Die IT muss bei Mergern und Akquisitionen immer mitgedacht werden

Mergern und Akquisitionen

Unternehmensübernahmen oder -fusionen sind in der Regel ein aufwendiges Unterfangen, bei dem Käufer und Verkäufer eine Vielzahl von Aspekten im Blick haben müssen. Einer wird jedoch viel zu häufig übersehen oder nachrangig behandelt: die IT. Dabei ist sie oft entscheidend für den (langfristigen) Erfolg des Deals. Zudem muss die Sicherheit der Daten beider Unternehmen vor, während und nach dem Prozess gewährt sein. Wie das gelingt und welche weiteren Herausforderungen in der IT auf Unternehmen bei Mergern und Akquisitionen warten, erklärt Gerard Lavin, Field CTO bei Cloud Software Group. 

Auch wenn im letzten Jahr nicht die Zahlen des Rekordjahres 2021 erreicht wurden, als sich in Deutschland etwa der Wohnungskonzern Vonovia eine Mehrheit an seinem Konkurrenten Deutsche Wohnen sicherte, gab es natürlich dennoch zahlreiche Geschäftsübernahmen und Unternehmensfusionen. Denn wie die Unternehmensberatung Bain & Company in ihrem M&A Report 2023 schreibt: „Die Geschichte lehrt uns, dass Unternehmen, die in turbulenten Zeiten mutige Schritte gehen, langfristig zu den Gewinnern gehören.“

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Gründe für Übernahmen oder Fusionen können dabei vielseitig sein – ein Unternehmen möchte zum Beispiel dadurch die eigenen Marktanteile erhöhen, das Portfolio um neue Produkte erweitern, den Bekanntheitsgrad der Marke steigern oder in neue Regionen expandieren. Genauso gibt es aber auch zahlreiche Gründe, warum Merger und Akquisitionen scheitern, von zu großen kulturellen Unterschieden zwischen den Unternehmen bis hin zu unzureichenden Due-Diligence-Prüfungen durch die Käufer, weshalb sie anschließend böse Überraschungen erleben. Doch auch die ungenügende Berücksichtigung der IT kann eine potenzielle Ursache für M&A-Probleme sein, vor allem, da ihre Rolle noch häufig unterschätzt wird.

IT als Brücke, um den Wandel zu meistern

Die IT-Abteilung muss insbesondere dafür sorgen, dass die Integration zwischen den Tools und Systemen des einen Unternehmens mit denen des anderen gelingt. Selbst wenn beide ähnliche Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten, können sich ihre IT-Betriebsmodelle, ihre Anwendungen und Prozesse drastisch voneinander unterscheiden. Hinzu kommt bei internationalen Übernahmen, dass beide Unternehmen womöglich andere rechtliche Vorschriften beim Datenschutz beachten müssen und ihre Systeme entsprechend aufgesetzt haben. Gleichzeitig muss die IT-Abteilung auch für die neu hinzukommenden Mitarbeiter einen möglichst reibungslosen Übergang sorgen, sodass diese ihre Arbeit fortsetzen können – in einer Zeit, die oft eh schon viele Umstellungen erfordert und von Unsicherheit ob ihrer weiteren beruflichen Zukunft im Unternehmen geprägt ist. 

Unternehmen müssen deshalb sorgfältig darüber nachdenken, wie sie die IT als Brücke zwischen den systemischen Veränderungen nutzen können, um den Wandel optimal zu bewältigen. Denn dann kann eine wirksame Technologieintegration als Multiplikator wirken, den unterschiedlichen Geschäftsbereichen Zugang zu neuen Datenquellen ermöglichen, effektivere Systeme und optimierte Arbeitsabläufe schaffen sowie die Produktivität und Effizienz der Mitarbeiter erhöhen. Wird die IT im Übernahme- oder Fusionsprozess allerdings nachrangig behandelt, entstehen schnell Silos, ineffiziente und redundante Systeme und die Sicherheit von sensiblen Daten kann gefährdet sein.

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IT-Führungskräfte, etwa CIOs, müssen deshalb von Anfang an eingebunden werden. Ihre Aufgabe im Rahmen des M&A-Prozesses lässt sich in fünf Schritte unterteilen:

  • Prüfung: Zunächst gilt es, sich einen umfassenden Überblick über die gesamte IT-Infrastruktur, einschließlich vorhandener Abhängigkeiten, des anderen Unternehmens zu verschaffen. Dabei sollten IT-Führungskräfte nicht unterschätzen, dass es vielerorts Schatten-IT gibt, die auch erfasst werden muss. 
  • Planung: Auf dieser Basis muss ein Integrationsplan erstellt werden, der neben den wichtigsten Ziele der Umstellung im Detail auch einen Zeitplan für diese Umstellung oder die Einführung neuer Tools enthält. Zudem sollten mögliche Hindernisse – sowie entsprechende Lösungen – für diese Schritte identifiziert werden.
  • Integration: Die Integrationsphase umfasst dann beispielsweise die Konsolidierung von Rechenzentren und die Migration von IT-Infrastruktur, Daten und Geschäftssystemen, genau wie die Implementierung von Sicherheitsrichtlinien. Vorrang sollten hierbei Finanz-, Transaktions- und Kundendaten haben, um ein reibungsloses Weiterarbeiten zu ermöglichen.
  • Sicherheit: Sicherheit ist eigener Punkt, denn Unternehmen sind einem immer größeren Risiko ausgesetzt und Bedrohungen entwickeln sind stetig weiter. Daher muss die kombinierte Infrastruktur genaustens auf mögliche Schwachstellen überprüft werden. Zudem braucht es einen umfassenden, mehrschichtigen Sicherheitsansatz wie Zero Trust, der Zugriffe beschränkt und Daten, Anwendungen und Systeme schützt.
  • Blick in die Zukunft: Darüber hinaus sollte es auch schon Überlegungen geben, welche Anforderungen an die IT in Zukunft gestellt werden und wie sich Innovationen leicht realisieren lassen, um frühzeitig die Weichen hierfür zu stellen.

Fazit: Gute Vorbereitung verhindert spätere Probleme

Je größer der Deal, desto eher wird die IT als zentraler Bestandteil eines Mergers oder einer Akquisition übersehen, da andere Aspekte im Vordergrund stehen. Genau das kann sich aber schnell rächen, wenn Integrationen nicht funktionieren, die neuen Mitarbeiter nicht auf Daten und Anwendungen zugreifen können, die sie zum Arbeiten brauchen, und Sicherheitslücken von Cyberkriminellen ausgenutzt werden. Deshalb müssen Unternehmensverantwortliche ihre IT-Führungskräfte einbinden und sie beauftragen, für eine nahtlose Vereinheitlichung verschiedener Systeme auf IT-Ebene zu sorgen. Dafür benötigen diese allerdings ausreichend Ressourcen – Zeit, Budget, Mitarbeiter oder externe Partner, die die notwendige Expertise in Bereichen wie Planung, Discovery und Implementation für ein solches Unterfangen verfügen. So können Unternehmen sicherstellen, dass ihr Geschäftsbetrieb im Fall eines Mergers oder einer Akquisition schnellstmöglich fortgeführt wird. 

Gerard-Lavin

Gerard

Lavin

Field CTO

Cloud Software Group

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