Bereits zum dritten Mal in Folge haben Natuvion und die NTT DATA Business Solutions Top-Manager und Abteilungsleiter danach befragt, wie sie die Transformation ihrer IT-Landschaft in den zurückliegenden zwei Jahren bewältigt haben.
Die Ergebnisse der internationalen, in 15 Ländern durchgeführten Studie zeigen, dass Unternehmen die Modernisierung ihrer IT-Systeme nach wie vor oft unterschätzen.
Doch es gibt durchaus auch Erfreuliches zu vermelden, denn über alle Regionen hinweg haben immerhin 57 Prozent aller befragten Unternehmen gesagt, dass sie die sich selbst gesteckten Ziele erreicht haben; 43 Prozent konnten diese hingegen nicht vollständig realisieren. Alleiniger Spitzenreiter sind die NORDICS-Staaten. Sie gaben zu 62,5 Prozent an, ihre Ziele erreicht zu haben. Die Ergebnisse der DACH-Region dagegen liegen leicht unter dem Durchschnitt der internationalen Zahlen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz konnten 55 Prozent ihre Ziele nicht erreichen und 45 Prozent blieben hinter ihren Erwartungen zurück.
Transformationshürden
Als einer der häufigsten Stolpersteine auf dem Weg zu einem modernen IT-System entpuppte sich die Datenqualität. Auf die Frage, welche technische Maßnahme bei der IT-Transformation von entscheidender Bedeutung war, nannten knapp 45 Prozent die Steigerung der Datenqualität.
In Deutschland lag dieser Wert mit 55 Prozent sogar noch um 10 Prozent höher. Auffällig ist zudem, dass im Finanzsektor und der IT-Industrie dieser Wert ebenfalls deutlich über 50 Prozent lag. Dass bei der Frage nach der wichtigsten technischen Maßnahme die „Bestandserfassung“ mit über 34 Prozent auf Platz 3 zu finden war, erscheint vor diesem Hintergrund nur logisch. Mit 42 Prozent lag Deutschland deutlich über dem internationalen Schnitt. In diesen Kontext passt, dass deutsche Unternehmen bei der Frage, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten im Laufe ihrer Transformation eine Überraschung gewesen seien, die schlechte Datenqualität mit ca. 30 Prozent weit vorne, auf dem dritten Platz liegt.
Als zusätzlicher Bremsklotz auf dem Weg zu einer neuen, leistungsfähigen IT erweist sich das fehlende Transformations.know-how.
Philipp von der Brüggen, Natuvion
Als zusätzlicher Bremsklotz auf dem Weg zu einer neuen, leistungsfähigen IT erweist sich das fehlende Transformations- Know-how. Als wichtigster Erfolgsfaktor, aber auch als elementare Herausforderung bei der Planung der Transformation, wurde über alle Länder hinweg fast durchgängig das Transformations-Knowhow an erste Stelle gewählt. Überrascht hat die Verantwortlichen die fehlende Erfahrung ihrer Teams beim Management derartiger Projekte (34 Prozent). Dem Aufbau neuer Kompetenzen messen infolgedessen 46 Prozent der befragten Unternehmen entscheidende Bedeutung bei. Produzierende Industrieunternehmen (56 Prozent) oder die Finanzindustrie (52 Prozent) sehen hier einen besonders großen Handlungsbedarf.
Unterschätzt: Kommunikation und Aufwand
Dass die Renovierung der Datenverarbeitung ein reines IT-Projekt ist, ist offensichtlich falsch. Diesen Schluss jedenfalls legen die Antworten auf die Frage nahe, welcher Teil des Transformationsprojektes am meisten unterschätzt wurde: Ca. 39 Prozent der Befragten haben demnach die „Organisation der Kommunikation zwischen Abteilungen und Unternehmensbereichen“ verkannt, denn diese Antwortmöglichkeit landete mit weitem Abstand auf Platz 1.
Hier wird deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen der IT und den Fachbereichen keine übliche Praxis ist. Hinzu kommt, dass durch flexible Arbeitsmodelle u.a. die Arbeit aus dem Homeoffice zunimmt, was die Kommunikation darüber hinaus erschwert. In Branchen wie Life Science (42,4 Prozent), Automotive (42,4 Prozent) oder IT (44 Prozent) gaben sogar über 40 Prozent der befragten Unternehmen an, die Relevanz der Kommunikation zwischen Abteilungen und Unternehmensbereichen falsch eingeschätzt zu haben.
Auch wen die Digitale Transformation grundsätzlich nicht neu ist, so sind die damit verbundenen Rahmenbedingungen und Herausforderungen sowie deren Wirkung aufeinander in jedem Unternehmen unterschiedlich.
Florian Sackmann, NTT DATA Business Solutions AG
Auch bei der Zeit- oder Budgetplanung stimmen Einschätzung und Realität nur selten überein. Danach befragt, was die Unternehmen aus heutiger Sicht im Rahmen der Transformation anders machen würden, belegen die drei vorderen Ränge „mehr Zeit einplanen“ (ca. 37 Prozent), „mehr Ressourcen einplanen“ (36,5 Prozent) und „sich früher mit der Thematik befassen“ (ca. 34 Prozent). Die produzierende Industrie würde sogar zu 49 Prozent mehr Zeit einplanen.
Bei den befragten Vorständen geben 44 Prozent an, dass sie sich bei einer erneuten Transformation viel früher mit dem Thema befassen würden. Diese Antworten zeigen, dass es eine durchaus signifikante Differenz zwischen der Erwartungshaltung gegenüber der digitalen Transformation und ihrer faktischen Umsetzung gibt – nicht zuletzt seitens der Unternehmensführung.
Erwartungshaltung
Der weit überwiegende Teil, 56 Prozent, der international befragten Unternehmen setzt nach der Transformation mehr Cloud-Dienste ein als davor. Von der Nutzung der Cloudservices versprechen sich 39 Prozent eine höhere Flexibilität. 38 Prozent erhoffen sich eine Beschleunigung von Geschäftsprozessen und 37 Prozent einen schnelleren und leichteren Zugang zu technischen Innovationen. Interessant: Kostenvorteile erwarten sich nur wenige vom Wechsel in die Cloud – lediglich 11 Prozent.
Zum ersten Mal beschäftigte sich die Studie von Natuvion und NTT DATA Business Solutions mit dem Thema KI. Gefragt wurde nach der Rolle von KI im Rahmen der Transformation. Etwa ein Viertel aller Unternehmen verriet, dass KI ein entscheidender Treiber für die digitale Transformation gewesen sei. Auch wenn diese Zahl auf den ersten Blick überzeugend wirkt, so relativiert sie sich doch im Vergleich zur treibenden Funktion des Datenschutzes. Auf die Frage welche Rolle der Datenschutz beim Transformationsprojekt gespielt hat, bezeichneten 34 Prozent dieses Thema als relevanten Treiber – das sind 10 Prozent mehr als bei KI. Für 21 Prozent hatte KI im Rahmen ihres Transformationsprojektes keinerlei Relevanz – beim Datenschutz waren das lediglich 9,6 Prozent.
Fazit
Auch wenn die digitale Transformation grundsätzlich nicht neu ist, so sind die damit verbundenen Rahmenbedingungen und Herausforderungen sowie deren Wirkung aufeinander in jedem Unternehmen unterschiedlich. Dennoch hat die Transformationsstudie herausgefunden, dass – anders als vielfach erwartet – KI bisher eine untergeordnete Rolle spielt, der Mangel an kompetenten Mitarbeitern aber ein weitaus folgenschwereres Problem ist als weithin angenommen.
Darüber hinaus ist verwunderlich, dass die zahlreichen Aufklärungskampagnen über die erfolgreiche Umsetzung vo Transformationsprojekten kaum greifenund der Zeit-, Ressourcen- und Kostenaufwand nach wie vor unterschätzt wird. Die Aufgabe der Transformationsexperten und IT-Verantwortlichen ist es deshalb, nicht müde zu werden, und auch zukünftig intensiv über die Herausforderungen und Best Practices bei der Transformation zu sprechen. Die Studie und ihre Ergebnisse tragen dazu einen wichtigen Beitrag bei.