Embedded Insurance ist ein Trendthema, mit dem sich Versicherungsunternehmen zunehmend beschäftigen. Es ist quasi eine Notwendigkeit in einer Zeit der Digitalisierung, in der Synergien auf verschiedensten Ebenen genutzt werden.
Dies betrifft auch die Verknüpfung von Produkten und Prozessen mit Versicherungsleistungen.
Die Versicherungswirtschaft steht vor einem hohen Wettbewerbsdruck und steigenden Markt- und Kundenanforderungen. Neue Player und Geschäftsmodelle gefährden das etablierte Stammgeschäft. Ein Beispiel dafür ist auch die steigende Bedeutung von Embedded Insurance. Versicherer müssen diesen Megatrend aktiv aufgreifen, um ihre Marktposition zu sichern und zu stärken. Schließlich besetzen immer mehr Anbieter dieses Thema. Dazu zählen Unternehmen wie Cover Genius oder Penny.io, MGAs (Managing General Agents), aber auch OEMs wie Tesla oder VW.
Die Grundvoraussetzungen auf Seiten der Versicherer für die Etablierung von Embedded-Insurance-Modellen sind ein geändertes Mindset und die Digitalisierung. Dabei geht es etwa um die Beseitigung bürokratischer Hürden und die Änderung etablierter Prozesse. Ziel muss eine deutliche Prozessoptimierung sein, die zum Beispiel die Reduzierung manueller Abläufe, die Automatisierung und universelle Datenzugriffsmöglichkeiten beinhaltet.
Der digitale Workflow ist von elementarer Bedeutung, um Versicherungsprodukte problemlos in die Angebote von Drittanbietern zu integrieren, sei es ein Autohersteller oder ein E-Bike-Verkäufer. Nur durch digitale Prozessketten kann eine Versicherung einfach und schnell eingebunden werden, sodass der Kunde letztlich einen Verkaufspreis erhält – für das Produkt und die inkludierte Versicherung.
Ohne Digitalisierung geht es nicht
Die Digitalisierung ist der zentrale Erfolgsfaktor. Die damit verbundenen Ziele sind durchgängige Prozesse, Flexibilität, Agilität und vor allem Offenheit. Technologisch von entscheidender Bedeutung ist dabei die Nutzung offener APIs. Nur mit solchen APIs ist eine verstärkte Zusammenarbeit von Versicherern mit Drittanbietern und auch eine Plug-and-Play-Integration verschiedener Angebote möglich.
Im Hinblick auf die genutzte Systemumgebung sind prinzipiell auch On-Premises-Infrastrukturen denkbar, schließlich kann selbst damit die Grundanforderung abgedeckt werden, APIs für die Anbindung von Drittanbietern bereitzustellen. Hinsichtlich Agilität, Flexibilität, Dynamik und Skalierbarkeit sind aber Cloud-Infrastrukturen mit einer Cloud-nativen Entwicklungsumgebung vorzuziehen. Cloud-Plattformen bieten Versicherungsunternehmen vor allem eine einfache Möglichkeit, digitale Ökosysteme zu nutzen. Damit können sie ihre eigenen Versicherungsangebote mit den Produkten, Services und Leistungen anderer Unternehmen verknüpfen. Mittels solcher Ökosysteme sind auch neue Kundensegmente einfacher und schneller adressierbar. Mit der Cloud als Basis, mit der Versicherer über offene Schnittstellen zusammen mit Partnern flexibel auf Daten zugreifen können, sind Serviceerweiterungen relativ einfach und schnell umsetzbar, also auch die Realisierung von Embedded-Insurance-Angeboten. Darüber hinaus bietet die Datenzugriffsmöglichkeit Versicherern einen weiteren Vorteil: Die Daten können sie zum Beispiel bei Versicherungen im KFZ-Bereich oder im Gesundheitswesen für die Flexibilisierung ihrer Angebote auf Kundenwunsch nutzen.
Doch was sind die größten Hindernisse für Versicherer auf dem Embedded-Insurance-Weg? Es sind eindeutig die nach wie vor oft noch vorhandenen Legacy-Systeme, die weder Flexibilität noch APIs bieten. Aus diesem Dilemma gibt es zwei Auswege. Zum einen setzen Versicherer teilweise auf die Neugründung von Unternehmen, die mit innovativen Systemen die Anforderungen im Embedded-Insurance-Kontext abdecken können. Zum anderen wird die Modernisierung der vorhandenen Kernversicherungsplattform in Angriff genommen. Ein Punkt sollte aber auf jeden Fall klar sein: Die weitere unveränderte Nutzung der etablierten Legacy-Systeme stellt hinsichtlich Zukunftsfähigkeit und -sicherheit keine Alternative dar.
Der Kunde treibt die Entwicklung
Für die Etablierung von Embedded-Insurance-Angeboten sind nicht zuletzt auch die Kunden zentrale Treiber. Einfach, schnell und komfortabel wollen sie das Benötigte erhalten. Und dies betrifft auch Versicherungsangebote. Klassische manuelle und papierbasierte Prozesse entsprechen nicht mehr der Erwartungshaltung.
Versicherer kommen somit kaum mehr an Embedded Insurance vorbei. Als grober Leitfaden für die erfolgreiche Lösungsumsetzung können dabei die folgenden Punkte dienen:
1. Mindset-Transformation
2. Nutzung einer digitalen Plattform mit offenen APIs – unter Umständen auch in Zusammenarbeit mit einem Technologiepartner
3. Digitalisierung, Optimierung und Automatisierung von Prozessen
4. Intelligente Datenintegration und -nutzung, auch im Hinblick auf den schnellen Zugriff auf externe Daten
5. Auswahl der richtigen Distributionspartner und Produkte
Um im intensiven Wettbewerb bestehen zu können, werden Versicherungsunternehmen in den kommenden Jahren die Digitalisierung, die Optimierung von Prozessen und die intelligente Datenverwendung konsequent vorantreiben müssen. Auch das Thema Embedded Insurance kann eine Versicherung nicht ignorieren, wenn sie keine Marktanteile verlieren will. Dieses Modell wird für den klassischen Versicherungsmarkt einen deutlichen Wandel bedeuten, Bisher wurden Versicherungspolicen verkauft, bei Embedded-Insurance-Modellen könnte man hingegen davon sprechen, dass Versicherungen gekauft werden.