RPA wird zum „YouTube der Automatisierung“: RPA dürfte sich in diesem Jahr als zentrale Automatisierungsplattform etablieren. So wie YouTube zur Anlaufstelle für Videoinhalte wurde, könnte RPA zum zentralen Automatisierungs-Repository werden. Gleichzeitig werden Programme zur Automatisierung immer nützlicher und wiederverwendbarer, lassen sich also leichter auf neue Einsatzbereiche übertragen. So werden Unternehmen ein- und denselben Code über verschiedene Branchen und Regionen hinweg nutzen. Eine Tendenz, die den Einsatz von RPA insgesamt deutlich vereinfachen und verbreitern dürfte.
Standardisierung und Kombination von Robotern: Unternehmen werden zudem entdecken, dass sich standardisierte Roboter für unterschiedliche Einsätze in verschiedenen Abteilungen eignen, aber auch in unterschiedlichen Branchen und über Unternehmensgrenzen hinweg genutzt werden können. Roboter werden also ihre bisherigen, vereinzelten Einsatzbereiche verlassen. Ihre Nutzung wird besser vorhersehbar und skalierbar. Erst so kommen die Vorteile von RPA vollständig zum Tragen. Je mehr einfache Standardaufgaben automatisiert und damit weniger fehleranfällig sind, desto komplexer wird allerdings die Behebung der verbleibenden Probleme. Dem sollten Unternehmen durch Site Reliability Engineering entgegenwirken, bei dem IT-Operations als Softwareaufgabe betrachtet werden, die mit Software Engineering gelöst werden.
Junge Akademiker werden der Automatisierung neuen Schub geben: Junge Akademiker, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängen, haben ein deutlich breiteres Interesse und Verständnis für die Transformation und Modernisierung althergebrachter Prozesse als langjährige Mitarbeiter, die an dieser Aufgabe in der Vergangenheit immer wieder gescheitert sind. Sie werden unbequeme Fragen stellen, etwa warum bestimmte Dinge seit Jahren so und nicht anders, nämlich besser gelöst werden. Sie haben die Automatisierung bestimmter Prozesse vielleicht schon in der Schule, mit Sicherheit aber während ihres Studiums kennengelernt, und vieles davon bereits in ihr Privatleben integriert. Sie werden daher beginnen, auch Teile ihrer Arbeitsprozesse zu automatisieren. Je effektiver und effizienter sie dabei sind, desto eher lassen sich alte Bedenken überwinden und Unternehmen von der Notwendigkeit der Veränderung überzeugen. Diese jungen, motivierten Automatisierungsexperten könnten im Unternehmen eine Art Task Force bilden, die die unternehmensweite Strategie zur Automatisierung definiert und in die einzelnen Abteilungen trägt. Zugleich wären sie eine ideale Schnittstelle zu RPA-Anbietern.
Maschinelle Intelligenz wird alle überraschen: Das Potenzial von KI und maschinellem Lernen ist längst nicht ausgeschöpft. Probleme, die gestern scheinbar nur mit menschlicher Intelligenz gelöst werden konnten, werden schon morgen von Software erledigt. So wie sich die Komplexität von Schaltkreisen in einem bestimmten Zeitraum verdoppelt hatte (Mooresches Gesetz), wird auch Künstliche Intelligenz exponentiell wachsen, was viele Überraschungen mit sich bringt. Zumal dieses Wachstum weitere Innovationen im Bereich der Quantenrechner ergänzt. Die Zahl der Quantenbits wächst regelmäßig und eröffnet eine Vielzahl neuer Anwendungsmöglichkeiten. Scheinbar unverrückbare Grenzen werden fallen.
RPA betritt die politische und wirtschaftliche Weltbühne: Die Folgen der Automatisierung werden in diesem Jahr große Teile der Gesellschaft betreffen. RPA wird bei den Vereinten Nationen in New York genauso zum Thema werden wie beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Dabei geht es auch um Arbeitsplätze und deren gerechte Entlohnung. Auch die einzelnen Nationalstaaten dürften gesteigertes Interesse an den gesellschaftlichen Folgen der Automatisierung haben. Spätestens, wenn immer mehr Roboter bei einem eventuellen Konjunktureinbruch viele Arbeitsplätze übernehmen, wird RPA ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Einen Umbau am Arbeitsmarkt prognostiziert auch Forrester in einer aktuellen Analyse. Demnach werden knapp 4 Prozent der bisherigen Büroarbeitsplätze verschwinden. Stattdessen dürften weltweit 300.000 neue Arbeitsplätze entstehen, deren Inhaber mit Intuition, Empathie und einer gehörigen Portion Flexibilität ausgestattet sein sollten. Eigenschaften, die nicht durch Roboter ersetzt werden können.
RPA-Branche wird sich weiter konsolidieren: Große und bereits etablierte RPA-Anbieter werden sich im Jahr 2020 neue, kleinere Konkurrenten einverleiben. Anbieter wie UiPath werden auf Grund ihrer hohen Marktbewertung von Übernahmen verschont bleiben. Das gilt auch für die Vereinnahmung durch Großkonzerne. Diese werden ihre RPA-Kompetenz durch Übernahme von kleineren Anbietern ins konzerneigene Haus holen. Bereits jetzt lässt sich beobachten, dass globale Software-Dienstleister und Technologie-Anbieter Unternehmen der Automatisierungsbranche aufkaufen. Eine Tendenz, die sich fortsetzen dürfte.
Die richtigen Entscheidungen für das Jahr 2020 und darüber hinaus treffen
Das Gesamtbild dieser Trends macht deutlich, wie komplex ein Schritthalten mit den Entwicklungen in den Bereichen RPA und KI sein kann. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen die genannten Trends erkennen und ihre Ausrichtung entsprechend anpassen, um im Wettbewerb den entscheidenden Vorsprung zu bekommen. RPA gibt Unternehmen aller Größenordnungen und in allen Branchen das Potenzial, eine Strategie für die eigene digitale Transformation zu entwickeln. UiPath zeigt an etlichen Fallbeispielen, welche Bedeutung der „Automation First“-Gedanke beim Fortbestehen eines Unternehmens haben kann. Auch wenn viele konkrete Automatisierungstrends für das laufende Jahr absehbar sind, entscheidend wird sein, welche Innovationskraft jedes Unternehmen aufbringen kann, um adäquat darauf zu reagieren.