Multi-Clouds erfordern Automatisierung

Für das IT-Management stellen Multi-Clouds eine Herausforderung dar: Denn keine zwei Clouds sind gleich. So sollten Unternehmen auf Cloud-unabhängige Tools setzen, die das Infrastruktur-Management automatisieren. Die Clouds verschiedener Anbieter ähneln sich zwar in den grundlegenden Infrastrukturkonzepten.

Sie unterscheiden sich jedoch bei Terminologie, Objektmodellen, APIs und Konsolen. Entsprechend führen die domänenspezifischen Tools und Prozesse der diversen Cloud-Angebote zu Silos im Unternehmen. So sagt die Hälfte aller Befragten in der jährlichen State of Application-Studie von F5, dass die Multi-Cloud durch ein dediziertes Team pro Cloud verwaltet wird. 

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Tatsächlich ist es aus technischer Sicht sinnvoll, spezifisches Fachwissen für jede Cloud zu entwickeln und zu nutzen, anstatt sich mit einem mittelmäßigen übergreifenden Management für alle Clouds zufrieden zu geben. Doch aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet das mehrfache Kosten und mehrfachen Aufwand in Sachen Zeit und Ressourcen. Die Konsolidierung auf einen Anbieter ist jedoch häufig nicht wünschenswert, da einerseits jeder Provider seine spezifischen Vorteile und Stärken besitzt und andererseits ein Vendor-Lockin droht. Was also tun?

Standards – unterschiedlich implementiert

Die Situation in Multi-Clouds lässt sich mit Häusern vergleichen. Die grundsätzlichen Bedienelemente wie Lichtschalter, Wasserhähne oder Thermostatköpfe sind überall gleich und lassen sich auf sehr ähnliche Weise nutzen. Nicht standardisiert ist dagegen ihre Position im Haus. Entsprechend kann es passieren, dass man nach einem Umzug aus Gewohnheit im neuen Bad statt dem Licht die Belüftung einschaltet.  

Wird jedoch das Hausautomatisierungssystem aus der alten Wohnung mitgenommen und neu installiert, bleibt die Bedienung völlig gleich. Leider ist dies meist nur theoretisch möglich, da die neuen Schalter und Knöpfe häufig nicht mit dem bisherigen Smart-Home-System kompatibel sind. 

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Ähnliche Probleme entstehen auch in der Multi-Cloud. Die Angebote verwenden zwar alle die gleichen grundsätzlichen Mechanismen, um ähnliche betriebliche Aufgaben auszuführen. So ist die Management-Ebene für die Infrastruktur prinzipiell identisch. Sie besteht überall aus APIs, Konsolen und Prozessen. Doch die jeweilige Ausführung ist es nicht. So nutzt jede Cloud ihre eigenen Varianten in Sachen APIs, Konsolen und Prozesse, aber auch Terminologie und Objektmodelle.

Vorteile und Nachteile

Grundsätzlich bietet diese Situation einige Vorteile, insbesondere im Vergleich zu herkömmlichen Rechenzentren und Private Clouds. Hier sind selbst die grundsätzlichen Mechanismen und Infrastrukturen entweder stark an den jeweiligen Bedarf angepasst oder sogar individuell entwickelt worden. So spielen hier oft mehrere Frameworks wie OpenShift oder OpenStack eine wesentliche Rolle, für deren Betrieb spezifische Kenntnisse und Expertise erforderlich sind. In der Analogie funktionieren in diesem eigenen Haus sogar die Lichtschalter anders als in einer Standard-Mietwohnung. Daher sind entsprechende Schulungen und Weiterbildungen für neue IT-Administratoren nötig. 

Bei Cloud-Angeboten sind dagegen keine umfangreichen Schulungen, sondern nur noch kurze Einweisungen erforderlich, da die grundsätzlichen Mechanismen gleich sind. Dies verkürzt die Zeit für das Onboarding eines neuen Technologieexperten, da dieser bereits ein erhebliches Wissen über die Cloud besitzt. Allerdings suchen Unternehmen hier in der Regel nach Kollegen, die bereits Erfahrung mit der Cloud eines bestimmten Anbieters besitzen. Schließlich schreiben sie eine Stelle auch nicht für einen Python-Profi aus, wenn sie einen Entwickler mit JavaScript-Kenntnissen brauchen.

Das ist aber einer der Gründe, warum die Multi-Cloud eine Herausforderung darstellt. Denn sie erhöht das benötigte Domänenwissen für die verschiedenen Angebote und führt beim Onboarding-Prozess erneut die Notwendigkeit ein, Personen im Umgang mit der jeweiligen Infrastruktur zu schulen. So überrascht es auch nicht, dass die jeweils Cloud-spezifischen Tools und Prozesse wieder Silos im Unternehmen entstehen lassen. So nutzt in der erwähnten Studie die eine Hälfte der Unternehmen vorwiegend und die andere Hälfte in allen Fällen dedizierte Teams für jede Cloud.

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Automatisierung nötig

Das ist nicht überraschend. Denn die verschiedenen Clouds verhalten sich wie unterschiedliche Produkte. So wie Modelle, APIs und Arbeitsabläufe für jedes Produkt einzigartig sind, so gilt dies auch für die Clouds. Daher erscheint es auch sinnvoll, sich auf den Aufbau von Teams mit jeweils spezifischem Fachwissen für eine Cloud zu konzentrieren, anstatt sich mit einem mittelmäßigen Management für alle Clouds zufrieden zu geben.

So hat die Multi-Cloud zur Einführung von verschiedenen Teams geführt. Doch selbst Fachleute benötigen heute automatisierte Tools für die Bereitstellung und Verwaltung von Infrastrukturen. Gerade die Cloud lebt ja von flexiblen, hochskalierbaren Anwendungen, die Nutzer per Self-Service anfordern können. Diese Eigenschaften lassen sich nur mit Hilfe von automatischen Prozessen gewährleisten. 

Dabei vereinfacht die Automatisierung nicht nur Bereitstellung, Konfiguration und Betrieb der Infrastrukturen, sondern kann auch Cloud-übergreifend funktionieren. Das bedeutet, dass dieselben Terraform-Vorlagen oder Ansible-Skripte, die für eine Cloud verwendet werden, sich auch für eine andere Cloud einsetzen lassen. Denn die Tools selbst abstrahieren die konkreten Unterschiede, die das Management mehrerer Clouds so komplex machen.

Modernes API-Management

Ein wichtiger Punkt ist hierbei die Automatisierung des IT-Betriebs mit Hilfe von Schnittstellen. Denn Aufbau, Konfiguration und Betrieb von Infrastruktur- und Anwendungsdiensten lassen sich automatisieren, indem Interaktionen und Aufrufe von APIs zunehmend durch Maschinen und immer seltener durch Menschen erfolgen. Entsprechend benötigen Unternehmen auch eine neue Art von API-Management-Tools, die folgende Funktionen enthalten sollten:

  • Entkoppelte Steuerungs- und Datenebene. Wenn API-Aufrufe nicht mehr über die Steuerungsebene geleitet werden, reduziert dies deutlich die Latenzzeiten. Dies ist vor allem in containerisierten Umgebungen mit hohem Datenverkehr zwischen den Services wichtig.
  • Multi-Cloud-Architektur. Mit einer entkoppelten Architektur können Unternehmen die Datenebene unabhängig von der Anwendung oder Cloud betreiben, weil der API-Verkehr sie nicht durchläuft. 
  • Self-Service für Bereitstellung und Management von APIs. Bei einer entkoppelten Architektur kann jedes Team im Unternehmen eigene API-Gateways bereitstellen und verwalten. Gleichzeitig behalten Security-Teams die Kontrolle über die Sicherheitsrichtlinien auf der Steuerungsebene. 

So können Unternehmen Automatisierungstools auch Cloud-unabhängig nutzen. Damit verschwinden die Grenzen zwischen den Angeboten und das Management wird deutlich einfacher und effizienter. Die Teams erhalten mehr Zeit, sich auf die Weiterentwicklung und Absicherung der Anwendungen zu konzentrieren. Und möglicherweise können auch Silos zwischen den Cloud-Teams wieder eingerissen werden.

Der Einsatz von Automatisierung in der Multi-Cloud ist aber nur ein Beispiel für die Möglichkeiten einer konsistenten Methodik und eines einheitlichen Toolsets, das es allen Beteiligten ermöglicht, schneller und sicherer zu arbeiten. Dieses Thema ist in der gesamten Unternehmens-IT zu finden. Denn Standardisierung und Automatisierung sind probate Mittel, um Konsistenz zu erreichen. Dies gilt auf der Ebene der Anwendungssicherheit und -bereitstellung ebenso wie auf der Ebene der Anwendungsinfrastruktur wie Web- und App-Server oder auf der Ebene der Datenspeicherung. Gerade diese Konsistenz ist ein durchgängiges Thema, wenn es um die Herausforderungen von Multi-Clouds geht.

Fazit

Die Multi-Cloud hat Automatisierung zu einem notwendigen Instrument gemacht, um flexible Infrastrukturen mit vertretbarem Aufwand bereitzustellen und zu verwalten. Entsprechende Tools funktionieren auch Cloud-übergreifend, so dass keine neuen Silos zwischen den Teams oder mehrfache Ressourcen nötig sind. So können Unternehmen von den jeweiligen Vorteilen der unterschiedlichen Cloud-Anbieter profitieren, ohne dedizierte Teams und Tools zu benötigen.

Roman

Borovits

Senior Systems Engineer

F5 Networks

Roman Borovits ist als Sr. Systems Engineer für F5 Networks in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz tätig und blickt im Bereich Netzwerk & Security auf fast 20 Jahre Berufserfahrung zurück. Sein universitärer Background liegt im Bereich Business Process Engineering & Management. Die Themenschwerpunkte bei F5 liegen im Bereich
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