Keine Frage: Softwareentwickler gehören derzeit zu den begehrtesten Fachkräften auf dem Jobmarkt. Daran ist die COVID-19-Pandemie nicht ganz unschuldig, hat sie viele Unternehmen doch dazu gezwungen, ihre digitale Transformation erheblich zu beschleunigen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, für ihre Softwareentwickler die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen. Robert Krohn, Altassian Head of Agile and DevOps Engineering, blickt auf aktuelle Trends in der Softwareentwicklung und welche Schlüsse Führungskräfte aus diesen ziehen sollten.
Die vergangenen zwei Jahre waren für Unternehmen von großen Veränderungen geprägt: Praktisch von heute auf morgen mussten sie ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, neue Produkte und Services für ihre Kunden entwickeln und mit immer neuen Herausforderungen, wie unterbrochenen Lieferketten, zurechtkommen.
Software Developer haben dabei eine Schlüsselrolle eingenommen: Sie gestalten die technologische Zukunft ihres Unternehmens maßgeblich mit, ermöglichen die Entwicklung neuer Innovationen und treiben die Umstellung auf die Cloud voran. Der State of the Developer Report* von Atlassian untersucht, wie es ihnen dabei ergeht, wie sie heute arbeiten und was sie benötigen, um langfristig erfolgreich und zufrieden zu sein. Drei Punkte fallen dabei auf:
1. „You built it, you run it” gewinnt an Bedeutung
YBIYRI ist zwar nicht neu, setzt sich aber langsam durch: In Deutschland arbeiten inzwischen mehr als die Hälfte aller Software-Development-Teams (57 Prozent) nach dem Prinzip, wobei etwa ein Drittel (34 Prozent) diesen Ansatz erst kürzlich eingeführt hat. YBIYRI bedeutet schlicht, dass derjenige, der die Software entwickelt, im Anschluss auch für sie verantwortlich ist. Durch diese Herangehensweise können Unternehmen die Kluft zwischen Entwicklung und Operations schließen und ihre Entwickler können ihr Produkt anhand von Feedback der Nutzer kontinuierlich verbessern.
Wie aber verändert sich die Teamstruktur durch YBIYRI? Die befragten Software Developer beobachten zwei unterschiedliche Tendenzen, je nachdem, ob das Konzept neu eingeführt oder schon länger verfolgt wird: Ist ersteres der Fall, werden vor allem neue Front-End- und Back-End-Entwickler eingestellt sowie Security Engineers, Solution Architects und Projektmanager. Ist letzteres der Fall, sind es Netzwerk, Hardware und DevOps Engineers. Unternehmen sollten also genau darauf achten, wie sie ihr Team erweitern, wenn sie YBIYRI umsetzen oder ausweiten wollen.
2. Zu viele Tools sind (nicht unbedingt) das Problem
Wie viele Tools sind zu viele? Diese Fragen sollten Unternehmen sich grundsätzlich immer mal wieder stellen, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter effektiv arbeiten können und nicht im Tool-Chaos versinken. Laut der Studie von Atlassian nutzt die Hälfte der deutschen Entwickler (50 Prozent) sieben verschiedene Tools oder mehr – und 58 Prozent berichten, dass ihr Team im Laufe der Zeit weitere Tools seinem Stack hinzufügt.
Gleichzeitig wird aber auch noch etwas anderes deutlich: Softwareentwickler legen vor allem Wert auf flexible und adaptive Tools, die ihre Arbeit vereinfachen, auch wenn dadurch ihre Toolchain größer wird. Sie zeigen sich insgesamt zufriedener mit ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten als beispielsweise Developer mit stabiler Toolchain. Führungskräfte sollten daher stets auf dem Laufenden bleiben, was die Branche zu bieten hat, und ihren Mitarbeiten die nötigen flexiblen Tools zur Verfügung stellen.
3. Autonomie schafft Zufriedenheit
Im internationalen Vergleich haben Softwareentwickler in Deutschland verhältnismäßig wenig Autonomie in ihrem Arbeitsalltag: Während global die Hälfte aller Befragten (50 Prozent) über eine hohe Autonomie verfügen, sind es in Deutschland kaum mehr als die Hälfte davon (29 Prozent).
Das Problem dabei? Software Developer mit hoher Autonomie sind insgesamt deutlich zufriedener mit ihrer Rolle, obwohl diese oft sehr komplex ist, als diejenigen mit einem mittleren oder niedrigen Maß an Autonomie. Letztere machen in Deutschland allerdings mit 39 Prozent die größte Gruppe unter den Softwareentwicklern aus. Das heißt für Führungskräfte: Sie sollten ihren Mitarbeitern nach Möglichkeiten mehr Autonomie gewähren. Dadurch steigen Motivation und Leistung, was sich wiederum positiv auf Schnelligkeit und die Agilität des Teams auswirkt.
Methodik:
Zwischen August und September 2021 wurden insgesamt 2.182 Arbeitskräfte, die in einer traditionellen Software-Developer-Rolle arbeiten, aus vier Ländern (Australien, Deutschland, Indien und den USA) befragt. Anhand von Quoten wurde eine repräsentative Geschlechterverteilung sichergestellt sowie, dass die Befragten aus verschiedenen Unternehmensgrößen, Führungsebenen und Branchen stammen und unterschiedlich lange in ihren Positionen tätig sind.
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