Am 29. Oktober 1969 wurde die erste Nachricht zwischen zwei Rechnern versendet. Dies wird als Grundstein für die Erfindung des Internets angesehen – der Start der modernen Digitalisierung und der Grundstein einer neuen Arbeitswelt. Was damals als revolutionär galt, ist heute allgegenwärtig in unseren Smartphones, Tablets oder Smart Watches.
Künstliche Intelligenz, Sprachsteuerung, Virtual Reality… Was heute noch neu ist, gehört morgen zu unserem digitalen Alltag. Doch welche Entwicklungen erwarten uns, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können? Werden unsere Smartphones vielleicht schon bald von der nächsten revolutionären Welle abgelöst? In diesem Kommentar skizziert Christian Reinwald, Head of Product Management & Marketing bei reichelt elektronik ein mögliches Szenario, das vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt ist.
Sprachsteuerung ist bald passé
Kommunikation ist ein grundlegendes Bedürfnis der Menschheit. Sich verständigen, verständlich machen und verstehen gehört zu uns Menschen wie das Atmen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade moderne Kommunikationsmittel in den letzten Jahrzehnten eine enorme Entwicklung durchgemacht haben, um uns den zwischenmenschlichen Austausch in der digitalen Welt zu ermöglichen. War Ende 1992 die SMS noch ein Novum, ist sie 30 Jahre später schon fast ein Relikt und wurde durch Messenger oder Videochats abgelöst.
Nicht nur das Medium der Nachrichten hat sich verändert, sondern auch die Bedienung. Die Eingabe von Informationen in Computer über Tastaturen löste die Lochkarten ab. Nach der Markteinführung von Tastenhandys erleichterten Neuerungen wie T9 das mühsame Eintippen von Nachrichten. Es folgten Smartphones und Touchscreens, die intuitivere Gesten nutzten, um Anweisungen zu geben. Derzeitiger Stand der Technik ist die Steuerung über die Sprache. Dabei beschränkt sich diese Bedienung längst nicht mehr nur auf Smartphones, sondern umfasst via Sprachassistenten und Smart-Home-Schnittstellen auch viele Bereiche des Alltagslebens.
Was ist also die nächste Evolutionsstufe der Bedienung? Die Vernetzung unsere digitalen, smarten Geräte direkt mit dem Gehirn. Damit kann zum Beispiel der Computer oder das Smartphone über Hirnströme gesteuert werden. Klingt wie Science-Fiction und Zukunftsmusik, ist aber schon längst real. Unternehmen wie etwa Nextmind arbeiten daran, das Gehirn als Steuerungsmodul zu verwenden. Dabei wird ein Sensor über ein Stirnband mit dem Kortex verbunden, somit können seine elektrischen Impulse in Handlungen übersetzt werden. Durch diese Technologien ist der Weg für eine freihändige Steuerung von Geräten vorbereitet.
Verschmelzung von virtueller und physischer Realität
Die Digitalisierung hält also Einzug in das Gehirn und das ganz ohne einen Mittler wie PCs oder Sprache. Der nächste logische Schritt geht sogar noch weiter: wenn digitale und reale Welt in einem sogenannten Metaverse miteinander verschmelzen, ergo in einer Art virtuelle weltweite Realität oder auch eine digitale Alternative zur realen Welt. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg setzt bereits jetzt voll und ganz auf die Integration von virtueller und physischer Welt.
Technologien wie Virtual Reality oder Augmented Reality eröffnen uns in einer so verschmolzenen Welt nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, die weit über den Gamingsektor hinausgehen. Geschäftstreffen können damit zum Beispiel in virtuellen Räumen stattfinden. Egal wo auf der Welt die Mitarbeiter sich aufhalten, sitzen alle Avatare (digitale Stellvertreter) im selben Raum. Durch modernste Scantechnik kann jeder sogar den eigenen Schreibtisch mit in die virtuelle Realität nehmen.
Blick in die Kristallkugel
Das zunehmende Eintauchen in eine digital-vernetzte Welt bietet große Möglichkeiten. Durch das Brain-Computer-Interface werden Prozesse effektiver. Bedienungsbefehle müssen nicht erst im Gehirn verarbeitet und für die Ausführung an das Bewegungs- oder Sprachzentrum weitergegeben werden, bevor sie im Gerät ankommen. Besonders Menschen, die bei den üblichen Bedienungsmodi vor Hürden stehen, werden davon profitieren können.
Digitale Zusammenarbeit und virtuelle Treffen bieten einen großen Mehrwert. In den meisten Fällen kann ein digitales Meeting ein persönliches ersetzen. Dadurch können nicht nur Reisekosten eingespart werden, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Virtuelle Treffen bilden den Grundstein für eine neue Arbeitswelt, die sich immer weiter digitalisieren wird. In einer Zeit, in der es gilt, die Distanz zu anderen Menschen zu wahren, hat das Konzept eines Metaverse ideale Wachstumsbedingungen. Hybride Ansätze in denen virtuelle und physische Realitäten verschmelzen und koexistieren, werden schon bald die Norm sein, besonders am Arbeitsplatz, aber auch im Entertainment-Bereich. „Erlebnisse“ werden dann nicht mehr real wahrgenommen, sondern virtuell.
All die positiven Zukunftsentwürfe haben natürlich auch eine Kehrseite. Es bleibt ein Restrisiko, dass die aufstrebenden Technologien nicht nur verantwortungsvoll eingesetzt werden. Wenn die virtuelle und physische Welt noch enger verwoben werden, kann das potenziell auch für Überwachung und Kontrolle genutzt werden. Ein Szenario, das eher an Drehbücher für Science-Fiction-Filme erinnert. Dennoch steckt darin auch ein Körnchen Wahrheit. In den kommenden Jahren muss es daher auch verstärkt Bestrebungen zur Reglementierung der technologischen Entwicklungen geben, damit ein Einsatz zum Wohle aller sichergestellt werden kann.