Vergleicht man die heutige Welt mit der von vor gut 20 Jahren, wird man feststellen, dass die Digitalisierung einen bleibenden Eindruck auf Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen hinterlassen hat.
Als im März 2000 die Dotcom-Blase geplatzt ist, sahen sich viele Aktionäre in ihren hoch gesteckten Erwartungen für die digitale Zukunft enttäuscht. Der ungebremste Hype um eine radikale Neuausrichtung der Wirtschaft erzeugte einen regelrechten Boom. Viele neugegründete Firmen buhlten um die Gunst zahlungskräftiger Investoren. Doch die vollmundigen Versprechungen der Startups konnten in den meisten Fällen nicht eingelöst werden und stellten sich als Luftschlösser heraus. Es fehlte schlichtweg die Substanz.
Rückblickend betrachtet kann man konstatieren, dass die Begeisterung um die Jahrtausendwende ein paar Jahre zu früh hochkochte. Heute sind digitale Großkonzerne wie Google, Microsoft und Apple in aller Munde und prägen mit ihren Produkten die Weltwirtschaft. Was ist also der Unterschied zu damals und wieso läutete das Platzen der Dotcom-Blase nicht das Ende der Digitalisierung ein? Der Grund ist einfach zu erklären und fußt dennoch auf einem der komplexesten Zukunftsthemen aller Zeiten: Automatisierung.
Effizienzgewinn durch Digitalisierung und Automatisierung
Die Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben. Sie ist der wohl größte Disruptor der Weltwirtschaft seit der Erfindung der Dampfmaschine. Kein Unternehmen kann sich mehr ihrem Sog entziehen; wer es versucht, wird gnadenlos von der digitalisierten Konkurrenz abgehängt. Angefangen bei der Kommunikation via E-Mail über die Standardisierung einfacher Arbeitsabläufe bis hin zur Verarbeitung und Analyse riesiger Datenmengen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz – die Werkzeuge der Digitalisierung beschleunigen alle Bereiche der Arbeitswelt und bringen bis dato unerschlossene Optimierungsmöglichkeiten in greifbare Nähe.
Der ewige Wettbewerb um Marktanteile wird seit Anbeginn des Kapitalismus von der Effizienz-Maxime angetrieben. Wer mit den gleichen Ressourcen mehr, schneller und qualitativ hochwertiger produziert, setzt sich durch. Wo früher noch fünf Mitarbeiter eine Woche lang mit der Zettelwirtschaft einer Quartalsabrechnung beschäftigt waren, kann dies nun von einer Fachkraft unter Zuhilfenahme maßgeschneiderter Tools absolviert werden. Dadurch lassen sich in vielen Bereichen nicht nur Zeit und Kosten sparen – ein standardisierter und automatisierter Prozess verbessert auch die Datenqualität und -verfügbarkeit. Ein ausgereiftes System produziert keine Leichtsinnsfehler und lässt sich nahezu unbegrenzt skalieren.
Die digitale Infrastruktur ist der aktuelle Flaschenhals der Wirtschaft
Die offenkundigen Wettbewerbsvorteile der digitalen Revolution führten in vielen Firmennetzen zu einem explosionsartigen Anstieg von Endpunkten und Servern. Der Übergang von Papierwirtschaft zu digitaler Datenverarbeitung produzierte in kürzester Zeit enorme Datenmengen und stellte die IT-Infrastruktur vor ungekannte Herausforderungen. Heutzutage drängen sich E-Mails mit großen Dateianhängen neben VOD-Streams und Videokonferenzen und konkurrieren um die begrenzte Bandbreite, die in Deutschland immer noch zum großen Teil durch die Kupferdraht-Infrastruktur aus dem vor-digitalen Zeitalter geleitet werden muss. Spätestens seit der Pandemie und dem flächendeckenden Einzug ins Home-Office haben wir schmerzlich erfahren müssen, dass unsere heimische Datenautobahn vielerorts einer von Schlaglöchern überzogenen Landstraße gleicht. Auf dieser Datenlandstraße tummeln sich zusätzlich zu den dort verkehrenden Menschen auch immer mehr maschinelle Identitäten. Ob sich ein Smartphone im Hintergrund mit dem neuesten Sicherheitsupdate versorgt, oder ein Schweißroboter in der PKW-Fertigung seinen aktuellen Status an den zentralen Server übermittelt – die Kommunikation von Maschine zu Maschine nimmt einen zunehmend größer werdenden Anteil des weltweiten Internet-Traffics in Anspruch. Deutschland ist nun gefordert, die Zukunfts- und Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft nicht durch Versäumnisse beim Netzausbau zu gefährden. Andere Länder machen seit Jahren vor, wie der flächendeckende Ausbau eines Glasfasernetzes gelingen kann. Wer Deutschland in diesem Statista-Diagramm (Stand Dezember 2020) zum OECD-Vergleich beim Glasfaserausbau sucht, muss bis ans untere Ende der Darstellung scrollen. Zwar verspricht das 5G-Netz eine zukünftige Entspannung der digitalen Verkehrslage, doch auch hier ist Europa im internationalen Vergleich eher eine Randerscheinung.
Begrenzte Bandbreite optimal nutzen
Für viele Firmen ist der aktuelle Zustand der vorliegenden Netzstruktur mit einer höheren Gewalt gleichzusetzen. Man nimmt die Dinge, wie sie sind und versucht das Beste daraus zu machen. Die wenigsten Betriebe haben ausreichenden finanziellen Spielraum, um ihre digitale Umwelt eigenhändig umzukrempeln. Doch selbst in den begrenzten Möglichkeiten unseres Kupfernetzes steckt vielerorts noch einiges an Optimierungspotenzial.
Zur Analyse der aktuellen Netzauslastung in einem Betrieb können Performance- und Netflow-Daten herangezogen werden.
Begrenzte IT-Spezialisten entlasten
Doch nicht nur die Netzwerkkapazitäten sind knapp, auch der Fachkräftemangel setzt der weltweiten Wirtschaft immer mehr zu. Vor allem IT-Spezialisten sind eine rare und entsprechend begehrte Ressource. Nun kann man die Versäumnisse der Vergangenheit nicht im Handumdrehen beseitigen; man muss sich vielmehr darauf konzentrieren, die verfügbaren Möglichkeiten optimal zu nutzen. An dieser Stelle kommt die zuvor beschriebene Automatisierung wieder ins Spiel. Denn mit ihrer Hilfe kann man chronisch unterbesetzten IT-Abteilungen mächtige Hilfsmittel zur Verfügung stellen, die ihnen die Last repetitiver Aufgaben bedeutend erleichtern kann. Gerade beim Netzwerkmanagement existieren ausgereifte Lösungsansätze zur schnellen Abarbeitung von sich wiederholenden Aufgaben.
Baselining: Um das reguläre Verhalten im Netzwerk zu erfassen, wird im ersten Schritt das sogenannte Baselining für Netzwerkgeräte vollzogen. Somit weiß die IT-Abteilung, wie reguläres Verhalten im Netzwerk aussieht. Beispielsweise können die Verbindungen von Netzwerkgeräten im WAN zu Core Sites überwacht werden. Dadurch können bestehende Probleme im Netzwerkverkehr erkannt und frühzeitig behoben werden. Auch die aktuelle Auslastung bestehender Netzwerkressourcen sowie der Zeitpunkt der Überlastung werden hierdurch ersichtlich.
Datenanalyse: Im normalen Betrieb fallen unglaublich große Mengen an Daten im Netzwerkverkehr an. Um die Netzwerkautomatisierung auf den Weg zu bringen, gilt es die richtigen Daten zu sammeln und zu evaluieren. Wichtige Daten sind etwa Threshold-Überschreitungen, die aufzeigen, wann und wie oft die Netzwerkauslastung an ihre Grenzen gebracht wurde. Ist auch Netflow zum Netzwerk-Monitoring im Einsatz, können weitere Metriken wie Top-N Traffic Flows oder Top Talker der bandbreitenintensivsten Anwendungen gesammelt werden.
Identifikation automatisierbarer Prozesse: Sollte die Datenerhebung regelmäßig auftretende Engpässe der Netzwerkressourcen identifizieren, kann an dieser Stelle eine Automatisierung für Abhilfe sorgen. So kann man beispielsweise den Traffic reduzieren, indem man die Bandbreite für bestimmte Anwendungen begrenzt. Alternativ kann man die Datenübertragung auch umleiten (Rerouting), bestimmte Ports oder auch die gesamte Bandbreite ausweiten.
Fazit: Wenn das Spielfeld schlecht bestellt ist, muss man das richtige Schuhwerk tragen
Die deutsche Wirtschaft kann weder die Versäumnisse des Netzausbaus noch die der Bildungspolitik vollumfänglich kompensieren. Und doch spielt jedes Unternehmen auf dem gleichen Spielfeld. Natürlich gibt es noch regionale Ungleichgewichte; vor allem die unausgewogene Verteilung der berüchtigten weißen Flecken erzeugen ein krasses Stadt-Land-Gefälle. Viele Betriebe sind jedoch in ihrer Herkunftsregion verwurzelt und können oder wollen einen Standortwechsel nicht in Betracht ziehen. Deshalb sollte man nach Kräften versuchen, die verfügbaren Mittel optimal einzusetzen und vermeidbare Engpässe zu eliminieren.