Auch in Deutschland beflügelt die COVID-19-Pandemie nicht nur das Cloud-Geschäft von Amazon Web Services (AWS), sondern auch das Business der auf AWS spezialisierten Dienstleister. Vor allem die Fähigkeit, Systeme schnell und flexibel zu skalieren, spielt den großen, sogenannten „Hyperscale“-Anbietern wie AWS und ihren Serviceanbietern in die Karten.
Dies meldet der neue „ISG Provider Lens AWS Ecosystem Partners Report Germany 2020“ der Information Services Group (ISG). ISG ist ein Marktforschungs- und Beratungsunternehmen im Technologie-Segment.
„Die Mitglieder des AWS-Partnernetzwerks unterstützen ihre Kunden dabei, AWS-basierte Geschäfte und Lösungen zu entwickeln“, sagt Frank Heuer, Senior Manager und Principal Analyst bei ISG. Durch die wachsende Bedeutung von AWS als IT-Provider gewinne auch das AWS-Partnerökosystem an Relevanz. „Der weiter schnell wachsende Erfolg von AWS treibt auch das Geschäft der AWS-Partner und -Dienstleister an“, so Heuer weiter. „Die Kunden fragen dabei Amazons Cloud-Dienste nicht nur nach, weil diese sich schnell und flexibel einführen lassen, wie zum Beispiel bei der IT-Ausstattung des Homeoffice. Es kommt außerdem der krisenbedingte Kostendruck hinzu, der viele Unternehmen dazu bewegt, ihre traditionellen IT-Landschaften in bedarfsgerechte und kostenflexible Architekturen zu überführen.“
Dieser Trend hin zu cloudbasierten Lösungen hat nun auch den noch jungen Markt für SAP in der AWS-Cloud erfasst, so die ISG-Studie. Auch SAP selbst setze mittlerweile verstärkt auf die Bereitstellung seiner Dienste aus der AWS-Cloud und nehme für das Wachstum in diesem Markt sogar vorübergehend deutliche Gewinnrückgänge in Kauf. „Gerade im Mittelstandsland Deutschland zögern viele Unternehmen, mit SAP in die Cloud zu gehen“, so ISG-Analyst Heuer. „Schließlich geht es bei ERP-Systemen wie SAP fast immer auch um Kernprozesse im Unternehmen und geschäftskritische Daten, womit Unternehmen oftmals unbewusst Risiken eingehen.“
Dennoch gewinne der Markt für SAP in der AWS-Cloud nun an Fahrt. Nicht nur SAP selbst bekenne sich nun offensiv zu diesem Modell. Auch die schnelle Erweiterung des SAP-Produktportfolios durch AWS führe dazu, dass Unternehmen immer größere Teile ihres Arbeitsvolumens in der Cloud abbilden können. „Hinzu kommt, dass der Schritt in die AWS-Cloud zumeist keine Entweder-oder-Entscheidung darstellt, sondern auf Hybrid-Lösungen zielt“, so Heuer. „Üblicherweise fangen Unternehmen erst einmal an, mit weniger kritischen Geschäftsprozessen wie zum Beispiel dem Marketing in die Cloud zu gehen. Kernprozesse und die damit verbundenen geschäftskritischen Daten sind meistens erst als Letztes dran.“
Wegen seines dynamischen Wachstums verzeichnet der „SAP-Workloads“-Markt für AWS weiterhin zahlreiche neue Anbieter, sodass der Wettbewerbsdruck steigt, so der ISG-Anbietervergleich. Die Analysten stellen zugleich fest, dass vor allem jene Anbieter die Nase vorn haben, die ein möglichst breites Spektrum an SAP-/AWS-Dienstleistungen bereitstellen. In der Regel würden Kunden diese Services bevorzugt aus einer Hand beziehen. Zudem erwarteten sie, dass der jeweilige Anbieter über ausreichende Vor-Ort-Ressourcen und -Spezialisten verfügt und alle wichtigen AWS-Zertifizierungen aufweist. Insgesamt hat die Reife des Marktes in den letzten Monaten wegen der stark erhöhten Nachfrage deutlich zugenommen, so ISG.
Im Teilmarkt der „SAP Workloads“ untersuchte ISG insgesamt 22 Anbieter, wovon sich acht als „Leader“ positionieren konnten und einer als „Rising Star“.
Im „Leader“-Quadranten des Marktsegments „SAP Workloads“ konnten sich acht Anbieter positionieren.
Der „ISG Provider Lens AWS Ecosystem Partners Report Germany 2020“ bewertet die Leistungen von 54 Anbietern in sechs Marktsegmenten (Quadranten): „SAP Workloads“, „Data Analytics & Machine Learning“, „Internet of Things“, „Migration & Container Solutions“, „Managed Service Partners“ und „Consulting Service Providers“.
Data Analytics & Machine Learning
Der rasch wachsende Umfang zu analysierender Daten in Unternehmen führt dazu, dass viele von ihnen die entsprechenden Kapazitäten der Public Cloud nutzen. Die ISG-Studie betont, dass die Unternehmen dabei nicht nur auf die Unterstützung durch AWS, sondern auch durch dessen Partnernetzwerk angewiesen sind. Vor allem müsse die bestehende Infrastruktur zur Datenhaltung mit den Cloud-Lösungen integriert werden. Diese komplexe Aufgabe der Integration und des Service-Managements liege in der Regel in den Händen von Service-Providern. Sie unterstützen von Readiness Checks und Strategieberatung über die technische Implementierung und Integration bis hin zum Betrieb, so die Studie.
Internet of Things
Noch einmal verschärft durch die COVID-19-Krise und der damit verbundenen Virtualisierung der Arbeitsbeziehungen und Auslagerung von Geräten ist das „Internet of Things“ (IoT) zu einem zentralen Bestandteil der digitalen Transformation von Unternehmen geworden. Dies führt der ISG-Studie zufolge dazu, dass die stark skalierenden IoT-Lösungen von AWS verstärkt nachgefragt werden. Zudem sei das Partnernetzwerk für IoT-Lösungen von AWS ein wichtiger Erfolgsfaktor. Der deutsche Markt erfordere dabei seitens der Provider nicht nur ein breites Spektrum an Fachwissen, sondern auch Umsetzungskompetenz gepaart mit Branchen-Know-how.
Migration & Container Solutions
Neben neu eingeführten Cloud-Anwendungen stehen Unternehmen vor allem vor der Herausforderung, bereits bestehende Applikationen in die AWS-Cloud zu überführen. Im Vergleich zu einigen anderen Wirtschaftsregionen und Ländern steht Deutschland der ISG-Studie zufolge dabei noch am Anfang. Doch auch hier habe COVID-19 zu einer Beschleunigung geführt. Containertechnologien wie Docker und Kubernetes tragen laut ISG mit dazu bei, die mit der Migration verbundenen Kosten gering zu halten und Ergebnisse schnell zu erzielen. Den Migrations-/Container-
Consulting Service Providers
Beim Blick auf die Zeit nach der COVID-19-Krise sind bei den AWS-Services laut ISG-Studie weiterhin Change Management und digitale Unternehmensstrategien gefragt. Consulting sei dabei ein Schlüsselthema, insbesondere für den Einstieg in die Nutzung der AWS-basierenden Lösungen. Entsprechend wettbewerbsintensiv sei dieser Markt in Deutschland – zumal die Beratung potenziell auch weiteres Geschäft erschließe. So beobachtet der ISG-Anbietervergleich, dass Consulting-Dienstleister von einem erfolgreichen Einstieg ihrer Kunden in die AWS-Welt profitieren, indem sie auch das Folgegeschäft wie etwa Managed Services übernehmen. Gute Erfolgsvoraussetzungen im Markt hätten daher Dienstleister, die nicht nur Beratung anbieten, sondern auch Unterstützung im AWS-Betrieb.
Managed Service Partners
Der deutsche Markt für Managed Services bei AWS-Lösungen ist laut der ISG-Studie zuletzt deutlich gewachsen. Die Anforderungen und Erwartungen der Anwenderunternehmen seien hier vor allem (hybride) Multi-Cloud-Landschaften, Kosteneinsparungen, Sicherheit und Datenschutz, Erfahrung im Betrieb und die End-to-End-Kompetenzen der Serviceanbieter.
Der ISG-Anbietervergleich nennt Accenture und Capgemini in allen sechs Marktsegmenten „Leader“ sowie Atos und DXC Technology in jeweils fünf Quadranten. Wipro ist „Leader“ in vier Marktsegmenten sowie Claranet, Cognizant, IBM, Rackspace Technology, tecRacer und T-Systems in jeweils drei. Materna wird in zwei Quadranten als „Leader“ bewertet. AllCloud, Arvato Systems, Deloitte, direkt gruppe, Lemongrass Consulting, NTT DATA, OPITZ CONSULTING, PlusServer, Reply, Siemens, Software AG, TCS und *um (eine Orange Business Services Company) werden in jeweils einem Marktsegment als „Leader“ genannt.
Zudem wird Cognizant in zwei Quadranten als „Rising Star“ bezeichnet – nach ISG-Definition Unternehmen mit „vielversprechenden Portfolios“ und „hohem Zukunftspotenzial”. Mphasis und PwC sind in jeweils einem Quadranten „Rising Star”.
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