Jedes Jahr wendet die öffentliche Hand in der EU rund 2 Billionen Euro für Dienstleistungen und die Beschaffung von Gütern auf. Ein beträchtlicher Teil davon entfällt auf IT-Produkte. Diese Produktkategorie steht in Verbindung mit einer ganzen Reihe von Nachhaltigkeitsproblemen.
Jedes Jahr fallen beispielsweise weltweit mehr als 60 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Davon landet ein Großteil auf Mülldeponien, sodass Umweltverschmutzung, Gefahren für die menschliche Gesundheit sowie der Verlust wertvoller endlicher Ressourcen die Folge sind. Das öffentliche Beschaffungswesen kann auf eine große Kaufkraft zurückgreifen und seine Fähigkeit, verschiedene Branchen in eine nachhaltige Richtung zu lenken, sollte nicht unterschätzt werden.
Das betrifft auch einen wichtigen Aspekt für mehr nachhaltiges Wirtschaften: die Kreislaufwirtschaft. Vielerorts ist die Rede davon, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben – angefangen mit politischen Debatten bis hin zu Unternehmensberichten. Aber auch zunehmend in den Beschaffungspraktiken vieler Organisationen schlägt sich dieses Ziel wieder. Doch in der Praxis wird noch immer nicht allzu viel davon umgesetzt. Die Einführung von zirkulären IT-Praktiken reduziert die Auswirkungen auf das Klima, die Menge an Elektronikschrott und den Ressourcenverbrauch. Außerdem können erhebliche Kosten eingespart werden. Wenn es um Elektronik geht, ist vielen Verantwortlichen oft nicht klar, wo sie anfangen sollen. Daher sollen die nachfolgenden fünf Tipps den Einstieg erleichtern:
Schritt 1: Lieferanten mit Nachhaltigkeitsambitionen auswählen
Gespräche, Meetings und RFIs (Request for Information) sind wichtige Hilfsmittel, um Informationen zu sammeln. Zunächst sollte stets geklärt werden, welche Ambitionen und Bedürfnisse in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft existieren. Dazu ist es hilfreich festzulegen, auf welche Nachhaltigkeitsdaten die Verantwortlichen Zugriff benötigen. Da für Unternehmen immer häufiger eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung besteht, sind Unternehmen verstärkt auf glaubwürdige Nachhaltigkeitsdaten ihrer Lieferanten angewiesen.
Schritt 2: Aufnahme von Kreislaufkriterien in die Beschaffungspolitik und -spezifikationen
Um ein kreislauforientiertes IT-Management zu ermöglichen, müssen Produkte für eine lange Lebensdauer konzipiert sein und entsprechend hergestellt werden. Produkte müssen reparierbar und aufrüstbar sein, damit sie lange funktionieren. Materialien und Komponenten sollten zudem wiederverwertbar sein.
Um den Erfordernissen der Kreislaufwirtschaft zu entsprechen, müssen die Produkte von guter Qualität sein und lange funktionieren, ohne kaputt zu gehen. Die Einkäufer sollten sich daher immer nach der Garantie, dem Service, Reparaturen und Batteriewechseln erkundigen, um zu klären, ob all das für die geschätzte Lebensdauer gesichert ist.
Produkte mit Umweltzeichen oder Nachhaltigkeitszertifikaten können den Umstieg erleichtern, indem sie Kriterien für die Kreislaufwirtschaft festlegen und deren Einhaltung von unabhängiger Seite überprüft wird.
Schritt 3: Produkte mit ausreichender Kapazität kaufen
Beim Kauf von IT-Produkten gilt es langfristig zu denken. Leistungsfähige Produkte mit ausreichender Kapazität sind meist die bessere Wahl, um die eigenen Anforderungen über mehrere Jahre hinweg zu erfüllen. Auch der Ersatz herkömmlicher Software durch Cloud-basierte Lösungen kann den Leistungsbedarf senken und die Lebensdauer von Geräten verlängern. Eine höhere Leistung bedeutet oft, dass das Produkt mehr Energie verbraucht, aber dies ist vernachlässigbar im Vergleich zu den Auswirkungen auf das Klima, die in der Herstellungsphase entstehen. Der Kauf eines leistungsstärkeren Produkts ist zwar zunächst meist teurer, kann sich aber langfristig auszahlen.
Auch hier können Umweltzeichen und Nachhaltigkeitszertifizierungen den Umstieg erleichtern.
Schritt 4: Kauf und Verkauf von gebrauchten Produkten
Aus einer Kreislaufperspektive ist die Maximierung der Produktlebensdauer entscheidend. Wenn das Produkt nicht mehr den Bedürfnissen des Erstnutzers entspricht, sollte es weiterverkauft bzw. an einen Zweitnutzer weitergegeben werden. Der Kauf aus zweiter Hand reduziert in der Regel sowohl die Kosten als auch die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit.
Schritt 5: KPIs festlegen
Die Ermittlung der richtigen KPIs kann dabei helfen, die gesetzlichen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erfüllen und Schritte zur Erreichung interner oder externer Kreislaufwirtschaftsziele zu unternehmen. Im IT-Bereich führt eine längere Nutzungsdauer zu geringeren jährlichen Scope-3-Emissionen.
Fazit
Die Einführung eines zirkulären Ansatzes für Elektronik kann helfen, viele der heutigen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu bewältigen. Dies schließt sowohl den Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt, Umweltverschmutzung, aber auch das wachsende Elektronikschrott-Problem mit ein. Ein solcher Ansatz hat darüber hinaus auch positive Auswirkungen auf die soziale Nachhaltigkeit.