An Cloud-Lösungen führt heute kein Weg mehr vorbei. Ohne sie ließe sich ein großer Teil der modernen Wirtschaft nicht umsetzen. Die Technologie kann mehr als nur ungeheure Mengen an Daten speichern. Die Services und Funktionen auf den Plattformen ermöglichen zusätzlich eine bessere Entwicklung von Innovationen. Unternehmen können durch den Einsatz von Cloud-Systemen ihre Kosten deutlich reduzieren.
Zwischen den Clouds existieren jedoch große Unterschiede. Für Unternehmen ist es deshalb wichtig, zunächst zu überlegen, was ihre Cloud-Lösung leisten soll. Erst nach dem Abstecken der Ziele sollten sie sich für ein System entscheiden, rät IT-Berater Paul Niebler. In diesem Gastbeitrag verrät er, bei welchen Aspekten die einzelnen Clouds Vor- oder Nachteile haben.
Generell bleibt festzuhalten, dass Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud sehr gute Dienstleistungen erbringen. Im Detail gibt es jedoch Unterschiede. Für Unternehmen bedeutet das, eine sorgsame Auswahl vorzunehmen. Im Folgenden werden die drei großen Cloud-Systeme näher betrachtet:
1. Amazon Web Services – AWS
Amazon Web Services ist die umfassendste Cloud-Computing-Plattform, die es aktuell gibt. Mehr als 200 Services bieten eine Unmenge an Funktionen, die in weltweit verteilten Rechenzentren zur Verfügung gestellt werden. Nach eigenen Aussagen ist Amazon Web Services das umfangreichste und am meisten genutzte Cloud-System der Welt. Die ersten Angebote wurden 2006 veröffentlicht. Damit ist es der älteste Cloud-Dienst der Welt. Damals stellte Amazon Online-Dienste für Webseiten und clientseitige Anwendungen zur Verfügung. Der Leistungsumfang hat sich inzwischen deutlich vergrößert. Amazon Web Services ist in 245 Ländern aktiv und besitzt damit die größte globale Infrastruktur der Welt.
Größter Leistungsumfang
Kein anderes System bietet ein ähnliches Leistungsspektrum wie die Cloud von Amazon. Unternehmen erhalten eine All-in-one-Lösung mit leicht integrierbaren Services, die viele verschiedene Aufgaben abdecken. Amazon Web Services bietet ein komplettes Ökosystem, zu dem eine hohe Rechenleistung und ein nahezu unbegrenzter Speicherplatz gehören. Hinzukommen innovative Softwareprodukte und eine große Zahl an Diensten. Nutzer erhalten eine hochwertige und skalierbare Cloud-Anwendung, die höchsten Sicherheitsanforderungen entspricht. Dafür erhalten Nutzer umfassende Sicherheits- und Compliance-Kontrollen. Dass die Datensicherheit ein sensibles Thema ist, weiß Amazon Web Services. Die Sicherheitsstandards gelten als die höchsten aller Clouds.
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten
Zu den Services gehört der Amazon Web Services Cloud Server, auf dem neben Microsoft Windows auch Linux-Distributionen laufen. Der virtuelle Speicher wird nach der Nutzungsdauer, dem genutzten Arbeitsspeicher oder nach Compute Units abgerechnet. Speicherplatz zum Ablegen von Dateien ist praktisch unbegrenzt vorhanden. Der Zugriff erfolgt über HTTP/HTTPS. Zu den verschiedenen Services gehört das Amazon Web Services Backup, mit dem Unternehmen kostengünstig eine einfache Datensicherung großer Datenmengen sicherstellen. Im Bereich Wiederherstellung von Daten bietet sich die Cloud als kostengünstige Alternative zu Bandarchiven und anderen Speichermodellen an. Neben dem Backup stehen etwa das Amazon Web Services-Partnernetzwerk für Speicher und Sicherung, Fallbeispiele von Kunden und eine Notfallwiederherstellung zur Verfügung.
Die Leistungsfähigkeit des Netzwerkes wird über seine Verteilung über den gesamten Globus erreicht. Über Satellitenantennen bietet Amazon sogar sichere Verbindungen ins All. Das System verfügt über vollständig verwaltete, leistungsstarke Datenbanken, die über eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit verfügen. Amazon Web Services bietet dafür flexible Möglichkeiten zur Migration vorhandener Datenbanken an. Neben SQL Server werden auch ORACLE, Apache Cassandra, MongoDB und Netezza unterstützt. Zu den Kunden gehören unter anderem Expedia, die NASDAQ, Samsung und Snapchat.
Weitere Services sind virtuelle Desktops, E-Mail-Services oder virtuelle private Kommunikationsnetze. Softwareentwickler finden zahlreiche Tools, die neben der Entwicklung auch Analysen und Debuggen ermöglichen. Auch das Testen und die Bereitstellung von Software für die Nutzer ist über das System kein Problem. Der Amazon Web Services Marketplace bietet eine große Auswahl an Anwendungen, etwa für Big-Data-Analysen, künstliche Intelligenz oder für das Internet of Things.
Branchenweit nutzbar
Clouds nutzen Unternehmen, um effizient individuelle Anwendungen zu entwickeln. Sie müssen sich keine teuren Produktlizenzen und die nötige Hardware für Server kaufen. Amazon Web Services stellt dafür eine zuverlässige, auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmte IT-Infrastruktur zur Verfügung. Die Bereitstellung erfolgt auf Abruf, kurz PaaS genannt.
Amazon Web Services ist für alle Branchen nutzbar. Ein Bereich ist die Entwicklung von Videospielen. Sie umfasst die Spieleentwicklung in der Cloud, die Serverbereitstellung und den Live-Betrieb. Auch die Spielanalyse, die Sicherheit und die Nutzung von Machine Learning sowie von künstlicher Intelligenz sind möglich. Amazon Web Services bietet insgesamt sechs Lösungsbereiche an, mit denen Game-Entwickler Spiele erstellen, ausführen und erweitern können. Die Online-Games können so weltweit zur Verfügung gestellt werden.
Im Gesundheitswesen werden völlig neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht, etwa bei der Verfolgung von Behandlungen. Klinische und betriebliche Entscheidungen können schneller und präziser getroffen werden, was die Kosten senkt. Finanzdienstleister profitieren in den Bereichen Banking, Zahlungen, Versicherungen und am Kapitalmarkt. Dabei erfüllt die Cloud Lösung höchste Sicherheitsanforderungen und schützt auch vor Bankbetrug.
Im Bereich des Marketings hilft Amazon Web Services, die neuen Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Im Bildungsbereich hilft das Cloud-System dabei, eine bessere Lernumgebung zu etablieren. Zudem können Studentenbeziehungen vertieft und letztendlich Lernergebnisse verbessert werden. In der Verbrauchsgüter-Branche ermöglicht die Cloud die Transformation der Produktion und die Optimierung der End-to-End-Lieferkette. Auch die Interaktion mit den Kunden lässt sich mit Amazon Web Services verbessern.
Das System ist für Unternehmen jeder Art, Branche und Größe nutzbar. Behörden und gemeinnützige Organisationen lösen nicht nur das Problem begrenzter eigener Ressourcen. Durch die Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit des Amazon-Systems bleibt mehr Raum, um sich der eigentlichen Kernaufgabe zu widmen: Menschen zu helfen.
Vor- und Nachteile von des Amazon Web Services
Zu den Vorteilen gehört die Möglichkeit eines kostenlosen Einstiegs. Dies ist gerade für Start-ups ein großer Gewinn. Sie können erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur sparen. Allerdings sollten junge Unternehmer nicht übersehen, dass bei einem Anstieg der Nutzerzahlen und der Servernutzung die Kosten schnell deutlich steigen können.
Die große Skalierbarkeit ist ein weiterer Nutzen, der gerade für junge Unternehmen interessant ist. So können sie auch hohe Wachstumsraten bewältigen, ohne an die Grenzen der IT-Infrastruktur zu stoßen. Als All-in-one-Lösung können Komponenten von vielen verschiedenen Anbietern integriert werden. Das System bietet zudem schnelle Ladezeiten und läuft sehr stabil. Es sind viele Services nutzbar, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Eine große Auswahl an Services bietet auf der einen Seite viele Möglichkeiten, andererseits kann es für die Nutzer schnell zu Überforderungen kommen. Hier muss einiges an Zeit aufgewendet werden, um sich einzuarbeiten und alles zu verstehen. Zudem kann Amazon Web Services schnell zur Kostenfalle werden, wenn Unternehmen den Verbrauch an Kapazitäten nicht permanent überwachen.
Kleine und mittelständische Unternehmen erhalten von Amazon Web Services kaum eine Beratung. Dies lässt sich jedoch durch externe Provider kompensieren. Sie erarbeiten mit den Kunden eine optimale Strategie. Wer seine Daten in Europa behalten will, muss berücksichtigen, dass Amazon ein US-Unternehmen ist. Dem „US Cloud Act“ zufolge ist die Firma unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet, die Daten an die US-Regierung zu übergeben. Für sensible Daten bieten sich hier hybride Lösungen an.