Nicht mehr lange und in Zukunft werden 100 Prozent der neu in Betrieb genommenen Rechenleistung und des Speicherplatzes aus der Cloud stammen. Perspektivisch gehören eigene Rechenzentren ebenso der Vergangenheit an wie proprietäre Software-Systeme.
Aber welche Auswirkungen hat dies auf den Arbeitsplatz und die Unternehmenskommunikation?
Seit einigen Jahren findet ein stetiger Übergang vom speziell eingerichteten Datencenter in den Unternehmen hin zur Public Cloud statt. Der Vorteil der Cloud ist es, Firmenapplikationen global zur Verfügung zu stellen. Sowohl einzelne User als auch ganze Unternehmen, die zuvor noch ausschließlich auf „on premise“ gesetzt hatten – also ihre Applikationen entweder zuhause auf dem heimischen Rechner oder im firmeneigenen Datacenter gehostet haben – sind mittlerweile auf die Cloud umgestiegen. Einer der bekanntesten Treiber dieser Entwicklung ist beispielsweise Microsoft Office 365. Historisch gesehen war seit jeher das eigene Rechenzentrum aus der Sicht der IT der zentrale Punkt im Unternehmen, auf den alle Standorte weltweit zugriffen. Je nach Unternehmensgröße gab es zwar auch eine teils zergliederte Rechenzentrumsstruktur, beispielsweise jeweils für Asien oder Amerika etc. und auch teilweise Applikationen, die nur für einen Teil der Unternehmensstandorte gehostet wurden. Im Wesentlichen wurde aber immer ein geschlossenes MPLS-Netzwerk für den Applikations-Zugriff genutzt.
Datenmanagement und Arbeitsplatz im Wandel begriffen
Enterprise Applikationsanbieter bieten ihre Applikationen mittlerweile aber ausschließlich als Cloudlösung an. Plattformen wie Azure von Microsoft oder EC2 von Amazon bieten ihren Kunden eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit und verschaffen ihnen so Vorteile durch die Nutzung der Cloud. Weil die Lizenzmodelle der großen Softwareanbieter die Cloudnutzung preislich sehr attraktiv machten, wurden viele Unternehmen in gewisser Weise zum Einstieg verführt. Die Anbieter verschärften den Druck zusehends, indem sie bestimmte Features nur noch über die Cloud zugänglich machten. All das veränderte die Anforderungen an aktuelle Unternehmensnetzwerke.
Für kleine als auch größere Organisationen sind all dies keine einfachen Herausforderungen. Die Entwicklung geschieht zum einen rasant schnell und zum anderen erfordert sie sowohl finanzielle Investitionen als auch zusätzliche Zeit für die Mitarbeiter und Führungskräfte, sich damit zu befassen, um den eigenen Weg der Cloudifizierung zu beschreiten. Vor allem Manager aus dem Mittelstand müssen sich dabei fragen: Inwieweit betreffen diese Herausforderungen meinen Arbeitsplatz und den meiner Belegschaft? Wie kann ich durch die Digitalisierung und weitere Prozesse (z.B. durch die Vernetzung von Maschinen) einen Nutzen für alle Stakeholder schaffen? Bis hin zur Frage, mit welchen Produkten, Lösungen und Geschäftsmodellen ich als Unternehmen in fünf oder zehn Jahren noch erfolgreich sein kann. Zum Beispiel indem ich meine Produkte intelligenter mache oder durch eine höhere Informationstransparenz in der Produktion einen Mehrwert für die Kunden erzeuge. Unter diesen Gesichtspunkten ist die Qualifizierung in digitalen Kompetenzen eine Investition, die sich rechnet.
Ein Nachtteil dieser Entwicklung ist jedoch, dass kaum eine Organisation oder Firma noch ohne einen Digitalisierungsexperten auskommt. Digitalisierungsexperten fehlen auch deshalb, weil der Bedarf so rasant gestiegen ist. Beispiel: Ein Maschinenbaubetrieb mit 200 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beschäftigte früher neben den Servicedienstleistern nur Mechaniker und Ingenieure. Heute setzen solche Betriebe aber auch Mechatroniker, Elektroniker und Informatiker ein, weil in aktuellen Produkten neben Mechanik immer auch Elektronik-Software enthalten ist, die mittlerweile auch über die Cloud angebunden sind.
Auch Arbeitssoftware muss sich am Nutzerverhalten ausrichten
Elektronikunternehmen wie beispielsweise Weidmüller aus Detmold, die mit dem Fachkräftemangel und der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich konfrontiert sind, haben daher eine firmeneigene Akademie mit mehr als 120 Standardseminaren eingerichtet. Hier nimmt der Anteil an Trainings für Digitalkompetenzen zu – angefangen mit der Nutzung von Office Modulen, über Lernplattformen, digitale Prozesse, Kommunikationstechnologien bis hin zu maschinellem Lernen oder künstlicher Intelligenz. Wichtig ist, bedarfsorientiert zu qualifizieren und nicht mit der Gießkanne. Oder Mitarbeiter mit Themen zu überlasten, die noch keine Relevanz für sie haben. Des Weiteren werden zukünftig mehr und mehr IT-gestützte Assistenzsysteme der Belegschaft bei ihrer Arbeit helfen. Dies federt nicht nur den Fachkräftemangel ab, sondern beschleunigt auch die digitale Transformation der Industrie. Dies wird auch mittels sogenannter Automated-Machine-Learning-Tools erreicht, mit dem Maschinenbauer das Potential Künstlicher Intelligenz und Machine-Learning selbst für ihr Anwendungsproblem erschließen, ohne dabei auf die Hilfe eines Data Scientists oder eines externen Kooperationspartners angewiesen zu sein.
Dies geht auch schon hin in Richtung Nutzerfreundlichkeit, denn selbst die Skills der Digital Natives werden häufig überschätzt. Nur weil diese aus dem Stehgreif mit dem Smartphone umgehen können, sind sie noch lange nicht digitalkompetent. Natürlich wird es auch in Zukunft nicht ausschließlich IT-Fachleute in den Unternehmen geben. Eine Affinität zu digitalen Anwendungen ist aber notwendig. Die Technologie wird sich aber immer stärker am Nutzer orientieren – das heißt die Belegschaft am Arbeitsplatz 4.0 wird in puncto Nutzerfreundlichkeit noch große Fortschritte erleben. Es wird Aufgabe der Unternehmen sein, Mitarbeiter auf neue Tools und Prozesse vorzubereiten. Denn in nahezu jedem Bereich der Arbeitswelt stößt man schon jetzt auf Cloud-Lösungen: Cloud-Anwendungen, Marketing-Clouds, Service-Clouds, CRM-Clouds und Cloud Computing sind nur einige Beispiele. Seit den Anfängen des World Wide Web hat keine Technologie so schnell seinen Anspruch im Alltag geltend gemacht. Hier müssen Management und Mensch die ideale Datenstrategie entwickeln, denn wer weiß, welche neue Technologie am Ende dieses Jahrzehnts uns eine Stufe weiter ins Nanozeitalter katapultieren wird.