Interview

Ganzheitliche Sicht: Warum sie 2024 wichtiger ist denn je

2024 wird ein entscheidendes Jahr werden. Darin sind sich die Branchenexperten einig. Leuchtturmprojekte von Branchen-Primi glänzen, doch in der Fläche läuft die Digitalisierung in Deutschland noch immer ausbaufähig.

Die gute Nachricht: Kapazitäten für hochqualifizierten IT- und Technologiesupport, selbst für aufwendige Projekte, sind in Deutschland vorhanden – noch. Welche Trends im Jahr 2024 wichtig werden, darüber hat it management mit Benjamin Hermann, Geschäftsführer Zoi, gesprochen.

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Wann werden wir das erste Mal mit dem Chatbot von Benjamin Hermann sprechen?

Benjamin Hermann: Es wird nicht mehr lange dauern, bis „BENI“, das Binär-Empathische Neuro-Interface kommt, aber leider bleiben dann die persönliche Beziehung und die Dynamik eines Gesprächs auf der Strecke. Fakt ist aber, dass das Thema KI die Grundlage für funktionierende Chatbots ist. Das wird uns auch im nächsten Jahr stark beschäftigen.

Viele Unternehmen – international wie auch in Deutschland – fangen bereits an zu verstehen, dass die großen Mengen von textbasiertem Wissen, das in jedem Unternehmen vorhanden ist, in allen Ebenen und für viele verschiedene Zielgruppen anders genutzt werden kann als bisher. Die Regel „Man muss es nicht wissen, man muss nur wissen, wo es steht“ wird zunehmend abgelöst von „Ich muss nur wissen, wie ich frage!” Der Einsatz und das Arbeiten mit KI wird künftig so selbstverständlich werden, wie wir heute den Taschenrechner im Smartphone bedienen. Es ist einfach da und funktioniert.

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Trotzdem bleibt die Verantwortung für das Quellwissen …

Benjamin Hermann: Das sehen wir genauso. Die Verantwortung und die Exaktheit sind nach wie vor ungeheuer wichtig und beides braucht die gleiche detaillierte Sorgfalt. Nehmen wir eine Standardanweisung in einem Unternehmen der Pharma-Industrie. Niemand muss nach der Produktion einer Charge mehr Ordner mit SOPs durchforsten, um zu sehen, wie die zuführenden Schläuche für die einzelnen Stoffe zu reinigen sind. Das kann die KI über ein Device viel einfacher und eleganter erledigen. Doch wenn die hinterlegten Quellen nicht zu einhundert Prozent stimmen, kann auch die KI nicht funktionieren. Das kann dazu führen, dass Verunreinigungen eine andere Charge beeinflussen oder dass es bei Audits auffällt.

Bleibt die KI einzig auf das textbasierte Wissen beschränkt?

Benjamin Hermann: Ganz sicher nicht. Hier stehen wir am Anfang einer viel größeren technischen Revolution, die viele Unternehmenskulturen noch einmal richtig umkrempeln wird. Die KI spielt ihre weiteren Stärken aus, wenn sie sich von menschgemachten Prozessen entkoppelt. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von Sensoren und Aktoren in Verbindung mit IIoT-sein.

Die Sensorik hat mittlerweile einen guten und verlässlichen Stand erreicht, so dass sich automatisierte Prozesse beim Über- oder Unterschreiten von festgelegten Messwerten einrichten lassen. So lassen sich etwa Abweichungen in laufenden Produktionsprozessen leichter erfassen und abstellen oder bei Not- und Zwischenfällen leichter Menschenleben retten. Predictive Maintenance lässt dabei sogar einen Beitrag zum aktiven Umweltschutz zu, etwa wenn die integrierten Sensoren erkennen, dass eine Maschinenwartung noch nicht notwendig ist, da alle Prozesse innerhalb normaler Parameter funktionieren.

Die Regel “Man muss es nicht wissen, man muss nur wissen, wo es steht” wird zunehmend abgelöst von “Ich muss nur wissen, wie ich frage!”

Benjamin Hermann, Zoi TechCon GmbH

Welches Thema wird 2024 noch an Fahrt aufnehmen?

Benjamin Hermann: Mit Sicherheit wird es die Sicherheit sein. Wir konnten es gerade wieder am Beispiel einer relativ jungen Hotelkette sehen: Die Cyber-Kriminellen schlafen nicht. Im Gegenteil: Sie professionalisieren sich selbst immer weiter und nutzen KI-Tools, um ihre Schadsoftware zu programmieren. Das ist die Kehrseite der Medaille. Und damit müssen wir umgehen lernen. Es bleibt keine Frage ob, sondern wann der Cyber-Angriff kommt – er gilt mittlerweile als gesetzt.

Die Frage ist, wie gut sind die IT-Systeme von den Unternehmen geschützt, um derartige Bedrohungen abzuwehren und einzudämmen. Wir vergleichen es gerne mit einem Auto. Wir gehen selbstverständlich mit ihnen um, benutzen sie zu verschiedenen Zwecken, aber wir würden nie auf die Idee kommen, selbst eines zu bauen, weil uns die bestehenden zu teuer oder zu unsicher sind. Ähnlich verhält es sich mit IT-Systemen. Die sichersten Varianten gibt es nur in der Public Cloud. Der Unterbau aus Sicherheitssystemen, an dem jeden Tag weltweit hunderte von Expertinnen und Experten arbeiten, ist aus sicherheitstechnischer Sicht unschlagbar.

Aber für viele Unternehmen ist der finanzielle Faktor ausschlaggebend und es gibt Unternehmen, die aufgrund der Kosten die Cloud ganz oder teilweise wieder verlassen.

Benjamin Hermann: Das ist korrekt – und schade. Denn leider fehlt dann an den Stellen wieder der sogenannte Blick über den Tellerrand. Hier ist die Funktion des Managements nötig, um die anfangs realisierten Kostenvorteile der Cloud auch langfristig zu sichern. Wenn bei einem internationalen Großunternehmen hunderte von Entscheidern nicht wissen, dass es nach der Migration in die Cloud nun ein Teil ihres Jobs ist, die Kosten im Blick zu behalten, kann ich die ausufernden Kosten gut verstehen.

Der Kulturwandel, der mit der Cloud einhergeht, hat dann nicht funktioniert. Hier zeigt sich deutlich, dass mit der Cloud die Kommunikation über die Cloud genauso wichtig ist. Nur so kann das Wissen über die Vorteile und Verantwortungen an die richtigen Stellen gelangen. Wenn dann noch Managementfunktionen wie FinOps zeitgleich zum Start in die Cloud-Migration angestoßen werden, passieren solche Desaster nicht. Glücklicherweise lässt sich FinOps auch im Nachhinein noch implementieren. Dann ist das Kind zwar in den Brunnen gefallen, aber es sind lediglich die Kleidungsstücke nass geworden.

Ist FinOps dann nicht wieder eine weitere Leistung, die eingekauft und implementiert werden muss?

Benjamin Hermann: Niemand wird gehindert, von vornherein umfassende und nachhaltige Cloud-Konzepte aufzusetzen. Von daher ja, der iterative FinOps-Prozess kostet Geld, wenn er nicht von Anfang an mitgedacht wird. Aber wenn sich hunderttausende Euro im Jahr sparen lassen, warum dann nicht wenige Tausend Euro investieren, zumal sich diese Investition schon nach kurzer Zeit amortisiert.

Es ist unterm Strich wie bei so vielen Investitionen: Unternehmen brauchen für ihre neuen Technologien wie Cloud, KI und IIoT einfach eine hochkomplexe Sicherheit, die auch unter dem wirtschaftlichen Aspekt langfristig funktioniert. Neben den Einzelbausteinen wird dieser umfängliche Ansatz aus meiner Sicht der wichtigste Trend sein, der Einzug hält oder halten muss, wenn die Unternehmen in Deutschland nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben wollen. Hochqualifizierter und zertifizierter Support ist im Markt dafür derzeit noch vorhanden. Ich kann nur empfehlen, sich rechtzeitig dieser Hilfe zu versichern, denn wenn die Cloud-/KI-und IIoT-Wellen richtig losbrechen, sind diese Kapazitäten schnell knapp.

Stichwort Umweltschutz …

Benjamin Hermann: Das ist auch mein abschließender, aber nicht minder wichtiger Punkt: Aus meiner Sicht wird die Notwendigkeit zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sowie die Möglichkeit, den eigenen Carbon Footprint zu reduzieren, immer notwendiger. Wir müssen aus eigenem Antrieb nachhaltiger und vor allem transparent nachhaltiger werden. Auch hier sind die Lösungen vorhanden: Google beispielsweise weist direkt aus, welche Menge an CO2 für die abgerufenen Leistungen freigesetzt wird. Das wiederum kann für eigene Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden.

Herr Hermann, wir danken für das Gespräch.

Benjamin

Hermann

Geschäftsführer

Zoi TechCon GmbH

Ursprünglich aus der Softwareentwicklung und Architekturberatung kommend, beschäftigt Benjamin Hermann sich seit 2012 mit der Public Cloud und deren Anwendungsmöglichkeiten für die Industrie und Enterprise-IT.
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