Zuverlässigkeit, Sicherheit, und Bandbreite – vor ein paar Jahren übertrumpfte die Flexibilität und Kosteneffizienz von WLAN die von kabelgebundenen LANs. Eine ähnliche, sich seit langem abzeichnende Netzumstellung wird nun durch die Covid19-Pandemie und die damit einhergehende beschleunigte Digitalisierung vorangetrieben: der Übergang von kabelgebundenen Netzen zu Wireless WANs.
Denn LTE und die neue Mobilfunktechnologie 5G sind gegenüber kabelgebundenen WANs eine deutliche Verbesserung, ähnlich wie WLAN gegenüber kabelgebundenen LANs – vor allem, wenn sie in softwaredefinierte WANs (SD-WANs) integriert sind und auf deren Fähigkeiten aufbauen.
Die SD-WAN-Technologie schafft neue Möglichkeiten für Unternehmensnetzwerke. Sie ermöglicht die Konsolidierung mehrerer Netzwerkfunktionen, um Hardware- und Betriebskosten zu senken. Außerdem unterstützt sie mehrere WAN-Links und verbessert so die Zuverlässigkeit des Netzes und begünstigt sowohl die Bündelung der Bandbreite als auch die Trennung des Datenverkehrs. Anwendungserkennung und richtlinienbasiertes Routing eröffnen neue Wege zur Netzwerkoptimierung. Darüber hinaus vereinfacht das zentrale, cloudbasierte Management die Bereitstellung und Verwaltung von Netzwerkgeräten.
Solange die daraus resultierenden Netzwerke jedoch noch verkabelt sind, können die Vorteile der Technologie nicht voll ausgeschöpft werden. Wireless WANs bringen dagegen mehr Vielfalt, Flexibilität und Reichweite in Unternehmensnetzwerke. Die Grundlage dafür ist ein zuverlässiges WAN, das durch die Unterstützung verschiedener Netzverbindungstypen erreicht werden kann. Für zellulare Verbindungen bietet sich der Einsatz von Wireless-Edge-Lösungen an. Dadurch erhöht sich die Reichweite der Unternehmensnetzwerkfunktional
5G-Dienste bieten mehr Leistung
Mit erschwinglichen Flatrate-Optionen und höherer Bandbreite durch Gigabit-Class LTE ist der Mobilfunk inzwischen eine attraktive Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Verbindungen. Die aufkommenden 5G-Dienste bieten in vielerlei Hinsicht mehr Leistung: 5G ist auf eine geringe Latenzzeit ausgelegt. Die schnelleren Reaktionszeiten ermöglichen die uneingeschränkte Nutzung von geschäftskritischen Anwendungen und tragen zur Flexibilisierung von Prozessen bei. Verbesserte Antennen- und Übertragungstechnologien erhöhen die Anzahl der Geräte und Verbindungen, die jede 5G-Station verarbeiten kann. Auf diese Weise können IoT-Netze und andere Anwendungen mit hoher Dichte drahtlos unterstützt werden. Da LTE der Gigabit-Klasse weithin verfügbar ist und die meisten großen Netzbetreiber sich auf die Einführung von 5G-Diensten konzentrieren, können hochverfügbare Netze fast überall und jederzeit in Betrieb genommen werden.
Wireless WAN-Strategien
Mit Blick auf Unternehmen sind kabellose WANs die Lösung vieler Netzprobleme, bieten neue Chancen und sind die Basis für weitere Umgestaltungen. Dies lässt sich an diesen fünf Punkten veranschaulichen:
1. Bessere Netzwerkausfallsicherung
Die digitale Transformation von Unternehmen braucht funktionierende Netzwerke, die durchgehend verfügbar sein müssen. Dies gelingt durch mehrschichtige Systeme, die unterschiedliche Arten von Verbindungen beinhalten, sowohl kabelgebundene als auch kabellose. Wired-to-Wireless Failover springt ohne Unterbrechung von einem zum anderen Verbindungstyp. Haben LTE-Verbindungen eine geringere Bandbreite, erkennen und gewichten SD-WAN-Richtlinien den kritischen Datenverkehr. Bei LTE- und 5G-Verbindungen der Gigabit-Klasse ist ein Failover des gesamten Datenverkehrs möglich. Alles in allem lassen sich Wireless-Failover-Funktionen viel schneller und leichter bereitstellen, als neue Kabel installieren. Wenn kabelgebundene Verbindungen ausfallen, kommen zusammen mit dem Remote-Datenverkehr auch die Netzwerkmanagementfunktion abhanden. Da die meisten Festnetzaussetzer auf der letzten Meile vorkommen, fallen häufig auch sekundäre Festnetzleitungen aus. Das hat zur Folge, dass die entfernte Einheit nicht mehr zugänglich ist. Kabellose Verbindungen stellen eine effektive Out-of-Band-Verwaltungsoption bereit, die direkt mit dem Konsolenport eines oder mehrerer abgelegener Geräte verbunden ist.
2. Erweiterung der Netzwerkbandbreite
Ein weiteres deutliches Plus von SD-WAN ist, dass es zeitgleich mehrere Verbindungen zusammenfassen kann und so eine höhere Bandbreite generiert. Das Hinzufügen einer drahtlosen Verbindung zum Kabelnetz oder der Gebrauch verschiedener drahtloser Verbindungen ist dabei eine effektive Alternative zur Erhöhung der Bandbreite. Drahtlose Verbindungsoptionen erlangen oder übersteigen mit LTE-Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s, Gigabit-LTE mit bis zu 350 Mbit/s und 5G mit über 1 Gbit/s zügig das Leistungspotenzial kabelgebundener Verbindungen.
3. Mobile Konnektivität zur Hauptverbindung machen
Drahtlose WANs bieten eine bessere betriebliche Flexibilität für verschiedene Unternehmensstandorte. Die Eröffnung oder der Standortwechsel von Zweigstellen und Büros wird dadurch erheblich einfacher. Des Weiteren ist diese Technologie auch für Geschäftsfelder – zum Beispiel auf Baustellen oder in Pop-up-Stores – sinnvoll, in denen nur drahtlose Netzwerke möglich sind. Als Hauptverbindung bietet sich Wireless ebenso an, wenn ein hochredundantes Netzwerk mit geringen Betriebskosten aufgebaut werden soll. Damit ist eine ausgezeichnete Standortvernetzung mit größtmöglicher Netzwerkverfügbarkeit garantiert – und diese können Unternehmen zentral in der Cloud verwalten.
4. Ausweitung der IoT-Funktionen
Viele Menschen denken bei IoT an gelegentlichen Datenaustausch, der kaum Auswirkungen auf das bestehende Netzwerk hat. Doch gerade in intelligenten Gebäuden, intelligenten Städten oder in der vollautomatisierten Fertigung werden große Datenmengen erzeugt. Während diese IoT-Szenarien vermutlich mehr Interesse in der Öffentlichkeit hervorrufen, sind die vorherrschenden Anwendungsfälle aber etwa Videoüberwachung, Selbstbedienungskioske im Einzelhandel und alle Arten von medizinischen Prozessen sowie Fertigungs- und Industrieprozessen, da diese viel Bandbreite benötigen. Für solche groß gestalteten IoT-Initiativen sind eine geringe Latenzzeit und eine höhere Bandbreite von drahtlosen Verbindungen besonders wichtig.
Manche IoT-Geräte haben integrierte Wireless-Funktionen und lassen sich direkt mit einem Mobilfunk- oder WLAN-Netzwerk verbinden. Mit zunehmender Anzahl von Geräten wird jedoch die Verwaltung von SIM-Karten und drahtlose Netzwerkabonnements oder Zugangspunkten zu kostspielig und zeitaufwändig. An diesem Punkt setzen Unternehmen auf ihre eigenen privaten LTE- oder 5G-Netzwerke, auch bekannt als Wide-Area-LAN. So kann der gesamte IoT-Verkehr kostenkontrolliert gebündelt und einfacher und sicherer verwaltet werden.
5. Förderung der Unternehmensmobilität
Prozesse mobil zu unterstützen – insbesondere auch in Fahrzeugen – wird als wachsender Markt für Datenkonnektivität angesehen, da sich Unternehmen bemühen, zu papierlosen Büros überzugehen und die Datenerfassung zu intensivieren. Durch die LTE-Technologie wird hier schon vieles umgesetzt. 5G wird noch weitere neue Möglichkeiten eröffnen. Als Beispiele lassen sich Daten- und Video-Uploads in Echtzeit, automatisierte Arbeits- und Routenplanungen sowie die Konnektivität ganzer Fahrzeuge nennen.
Transformation des Netzwerk Edge
Unternehmensnetzwerke sind heute nicht mehr an feste Standorte gebunden. Sie formieren sich aus Menschen, Cloud-Diensten, Fahrzeugen, Kiosken, Pop-up-Standorten und einem immer größer werdenden Kosmos an IoT-Geräten. Die Ausweitung des Netzwerk Edge erlaubt zahlreiche neue Standorte, Dienste und Initiativen zur digitalen Transformation. Insgesamt ergibt sich für Unternehmen eine große Flexibilität, die auf der hohen Reichweite und den sich weiter entwickelnden Fähigkeiten der Wireless WANs beruht.
Denn diese unsichtbaren und trotzdem belastbaren Netzwerke, denen 4G LTE- und 5G-Technologien zugrunde liegen, ermöglichen schnelle, sichere und flexible Konnektivität, wo und wann immer sie gebraucht wird.
Jan Willeke, Area Director Central Europe bei Cradlepoint, www.cradlepoint.com