Weniger Dev, mehr Ops: Ein Blick durch die Effizienzbrille

DevOps

In Bezug auf DevOps-Teams ist ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Grund sind die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber auch eine gewisse digitale Nüchternheit.

Warum aus DevOps– künftig mehr OpsDev-Teams werden könnten und welche Effizienzgewinne damit einhergehen. 

Anzeige

In der Investmentwelt gibt es zwei Anlagestile, die im Wechsel für Investoren interessant sind. Die Rede ist von Growth und Value. Um hier nicht zu sehr in die Tiefe gehen zu müssen, lässt sich die Unterscheidung vereinfacht, wie folgt darstellen: Während Wachstumsaktien den gewissen „Glamour-Faktor“ haben – Stichworte höher, schneller, weiter – stehen Value-Titel deutlich weniger im Rampenlicht, überzeugen dafür aber mit Substanz und Beständigkeit. Es gibt Marktphasen, in denen hat Growth die Nase vorn, während in anderen Konjunkturzyklen Value für Anleger die bessere Wahl ist. 

Wer sich wundert, was diese Einleitung in einem IT-Magazin zu suchen hat: Diese Konjunkturwechsel erleben wir auch gerade in der IT-Welt, und zwar innerhalb der DevOps-Teams vieler Unternehmen. Der Grund hierfür ist ebenfalls wirtschaftlicher Natur. Nach vielen Wachstumsjahren, wo auch in puncto Digitalisierung ein Höher, Schneller, Weiter galt, erleben wir gerade eine gewisse digitale Nüchternheit, die auch in der hohen Inflation und den damit verbundenen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ihren Ursprung hat. Deshalb werden Sinn und Nutzen bestehender Teams und Ressourcen immer häufiger und zu Recht hinterfragt. Denn auch der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass vorhandenen Ressourcen zielführend und mehrwertstiftend eingesetzt werden müssen. 

Wachstum-first ist vorbei

Warum gerade DevOps-Teams in den Fokus rücken, liegt ebenfalls auf der Hand. Die neue digitale Nüchternheit sorgt schlicht und ergreifend dafür, dass es nach der vergangenen „Wachstum first“ Phase nun gilt, Struktur und Ordnung in bestehende Prozesse und eine teils vielschichtige Tool-Landschaft zu bringen – quasi der eingangs beschriebene Wechsel von Growth zu Value. Übersetzt in die IT-Sprache bedeutet das: Der Fokus bisher vorhandener DevOps-Teams verschiebt sich deutlich weg von Dev hin zu mehr Ops, was auf vielen Ebenen Konsequenzen nach sich zieht. In allererster Hinsicht geht es bei diesem Perspektivwechsel im Mehr an Effizienz aus Sicht der Unternehmen. Denn wenn digitale Initiativen den Gewinn erzielen sollen, für den sie ursprünglich gestartet wurden, ist ein höherer Effizienzgrad im aktuellen Marktumfeld quasi ein Muss. Ansonsten ziehen digitale Initiativen im Vergleich zu anderen Zukunftsprojekten im Unternehmen aus einer reinen Investitionsbrille betrachtet den Kürzeren. Und genau diesem Wettbewerb müssen sich Digitalprojekte immer häufiger stellen, weil Ressourcen knapper werden und Unternehmen deshalb gezwungen sind, harte Entscheidungen zu treffen. Digitalisierung ist eben kein Selbstzweck, sondern muss immer auch einen Return on Investment liefern. 

Anzeige

Die Cloud als etablierte Lösung 

Ein weiterer Aspekt, warum der Status Quo der DevOps-Teams aktuell auf dem Prüfstand steht, ist die Tatsache, dass die Cloud immer mehr zum Selbstverständnis vieler Unternehmen gehört. Damit ist die Phase der Cloud-Adaption zwar vielerorts abgeschlossen, sie hinterlässt dennoch eine komplexe Kombination aus On-Premises-Systemen, Cloud-IaaS/Paas-Anbietern sowie SaaS-Plattformen. Deshalb sammeln sich in vielen Organisationen mittlerweile technische und fachliche Defizite an – mal sind veraltete Automatisierungs-Workflows schuld, mal Legacy-Anwendungen –, die es nun aufzulösen und zu beheben gilt. Auch deshalb werden jetzt individuelle DevOps-Toolchains hinterfragt, was insgesamt zu großen Veränderungen führt, die nicht jedem gefallen. Dennoch sind diese Veränderungen genauso elementar wie die Einführung neuer, einheitlicher Tools, um in allen Lösungen effizienter werden zu können. 

Denn letztendlich kann ein höherer Effizienzgrad vor allem dann erreicht werden, wenn es unternehmensweit eine enge Zusammenarbeit sowie eine einheitliche Sichtbarkeit aller Dev-, Sec- und Ops-Teams gibt. Das ist auch der Grund, warum mittlerweile vermehrt Produkt- und Plattform-Engineering-Teams entstehen, die standardisierte Toolchains und Practices für Digitalisierungsinitiativen innerhalb der Unternehmen vorantreiben. Nur braucht es dafür den Willen, die bereits angesprochenen und in Teilen sehr individuellen bestehenden Toolchains bestenfalls vollständig oder zumindest teilweise zu ersetzen. Denn nur auf Basis einer solch aktuellen DevOps-Plattform lässt sich bereits der Lieferlebenszyklus einer Software optimieren, was zu einer verbesserten Sichtbarkeit führt, Rückverfolgung und Audits erleichtert und kontinuierliche Beobachtungen über die komplette DevOps-Pipeline hinweg ermöglicht. In Summe kommt das der Code-Sicherheit digitaler Lösungen zugute – ein wichtiger Pluspunkt in Zeiten zunehmender Cyberattacken, die sich gerne auf die digitale Infrastruktur der Unternehmen konzentrieren. 

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Ops rückt stärker in den Fokus 

DevOps-Plattformen lösen insbesondere aber auch das Ressourcenproblem, das unter anderem dadurch entsteht, dass sich gerade Entwickler mit wachsendem Reifegrad einer Applikation neue Herausforderungen suchen, die sie nicht immer intern finden. Das passt allerdings auch zum insgesamt benötigten Shift bei der Gewichtung der Teams – weg von der kreativen Entwicklung, hin zum verlässlichen Betrieb.  Wird das bisher bestehende Agreement „You build it, you run it“ jedoch aufgekündigt, gilt es für Unternehmen besonders vorsichtig zu sein. Hier verpassen Product-Owner oder DevOps-Team-Master oft den kritischen Zeitpunkt, auf ein Ops-zentriertes Modell zu wechseln.

Ein weiterer Aspekt, der den Fokus auf Ops verstärkt: Selbst bei traditionellen Projekten setzen Unternehmen immer stärker auf Cloud-Services, beispielsweise als Integrationslösung oder ETL-Routinen (Extract, Transform, Load); Workflow-Automatisierungen für Business Teams mit Konnektoren zu ERPs, CRMs, Data-Warehouses und -Lakes; Automatisierungen für Security Operations oder kleine kundenspezifische Erweiterungen zu SaaS-Plattformen. Schnell gebaut, fehlt es Entwicklern solch taktischer

Klug ist es deshalb bei der Neugestaltung der DevOps-Strategie ein „Shared“ OpsDev-Team – die Betonung liegt also vorrangig auf der Operations – zu etablieren, das sich in genau diesem Kontext des Cloud Center of Excellence um die einzeln betrachtet kleinen, aber in Summe wichtigen Aufgaben kümmert. Demnach ist es ein entsprechend wichtiges Anker-Team im Cloud-Office/CCoE, kann jedoch im Gegensatz zur Cloud Strategie-, Architektur- und Management-Hoheit auch einfach extern eingekauft werden.

Neu denken, offen bleiben

Neben der Neuausrichtung der DevOps-Kapazitäten gibt es natürlich auch die Möglichkeit, Automatisierung und Künstliche Intelligenz, KI, situativ einzusetzen, um die Effizienz in der Softwareentwicklung zu steigern. Insbesondere generative KI kann bei der Automatisierung von Aufgaben wie Testing, Deployment und Monitoring helfen. Denkbar ist auch eine Unterstützung, um potenzielle Probleme oder Fehler im Code vorherzusagen oder große Datenmengen im Betrieb zu analysieren, um Muster und Trends zu identifizieren. So ließen sich Code-Qualität und -Sicherheit verbessern, Schwachstellen erkennen und potenzielle Bedrohungen ausschalten. Auch bei der Planung, Zuweisung und Nutzung von Ressourcen kann die KI unterstützen. 

Allerdings hängen Reife und Zuverlässigkeit der KI immer noch vom spezifischen Anwendungsfall sowie von der Trainings- und Datenqualität ab. Dementsprechend ist aktuell auch nur der situative und ergänzende Einsatz wirklich zu empfehlen. In erster Linie gilt es also, die vorhandenen DevOps-Ressourcen neu zu ordnen und effizienter einzusetzen, um die insgesamt knappen Ressourcen – von monetär bis personell – zielführend zu nutzen. Denn geraden in Zeiten, in denen Kosteneinsparungen an erster Stelle stehen und eine gewisse digitale Nüchternheit zu Tage tritt, werden Effizienz und Lean-Operations immer wichtiger. 

Silvio

Kleesattel

Technology & Innovation Lead

Skaylink

Silvio Kleesattel ist Technologie- und Innovationsleiter bei Skaylink, einem europäischen Anbieter von Cloud Managed Services. Als technologischer Vordenker von Skaylink ist er für Innovationen mit einer amerikanischen Perspektive aus Brasilien verantwortlich. Dank zwei Jahrzehnten internationaler Erfahrung in der IT-Welt und seiner Nähe zum operativen Kundengeschäft in Europa und Nordamerika
Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.