change-Management. Vom führenden Management bis hin zum Sachbearbeiter muss das Prozessverständnis verändert werden. Der End-to-End-Gedanke rückt bei immer mehr Unternehmen ins Bewusstsein. Das gilt für jeden Prozess. Das Umzusetzen kommt einem Paradigmenwechsel gleich.

Viele Unternehmen spüren, dass sie die Komplexität der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Situation dann erfolgreich meistern, wenn sie ihre Prozesse anpassen. Sie müssen agil und fokussiert sein und dabei die Datenqualität im Auge behalten.

Ralph Weiss, Geo VP Dach BlackLine

Das ist leichter gesagt als getan.

Ralph Weiss: Es scheint, dass ein solcher Paradigmenwechsel schwer ist. Aber lassen Sie es mich exemplarisch an den Herausforderungen im Finance und Accounting erklären. In der Finanzbuchhaltung wird das Fundament für zukunftssichere Entscheidungen gelegt. Wer hier die Möglichkeiten agiler Prozesse und moderner Softwareplattformen nutzt, kann sich langfristig von fehlerhaften, oft noch manuellen Prozessen befreien. Die Durchgängigkeit der Abläufe und deren Transparenz sind das A und O. Warum? Weil es sowohl auf akkurate Daten als auch auf deren Bewertung Einfluss hat. Die Qualität ist entscheidend. Denn ist die Zahlenbasis falsch, kann das zu Fehlentscheidungen führen.

Ralf Noffke: Durch Standardisierung können Unternehmen Freiräume schaffen. Diesen Freiraum können die Verantwortlichen nutzen, um detaillierte Analysen zu machen und sich den wirklich wichtigen Herausforderungen zu widmen.

Wie sieht der Nutzen konkret aus? Die Unternehmen kämpfen um Wirtschaftlichkeit und die Sicherung ihrer Marktposition. Und das soll die Digitalisierung richten?

Ralf Noffke: Definitiv. Ich kann das aus der Praxis bestätigen, weil ich mich täglich mit Finanztransformation, Prozessoptimierung und Digitalisierung beschäftige. Der Punkt ist: an der Digitalisierung kommt keiner mehr vorbei. Digitalisierung ist aber keine Insellösung etwa im Finanzbereich. Die Potenziale entstehen vor allem durch eine konsequente End-to-End-Orientierung über alle Prozesse hinweg. Die meisten davon tangieren die Finanzen und dort findet auch die Validierung und Qualitätssicherung statt. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Mit stupider Fleißarbeit lässt sich heute niemand mehr begeistern. Die Leute wollen wertstiftende Arbeit, etwas bewegen und Karriere machen. Für die Finanzabteilung heißt das, sie sollte zum Beispiel den Monatsabschluss optimieren und orchestrieren. Am besten strukturiert sie ihn so, dass er zu einem weitestgehend automatisierten Prozess wird.

Ralph Weiss: Davon profitieren nicht nur die Mitarbeiter, weil sie Zeit für wertvollere Arbeit haben. Auch der CFO ist happy, denn dank einem digitalen Modern Accounting Prozess hat er jederzeit den Überblick. Das hat noch andere positive Effekte. Unternehmen, die saubere Zahlen präsentieren, haben einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt. Dafür müssen die Daten belastbar sein. Die Zahlen sollten kontinuierlich und nicht nur zum Periodenende validiert werden. Auch das Vertrauen potenzieller Partner, Banken oder Investoren wird größer. Dieses Vertrauen zahlt sich aus – gerade jetzt, da die Zinsen ja wieder steigen. Und noch etwas. Ich finde, dass die richtigen Finanzdaten auch eine Art Blitzableiter sind, sprich wenn die Märkte gebeutelt werden, sorgen solide Zahlen dafür, dass ein Unternehmen jederzeit weiß, wo es steht und seine Spielräume kennt.

Der Punkt ist: An der Digitalisierung kommt keiner mehr vorbei. Die Potenziale entstehen vor allem durch eine konsequente End-to-End-Orientierung über alle Prozesse hinweg.

Ralf Noffke, Principal Horváth

Angenommen, mein Unternehmen verfügt über diese Voraussetzungen, wo sehen Sie die nächsten wichtigen Veränderungen auf uns zukommen im Bereich Finance & Accounting?

Ralf Noffke: Predictive Forecasting ist für viele Unternehmen der nächste Schritt. Das ist jedoch nur sinnvoll möglich, wenn die Datenqualität korrekt und aktuell ist. Das ist mit modernen Tools wie etwa von BlackLine durchaus möglich. Weiter in die Zukunft geschaut wird Prescriptive Analytics zum Einsatz kommen. Das erscheint einem vielleicht wie ein Blick in die Glaskugel, aber die KI-Technologie wird uns zunehmend vorausschauende Prognosen ermöglichen. Das wird weit über die Analyse und Bewertung zurückliegender Daten hinausreichen. Aber das ist noch Zukunftsmusik, auch wenn es schon erste Ansätze gibt. Die Digitalisierung macht Unternehmen, die diese pro-aktiv umsetzen, zu Gewinnern in ihren Märkten. Der digitale Fortschritt hat schon immer für eine Prozessoptimierung gesorgt, für mehr Geschwindigkeit und vor allem für Innovation. Und genau das können moderne Accounting-Lösungen leisten, damit Unternehmen sicher in die Zukunft gesteuert werden.

Herr Weiss, Herr Noffke, herzlichen Dank für diese Einblicke und Einschätzungen.

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