Sustainability in der deutschen Wirtschaft

Sustainability

Ein Gespräch mit Hannes Schwaderer, Country Manager, Intel Deutschland.

Noch vor wenigen Jahren galt Nachhaltigkeit als ein „Nice-to-have“ – diese Perspektive haben viele Unternehmen mittlerweile komplett revidiert. Inwiefern haben Sie den Aspekt der Nachhaltigkeit in Ihren Produkten und Dienstleistungen berücksichtigt?

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Hannes Schwaderer: Für Intel ist Nachhaltigkeit weder ein neues noch ein „Nice-to-have“-Thema. Wir haben schon kurz nach der Jahrtausendwende freiwillig riesige Mengen Energie aus erneuerbaren Quellen bezogen, das Recycling unserer chemischen Abfälle ist seit Jahrzehnten im Fokus und im Jahr 2009 haben wir unseren Umgang mit sogenannten Konfliktmineralien von Grund auf neugestaltet. Wir wollen in Sachen Nachhaltigkeit eines der weltweit führenden Unternehmen sein. Letztlich sollen unsere Kunden dank unserer Anstrengungen und Produkte ihren Umweltfußabdruck verkleinern können.
Die RISE 2030 (Responsible, Inclusive, Sustainable, Enable)-Strategie macht unseren ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit noch nachvollziehbarer. Dieser Ansatz umfasst Punkte wie Klima und Energie, Müllvermeidung, Reduktion des Wasserverbrauchs, Konfliktmineralien, Menschenrechte, Arbeitsschutz oder Diversität. RISE 2030 ist eine ganzheitliche Strategie, die vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte sämtliche Aspekte unseres Geschäfts umfasst.
Uns ist bewusst, dass wir im Alleingang niemals den angestrebten Einfluss auf die Gesellschaft haben können. Daher binden wir unser Zuliefern ebenso in RISE 2030 ein wie unsere Kund und andere Stakeholder.

Was sind aus den Gesprächen mit Ihren Kunden über Nachhaltigkeit die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen?

Hannes Schwaderer: Unserer Erfahrung nach sind die zentralen Herausforderungen unserer Kunden Recycling von Altgeräten, Energieverbrauch von Rechenzentren (RZ) und der CO2-Fußabdruck. Produkte wie Prozessoren oder Motherboards fallen unter Elektroschrottverordnungen. Daher arbeiten wir mit ihnen sowie mit OEM-Partner und Händler an Lösungen zum Umgang mit Altgeräten. Zudem bedenken wir die Folgen für die Umwelt bereits beim Design unserer Produkte. Fehlt es an gesetzlichen Regelungen, erarbeiten wir mit Lieferanten und Kunden Öko-Design-Standards oder Selbstverpflichtungen, um beispielsweise den Einsatz toxischer Flammschutzhemmer zu vermeiden.
Unseren eigenen CO2-Fußabdruck wollen wir unter anderem durch das Speisen sämtlicher Produktionsprozesse mit Strom aus erneuerbaren Quellen verkleinern. Für RZ-Betreiber bieten wir Produkte, die die Infrastruktur besser auslasten und so die Energieeffizienz verbessern. Laut Studien sollen Rechenzentren im Jahr 2030 gut 20 Prozent der weltweiten Energieaufnahme ausmachen. Optimierte RZ-Technik hat daher einen riesigen Stellenwert.
Der Erfolg von Nachhaltigkeitsprojekten steht und fällt mit der Motivation der Mitarbeitenden sämtlicher beteiligter Unternehmen. Intel motiviert die eigene Belegschaft seit Jahren, Vorschläge für solche Projekte zu machen. Außerdem sind die Gehälter von Management und Belegschaft an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt.

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Wie können Halbleiter und IT-Produkte einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit in Unternehmen leisten?

Hannes Schwaderer: Wichtige Schritte sind der Wechsel zum Cloud-Computing und der Einsatz von IT in Wissenschaft und Gesundheitswesen. Ersteres hilft, weil Cloud-Infrastrukturen ressourceneffizienter und damit umweltfreundlicher zu betreiben sind als lokale Rechenzentren. Cloud-Provider wollen die jeweils energieeffizientesten Komponenten verwenden, diese mit so viel Strom wie möglich aus erneuerbaren Energien versorgen und besonders lastintensive Workloads zu den Tageszeiten abarbeiten, zu denen es am meisten nachhaltig produzierte Energie gibt. Dazu kommt, dass Cloud-Anbieter ihre Infrastruktur besser auslasten können als Betreiber einzelner Rechenzentren.
Wissenschaft ist der Schlüssel zum Lösen von Nachhaltigkeitsproblemen. Halbleiter sind unabdingbar für Künstliche Intelligenz (KI) und KI ist unabdingbar für Klima- oder Medizinforschung. IT-Produkte ermöglichen die Innovationen, die zum Lösen der dringlichsten Nachhaltigkeitsprobleme nötig sind.

Das Thema Nachhaltigkeit wird uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Wie werden Sie zukünftig mit Ihren Kunden zusammenarbeiten, um gemeinsam zu mehr Nachhaltigkeit zu kommen?

Hannes Schwaderer: Überaus relevant ist das Erreichen von Carbon-Neutral-Computing, was wir im Zusammenspiel mit Kunden bis zum Jahr 2030 anstreben. Hierzu müssen unsere Anwender IT-Produkte mit erneuerbaren Energiequellen speisen und diese Produkte möglichst lange einsetzen – und Komponenten-Produzent und ihre OEMs müssen ihre Produkte so CO2-arm wie möglich herstellen.
Außerdem wollen wir unseren eigenen Energie- und Wasserbedarf drastisch senken. Dank der hierzu entwickelten Innovationen können wir Expertise und Lösungen mit Dritten teilen – mit dem Ziel, dass Regierungen, Nicht-Regierungsorganisationen oder unseren Kund ihren eigenen CO2-Fußabdruck verkleinern können.
Zudem messen wir unsere Lieferanten an den gleichen Standards, denen wir uns selbst unterwerfen. So sind entlang der gesamten Lieferkette Menschenrechte zu wahren, egal, wo diese Menschen beschäftigt sind. Wir gehen auch gegen Zwangsarbeit vor und haben so die Rückzahlung von über 20 Millionen US-Dollar erreicht, die Lieferanten zu Unrecht von Angestellten verlangt haben. Natürlich arbeiten wir mit unseren Zulieferern auch an Umwelt- und Wasserschutz, Müllreduzierung, Einsatz umweltverträglicher Chemikalien und suchen nach Möglichkeiten, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Hannes

Schwaderer

Country Manager

Intel

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