Die steigenden Energiepreise werden Betreiber von Rechenzentren wahrscheinlich dazu veranlassen, verstärkt auf erneuerbare Energiequellen zurückzugreifen. Und da die Kosten für Windkraft, Solarenergie und andere erneuerbare Energien weiter sinken, werden diese Energieformen für Rechenzentren zunehmend wirtschaftlich rentabel.
Diese Verlagerung wird durch die Nachfrage der Kunden nach umweltfreundlicherem Computing und aufgrund des rechtlichen Drucks noch zusätzlich vorangetrieben.
Der Energiebedarf von Rechenzentren wird bis 2030 voraussichtlich 35 Gigawatt erreichen. Müssen wir unsere Energieinfrastruktur grundlegend ändern, um diesen massiven Anstieg bewältigen zu können? Wer wird für diese Investitionen aufkommen?
Rosanne Kincaid-Smith: Aufgrund dieser Prognose ist ein grundlegender Wandel in der Energieinfrastruktur unumgänglich. Die Umstellung wird wahrscheinlich sowohl öffentliche als auch private Investitionen erfordern, wobei die Kosten möglicherweise zwischen Regierungen, Versorgern sowie den Betreibern von Rechenzentren aufgeteilt werden. Der Schwerpunkt wird auf dem Ausbau der Netzkapazität, der Integration erneuerbarer Energiequellen und der Verbesserung von Energiespeicherlösungen liegen müssen.
Ist die Idee des „Grünen Rechenzentrums“ vor dem Hintergrund des rasanten Wachstums von Cloud-Diensten und GenAI, die alle enorme Mengen an Energie verbrauchen, überhaupt möglich?
Rosanne Kincaid-Smith: Ja, das Konzept der grünen Rechenzentren ist tatsächlich zunehmend realisierbar, auch vor dem genannten Hintergrund. Dies haben wir Innovationen in den Bereichen Energieeffizienz, Kühltechnologien und der zunehmenden Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien zu verdanken. Die Betreiber investieren in Nachhaltigkeit nicht nur, um die Umweltbelastung zu verringern, sondern auch, um den Energieverbrauch zu senken.
Gibt es neue Technologien oder Strategien in der Rechenzentrumsbranche, die die Auswirkungen der steigenden Energiepreise abmildern könnten? Können Rechenzentren ihre Serviceleistungen weiter ausbauen und gleichzeitig auch ihren Energieverbrauch senken?
Rosanne Kincaid-Smith: Die Energiepreise werden kleinere Rechenzentren wahrscheinlich stärker treffen als Hyperscale-Einrichtungen. Hyperscaler haben Größenvorteile, um in energieeffiziente Technologien zu investieren und bessere Energietarife auszuhandeln. Betreiber kleinerer Rechenzentren könnten dagegen Schwierigkeiten haben, die für solche Technologien erforderlichen Investitionen zu tätigen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität beeinträchtigen könnte.
Wie werden sich die Energiepreise Ihrer Meinung nach auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Rentabilität der verschiedenen Arten von Rechenzentren auswirken, z. B. zwischen Hyperscalern und kleineren Einrichtungen?
Rosanne Kincaid-Smith: Fortschrittliche Kühltechniken (Flüssigkeitskühlung, Immersionskühlung), KI-gesteuerte Energiemanagementsysteme und die Entwicklung energieeffizienterer Hardware sind wichtige Ansätze. Diese Technologien zielen darauf ab, den Energieverbrauch von Rechenzentren zu senken und ihnen gleichzeitig zu ermöglichen, ihre Serviceleistungen zu erweitern. Darüber hinaus lassen sich die Auswirkungen steigender Energiepreise durch die Erzeugung erneuerbarer Energie vor Ort und zur Energiespeicherung mildern.
Alle Unternehmen und Organisationen sind bestrebt, Klimaneutralität zu erreichen. Wie entwickeln die Betreiber ihre Strategien? Und wie passt das Thema Energie in diese Pläne?
Rosanne Kincaid-Smith: Rechenzentren beziehen zunehmend Energieaspekte in ihre Strategien zur Klimaneutralität ein, indem sie in erneuerbare Energien investieren, die Energieeffizienz verbessern und an Programmen zum Ausgleich von Kohlenstoffemissionen teilnehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf der Reduzierung des direkten Energieverbrauchs, sondern auch darauf, sicherzustellen, dass die verwendete Energie nachhaltig bezogen wird.
Rosanne Kincaid-Smith, Group COO, Northern Data