Billionen und Trillionen
Bedeutende Analysten aus der Technologiebranche schätzen mittlerweile, dass der Wert dieser neuen Werkzeuge in Billionenhöhe liegen kann (Tendenz steigend). McKinsey & Co. berichtet, dass allein die KI jedes Jahr bis zu 4,4 Billionen Dollar zum globalen BIP beitragen könnte.
Aber selbst für Experten ist es leicht, sich von dem Hype anstecken zu lassen. Im Jahr 2017 war der Strategie-Guru Michael Porter Mitverfasser eines Artikels in der Harvard Business Review mit dem Titel „Why Every Organization Needs an Augmented Reality Strategy“ (Warum jedes Unternehmen eine Augmented-Reality-Strategie braucht), in dem er voraussagte, dass die Ausgaben für AR bis 2020 60 Milliarden US-Dollar erreichen würden. Der Markt wuchs zwar von 5 Mrd. USD im Jahr 2016 auf über 40 Mrd. USD im Jahr 2020, aber nur wenige Unternehmen haben ihn in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsstrategien gestellt.
Was kann im Vorfeld getan werden?
Wie also können sich Unternehmensleiter auf die Zukunft vorbereiten, wenn sie das Potenzial des Bestehenden noch nicht erkannt haben?
Perspektiven werden nicht durch abstrakte Vorträge und ehrgeizige Ideale geprägt, sondern dadurch, dass man sich in diese neue digitale Welt begibt und sich die Dinge um sich herum genau ansieht.
Die Vorgehensweise ist einfach und praktisch: Man setzt sich ein VR-Headset auf. Man richtet eine Blockchain-Wallet ein und führt Transaktionen durch. Man schreibt Eingabeaufforderungen zur Steuerung eines KI-Programms. Erfahrungen aus erster Hand sind ein Crashkurs in fortgeschrittener, aktueller digitaler Kompetenz. Erst dann verfügen Führungskräfte über das Wissen, um darüber nachzudenken, was für ihr Unternehmen möglich ist – und hoffentlich über einige kostengünstige Experimente, um Hypothesen zu testen.
Letztendlich liegt es an den Unternehmensleitern zu entscheiden, ob sie eine aktive oder passive Haltung einnehmen wollen. Aber diese digitalen Vermögenswerte gänzlich zu ignorieren, wird keine Option sein. Diese neuen Werkzeuge geben ihnen die Macht, diese Billionen Dollar schwere digitale Vermögenslandschaft zu gestalten – oder von ihr gestaltet zu werden.
Es ist durchaus möglich, kurzfristig ein Technologieskeptiker, langfristig aber ein Optimist zu sein. Die Entwicklung neuer Technologien erfordert unternehmerische Investitionen, und erfolgreiche Unternehmen werden ihre Gründer reich machen.
Die Einführung von Technologien in ein bestehendes Unternehmen erfordert jedoch eine andere Denkweise. Sie sollten wissen, was in Arbeit ist, aber nicht das ganze Unternehmen darauf setzen, es sei denn, die Technologie könnte Ihr Geschäft grundlegend verändern.
Das Potenzial für neue Geschäftsmodelle und Ansätze zur gemeinsamen Wertschöpfung ist nicht zu übersehen: Die Blockchain-Technologie stärkt die Lieferketten und sorgt für mehr Transparenz und Sicherheit bei der Verfolgung (und Überwachung) von lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln und Arzneimitteln. Öffentliche Blockchains und Kryptowährungen ermöglichen es den Menschen, digitale Vermögenswerte schnell, sicher und kostengünstig zu versenden. Web3 und diese anderen digitalen Werkzeuge haben die Ideen der Dezentralisierung, der Disintermediation und der Gemeinschaft in den öffentlichen Diskurs gebracht, und die Regulierung und die politischen Haltungen zu digitalen Vermögenswerten sind wichtige Wahlkampfthemen bei den kommenden US-Wahlen.
Neue Technologien können nicht nur Möglichkeiten für neue Unternehmen schaffen und deren Fähigkeiten verbessern, sondern auch kulturelle und ideologische Veränderungen katalysieren.
Über die Autoren:
Dr. Timothy M. Laseter, Proffessor für Praxis
Dr. Timothy M. (Tim) Laseter ist Professor für Praxis an der Darden Business School der University of Virginia und unabhängiger Strategieberater für Unternehmen, von Regierungsbehörden über Unternehmensneugründungen bis hin zu Fortune-50-Unternehmen. Sein Zuständigkeitsbereich umfasst Betriebsstrategie, Innovation, neue Technologien und Internet-Einzelhandel. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Darden University ist er Geschäftsführer des globalen Strategieberatungsunternehmens Strategy& von PwC und Redakteur der Managementzeitschrift strategy+business. Er ist Mitautor von vier Büchern, Beiträgen in führenden akademischen Fachzeitschriften und nahezu 50 Artikeln in strategy+business.
Bevor er der Darden-Fakultät beitrat, war Laseter Partner bei Booz Allen Hamilton und unterstützte globale Unternehmen in den Bereichen Lieferkettenmanagement, strategische Beschaffung und Betriebsstrategie. Er unterrichtete auch an einer Reihe von Business Schools, darunter die Tuck School of Business in Dartmouth, die IESE Business School, die NYU Stern School of Business und die London Business School.
Dr. Dennie Kim, Assistenzprofessor für Betriebswirtschaftslehre
Dr. Dennie Kim ist Assistenzprofessor für Betriebswirtschaftslehre im Bereich Strategie, Ethik und Unternehmertum an der Darden Business School. In seiner Forschung untersucht er die Gestaltung und Leistung ganzer Organisationsnetzwerke mit besonderem Interesse an der Gesundheitsversorgung und -reform in den USA. In seiner aktuellen Arbeit erforscht er die Netzwerke von Medicare Accountable Care Organizations und chirurgischen Verfahren sowie die Entstehung von Retail Health Clinics in den USA.
Er arbeitete mehrere Jahre als Strategieberater in der biopharmazeutischen Industrie und als Projektmanager in der Krankenhausverwaltung.
www.darden.virginia.edu