Künstliche Intelligenz: Erwartungshaltung vs. Realität

Künstliche Intelligenz (KI) wird gerne mal als Retter, mal als Vernichter der Menschheit stilisiert. Sicher ist, dass der Begriff polarisiert – und das nicht nur in den Medien. In der Wirtschaft gilt KI als Innovationstreiber, hat aber gleichzeitig auch einige warnende Skeptiker (wie etwa Elon Musk).

Dabei sei Technologie an sich moralisch neutral, meint Toby Walsh, Professor für Artificial Intelligence an der Universität Sydney. Die Menschheit selbst trage die Verantwortung, einer Künstlichen Intelligenz unsere Wertvorstellungen beizubringen. Welche das sind, entscheiden wir.

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Heute arbeiten die meisten KI-unterstützten Systeme noch im Hintergrund, z. B. in der Steuerung von Industrierobotern, in medizinischen Assistenzsystemen oder in der Cloud beim Training mit Rechnungsbelegen. Manche lernen sogar, sich selbst zu programmieren. Doch laut einer IDC-Studie sind KI-Projekte nicht überall erfolgreich: Bei 25 Prozent der befragten Firmen scheitert sogar jedes zweite Vorhaben. 

Was können wir also von einer KI erwarten?

Zum Glück wird das mit der Weltherrschaft intelligenter Maschinen wohl noch etwas dauern. Denn ihr Ziel oder Zweck wird einer KI von Menschen vorgegeben. Sie stellen die Trainingsdaten bereit, mit denen KI innerhalb von engen Systemgrenzen lernen und agieren dürfen. Und sie, also sog. Data Scientists, werten die Ergebnisse der KI aus.

Sicher, Künstliche Intelligenzen haben Potenzial. So besiegten die KI-Systeme »Alphago«, »Deep Blue« und dessen Weiterentwicklung »Watson« in verschiedenen Spielen ihre menschlichen Kontrahenten. Außerhalb der Spiel- und Trainingsdatengrenzen sind sie jedoch nutzlos.

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Komplexere Aufgaben bleiben für Künstliche Intelligenzen weiterhin eine Herausforderung: Es benötigt z. B. hunderttausende Bilder und damit Gigabytes an Daten, um etwa eine beratende Chatbot-KI eines Onlineshops auf die Erkennung von unterschiedlichen Kleidungsstücken zu trainieren. Soll eine KI dann noch autonom reagieren, müssen Unmengen an Informationen verarbeitet werden. In B2B-Projekten fehlen hier oft die nötigen Ressourcen, ausreichende Trainingsdaten und letztlich ein erkennbarer ROI.

KI kann auch anders

Manche KI-Experimente beunruhigen auch etwas. So musste ein Test abgebrochen werden, in dem zwei KI-unterstützte Chatbots plötzlich in einer »Geheimsprache« kommunizierten, die die Forscher nicht mehr verstehen konnten. Die Wissenschaftler hatten es jedoch schlicht versäumt, den Künstlichen Intelligenzen entsprechende Vorgaben zu machen.

Ein weiteres unrühmliches Paradigma für menschliche Einflussnahme ist die KI »Tay«. Der aus Gesprächen lernende Chatbot wurde von Internet-Trollen innerhalb kürzester Zeit auf eine chauvinistische, antisemitische, rechtsnationalistische Gesinnung umgepolt. Auch B2B-Unternehmen müssen hier künftig aufpassen, dass ihre KI-Bots nicht Bestandteil solcher geschäftsschädigenden Kampagnen werden.

Bis sich eine Künstliche Intelligenz perfekt als Mensch ausgibt und damit den »Turing Test« besteht, wird noch etwas Zeit vergehen. Doch sogenannte Deepfakes entwickeln sich schon in eine gefährliche Richtung: KI-unterstütze Tools ermöglichen es, bspw. Personen fremde Aussagen in den Mund zu legen, die selbst für Videoexperten kaum erkennbar sind. Mit derartigen Technologien muss also verantwortlich umgegangen werden.

Alle Beispiele zeigen aber, wie stark wir Menschen die Entwicklung von KI beeinflussen. Letztendlich dienen die Tests dazu, sowohl Potenziale als auch Grenzen intelligenter Systeme auszuloten, denn wir wissen noch viel zu wenig über deren Möglichkeiten. Vielen Unternehmen mangelt es hier häufig an Risikobereitschaft, Beharrlichkeit und/oder Ressourcen, den KI auch die nötige Zeit zu geben, um positive Ergebnisse liefern zu können.

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KI passt autonom Umsatzsteuerwerte an

Ein positives Beispiel für Künstliche Intelligenz hat mit der Einführung der neuen Mehrwertsteuersätze am 1. Juli 2020 zu tun. Dadurch mussten Firmen bzw. deren Dienstleister nun fünf unterschiedliche Prozentsätze berücksichtigen (0, 7, 9, 16 und 19 Prozent) und die Rechnungsverarbeitung entsprechend anpassen, was Mehraufwände bedeutete. Im Zuge dessen entdeckte Bernd Kullen, KI-Experte bei AFI Solutions, eine positive Überraschung im Cloud-Service der AFI Solutions:

„Im cloudbasierten AFI DocumentHub werden Belege mit Hilfe unserer AFI KI verarbeitet. Bei unseren Kunden haben wir dort festgestellt, dass die aktuellen Mehrwertsteuersätze bereits richtig erkannt wurden, obwohl die Ergänzung der neuen Sätze in der Erkennung noch gar nicht vorgenommen wurde.“

Überrascht hatte ihn dabei die Künstliche Intelligenz: „Dadurch, dass wir im DocumentHub unsere AFI KI im Einsatz haben, gibt es für viele Rechnungen Kandidaten, die sich auch für die Erkennung von Rechnungssummen anwenden lassen. Dort werden keine Inhalte gespeichert, sondern geografische Informationen – also was befindet sich wo auf dem Dokument. So können sich die Inhalte eines trainierten Werts unterscheiden beziehungsweise ändern, was eben zu dieser automatischen Übernahme der neuen Mehrwertsteuersätze geführt hat.“

Ob die KI die Werte richtig erkannt hat und die Summen zusammenpassen, wird dann durch eine Plausibilitätsprüfung gewährleistet. Eine manuelle Anpassung der zu erfassenden Steuersätze war daher nicht mehr notwendig.

Solche Resultate sprechen für den Einsatz und die Implementierung von KI. Als Schlüsseltechnologie ermöglicht sie erst Entwicklungen wie etwa selbstfahrende Autos oder intelligente Operationsroboter. Kullen: „Wir bei AFI Solutions sind gespannt, wie sich unsere KI weiterentwickeln wird, und freuen uns schon auf die nächsten Überraschungen. Mein Rat an alle, die mit KI-Systemen arbeiten wollen, lautet: Habt Mut zu experimentieren und eben auch zu scheitern – und gebt nicht zu schnell auf.“

 

Marian

Spohn

Redakteur

AFI Solutions

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