Wie sehr wir in Deutschland hinterherhinken wurde spätestens deutlich, als die Unternehmen gezwungen waren, quasi von jetzt auf gleich, Mitarbeiter und Teams nach Hause zu schicken. Es fehlte nicht nur an entsprechendem Equipment wie unter anderem Laptops, VPN-Verbindungen, Toggles, das den Mitarbeitern für eine erfolgreiche Aufgabenbearbeitung zu Hause zur Verfügung gestellt werden musste.
Auch Prozesse und Abläufe, die das erfolgreiche Bearbeiten der Aufgaben von zu Hause gewährleisten, waren auf der umfangreichen Mängelliste zu finden und nicht zuletzt wurde das Fehlen angemessener Sicherheitskonzepte zu einer Herausforderung, an der viele Unternehmen zu knabbern hatten und immer noch haben. So führte manche Home-Office Offensive zum bösen Erwachen hinsichtlich ihres Status der Digitalen Transformation und entlarvte gleichzeitig die scheinbare Freiheit des Arbeitnehmers. Laut globaler OTRS-Umfrage unter 500 Büroangestellten brauchen 90 Prozent mehr IT-Unterstützung seitdem sie dauerhaft aus dem Home-Office arbeiten. 50 Prozent greifen dabei immer noch nach dem Telefon, um den IT-Support anzurufen anstatt sich digital per E-Mail oder Ticket Unterstützung zu suchen.
Was aber ist notwendig und welche Wege gibt, um – von beiden Seiten, Arbeitgeber UND Arbeitnehmer – das innovative Potential eines New Work Konzeptes im Rahmen der Digitalen Transformation zu realisieren?
Zunächst einmal ist Digitale Transformation nicht lediglich die innovative technische Ausstattung eines Unternehmens, sondern ein ganzheitlicher Ansatz, der im Wesentlichen auch ein entsprechendes Mindset aller Beteiligten und die richtige Unternehmenskultur voraussetzt. Wichtig ist auch zu verstehen, dass dieser Change Prozess keiner ist, der jemals abgeschlossen ist. Insofern ist der Begriff „Transformation“ missverständlich. Vielmehr erfahren wir, dass die Digitale Transformation ein Unternehmen von einem Aggregatzustand in einen anderen überführt, der permanente Weiterentwicklung und stetige Veränderung impliziert.
Und: eines geht nicht ohne das andere. New Work zur Realität werden zu lassen, setzt voraus, dass das Unternehmen im Prozess der Digitalisierung vorangeschritten ist und nicht noch in den Kinderschuhen steckt.
Außerdem haben wir gerade durch die Corona-Krise gelernt, dass das Arbeiten von zu Hause nicht automatisch ein Privileg darstellt. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle, angefangen von der räumlichen Situation, die der Arbeitgeber in aller Regel nicht beeinflussen kann, über zusätzliche Ausstattung, wie beispielsweise ein Laptop-Stand oder einen zusätzlichen Bildschirm. Ganz wesentlich ist aber die Fähigkeit zur Selbstorganisation des Home-Office-Workers. Hier sind selbstverständlich die Mitarbeitenden gefragt, sich zu beobachten und herauszufinden, unter welchen Umständen ihnen das Arbeiten von zu Hause am besten gelingt und welche Unterstützung sie hierfür benötigen. Vorgesetze wiederum sind gefordert, Führung, Kommunikation, Erwartungen und Ziele an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.
Mit diesen Überlegungen kann das ursprüngliche New Work Konzept von Frithjof H. Bergmann eine Vision für ein innovatives Unternehmen werden, das es in der Dynamik des Change-Prozesses wirkungsvoll unterstützt – und gleichzeitig den ursprünglichen Gedanken, Menschen einen Ausgleich zu ihrer Arbeit zu ermöglichen, mit einer Tätigkeit, die sie WIRKLICH ausführen möchten, weitertragen.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen: New Work kann gelingen, wenn Digitale Transformation ganzheitlich betrachtet wird. Dabei bedeutet New Work aber viel mehr, als von zu Hause oder unterwegs zu arbeiten. In erster Linie geht es darum, die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Arbeiten zu schaffen – und diese sollte ein Unternehmen aus einer Überzeugung heraus ermöglichen, und nicht gezwungenermaßen aufgrund der Corona-Krise. Mit Rahmenbedingungen ist sowohl die fortgeschrittene digitale Struktur eines Unternehmens inklusive IT-Sicherheitskonzept gemeint, aber auch die mentale Haltung von Führungskräften gegenüber New Work.