Ist der Energiesektor für die digitale Zukunft gerüstet? Wenn es nach den IT-Entscheidungsträger in deutschen Energieunternehmen geht, besteht noch erheblicher Nachholbedarf. So gibt fast ein Fünftel (19 Prozent) an, weiterhin vollkommen inkompatible IT-Systeme im Einsatz zu haben.
Zudem ist bei 21 Prozent die für eine digitale Transformation nötige Kompatibilität nur teilweise vorhanden. Ein Großteil (82 Prozent) derjenigen, die über teilweise oder völlig inkompatible Systeme in ihrer Organisation berichten, verzeichnet dadurch eine starke bis sehr starke Beeinträchtigungen ihrer Prozesseffizienz. Dies zeigt der neue „Frends Energy Insight 2024“, herausgegeben von Frends, Anbieter von cloudbasierten Integration Platform as a Service (iPaaS)-Lösungen. Die Studie schlüsselt detailliert auf, wie es aktuell um die deutsche Energiebranche in Sachen Digitalisierung bestellt ist und welche Schritte notwendig sind, um deren Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Vor allem die Anbindung von Legacy-Systemen spielt für einen besseren Digitalisierungsgrad eine kritische Rolle. Der Grund: Inkompatible IT-Systeme erschweren die Integration moderner Technologien wie Smart Grids, IoT-Plattformen und KI-basierten Tools. Dabei ist gerade der Energiesektor wie kaum ein anderer auf Echtzeitdaten und eine präzise Steuerung angewiesen. Die Folge sind erhöhte Betriebskosten und eine geringere Innovationsfähigkeit. Auf die Frage, in welchen Aufgabenfeldern die Vernetzung unterschiedlicher Bestands- und Neusysteme ein aktuelles Thema innerhalb des eigenen Unternehmens darstelle, werden die Bereiche Datenanalyse (59 Prozent), Energiemanagement und -handel (53 Prozent) sowie Personalmanagement (48 Prozent) am häufigsten genannt.
Energieversorger: Dringender Digitalisierungshandlungsbedarf in fast allen Geschäftsbereichen
Fast ein Viertel (22 Prozent) der Studien-Teilnehmer gibt in der Studie zudem an, mit Partnern, Lieferanten und Kunden noch überwiegend per Fax zu kommunizieren. Allein das zeigt, wie lange der Weg in puncto Digitalisierung im Energiesektor noch zu gehen ist.
„Nach Jahren voller Herausforderungen wie Versorgungsengpässen, der Energiewende, geopolitischen Spannungen und Inflation – aber auch zahlreichen technologischen Fortschritten – steht die Energie- und Versorgungsbranche an einem entscheidenden Punkt, denn ohne Digitalisierungs- und Automatisierungsinitiativen sind Unternehmen in diesem Sektor nicht zukunftsfähig“, kommentiert Tom Schröder, Regional Director DACH bei Frends.
Eine umfassende Digitalisierung zentraler Geschäftsbereiche ist für Energieversorger also entscheidend, um den wachsenden Anforderungen und Herausforderungen des Marktes gerecht zu werden. Dies gilt insbesondere für die firmeninterne Datenanalyse und das Energiemanagement. Mehr als die Hälfte (jeweils 55 Prozent) der Befragten sieht hier einen viel höheren Bedarf als es zum jetzigen Zeitpunkt der Fall ist. Auch in anderen Geschäftsbereichen bedarf es eines wesentlich höheren Digitalisierungsgrades, beispielsweise bei der Energieerzeugung (48 Prozent), Wartung und Instandhaltung (47 Prozent), im Kundenservice (46 Prozent), Personalmanagement (45 Prozent), Verkaufsprozess (45 Prozent) sowie bei Messung und Abrechnung beziehungsweise IT und E-Commerce (jeweils 44 Prozent).
Schlüsselfaktor Automatisierung: Effizienzsteigerung und Zukunftsfähigkeit im Energiemanagement
Die Automatisierung betrieblicher Abläufe ist ein weiterer Schlüsselfaktor für Effizienz und Zukunftsfähigkeit. Fast die Hälfte der Befragten sieht einen hohen Bedarf an Prozessautomatisierung im Energiemanagement (49 Prozent) und in der Datenanalyse (47 Prozent).
„Automatisierte Systeme ermöglichen eine präzisere Steuerung von Energienetzen, verbessern die Integration erneuerbarer Energien, erhöhen die Ausfallsicherheit und unterstützen bei der Lastverlagerung und dem Energiemanagement auf der Verbraucherseite“, erklärt Schröder. „Zudem erleichtert die Automatisierung die Einhaltung regulatorischer Vorgaben durch kontinuierliches Monitoring und Reporting. Dies ist besonders wichtig in einem immer liberaler werdenden Energiemarkt, in dem Unternehmen flexibel und schnell auf Marktveränderungen reagieren müssen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.“
Künstliche Intelligenz, Cloud und Prozessautomatisierung können den Energiesektor verändern
Mit Hilfe moderner Technologien können Unternehmen im Energie- und Versorgungssektor vorausschauende Wartungsstrategien entwickeln. Diese helfen dabei potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und proaktiv zu beheben, bevor es zu kostspieligen Ausfällen kommt. So sind beispielsweise KI-Technologien in der Lage, Daten (automatisiert) zu konsolidieren und zu analysieren. Entsprechend können Unternehmensverantwortliche auf Basis valider Informationen und präziser Prognosen intelligente Entscheidungen und Automatisierungsprozesse initiieren oder optimieren. Dies führt letztlich zu einem besseren Energiemanagement, reduziert Ausfallzeiten und unterstützt die Integration erneuerbarer Energien und damit eine nachhaltige Unternehmensführung.
Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (59 Prozent) im deutschen Energiesektor nutzt bereits KI für die Automatisierung. Bei knapp einem Viertel der Befragten (22 Prozent) macht Cloud-Software bereits mehr als die Hälfte der eingesetzten Software aus, bei 64 Prozent bis zu 50 Prozent aller eingesetzten Programme. Ein Viertel (24 Prozent) der Befragten setzt KI bereits in allen Abteilungen ein. Zwei Drittel (66 Prozent) nutzen KI, aber noch nicht überall.
Digitale Zukunftsfähigkeit: Nahtlose Integration und Automatisierung sind essenziell
Integrationsplattformen wie die von Frends unterstützen Unternehmen im Energiesektor bei der Integration inkompatibler IT-Systeme, der Automatisierung betrieblicher Abläufe, der Einbindung moderner Technologien wie künstlicher Intelligenz und der Einhaltung von Cybersecurity- und Compliance-Anforderungen. Durch eine nahtlose Systemintegration und Prozessautomatisierung sind sowohl eine gesteigerte Prozesseffizienz als auch eine verbesserte Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen möglich.
„Ein großer Vorteil unserer Lösung sind vorgefertigte Integrationsmodule für häufig verwendete Systeme im Energiesektor. Diese branchenspezifischen Komponenten erleichtern die Einhaltung von Branchenstandards und gesetzlichen Vorschriften“, betont Schröder. „Energieversorger können somit schneller und effizienter auf Marktanforderungen reagieren und gleichzeitig sicherstellen, dass alle regulatorischen Anforderungen erfüllt werden.“
Mehr über die aktuellen Trends und Herausforderungen der digitalen Transformation im Energiesektor sind in der Studie „Frends Energy Insight 2024“ verfügbar. Den Report gibt es hier zum Download.
Methodologie
Arlington Research, eine unabhängige Marktforschungsagentur der Berkeley Gruppe, führte im Auftrag von Frends im Juni 2024 insgesamt 150 Online-Interviews mit IT-Entscheidungsträgern in Energieerzeugungs- und Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, einschließlich Gas- und Stromindustrie, durch.
(pd/Frends)