Die Automatisierung von Softwaretests ist eine wichtige Maßnahme zu mehr Tempo in der Entwicklung. Doch nun kommt der Turbo: Codelose Automatisierung.
Agile Entwicklung und DevOps wären ohne automatische Tests gar nicht denkbar, denn Entwicklungsteams müssen den Aufwand für Tests senken. Vor allem bei Web- und Cloud-Anwendungen sind wöchentliche oder sogar tägliche Releases üblich. Manuelle Tests würden die QA-Teams überfordern, die Entwicklung verlangsamen und letztlich die Kosten in die Höhe treiben.
Testautomatisierung – auch ohne Code
Deshalb hat sich Testautomatisierung als DevOps-Standard eingebürgert: Skripte wiederholen die Tests automatisch, wodurch mehr Tests in kürzerer Zeit möglich. Entwickler und QA-Tester werden durch Automatisierung deutlich entlastet. Doch es gibt auch eine Herausforderung: Die Testskripte müssen mit einem gewissen Zeitaufwand zunächst entwickelt, anschließend selbst getestet und später gewartet werden. Die eigentliche Ausführung der Tests ist dagegen unter Umständen in wenigen Sekunden erledigt.
Es ist für die Unternehmen also sinnvoll, hier mehr Effizienz anzustreben. Als Ansatz bieten sich No-Code/Low-Code-Konzepte an. Sie sind für die Gestaltung von einfachen Mobilapps und Geschäftsanwendungen recht weit verbreitet. Die Idee dahinter: Mit Generatoren und Bausteinsystemen können auch Nicht-Entwickler Apps aus vorgefertigten Modulen zusammenfügen. Diese Vorgehensweise ist übertragbar auf Softwaretests und führt zu codeloser Testautomatisierung.
Unternehmen erreichen damit einen höheren Reifegrad in der Testautomatisierung, da der Umfang der automatisierten Tests weniger stark von den Kapazitäten der Entwickler abhängt. No-Code-Tools nutzen intern Codegeneratoren, die vereinheitlichte und fehlerfreie Skripte produzieren. Menschliche Fehler wie Unaufmerksamkeit oder Irrtümer werden weitgehend vermieden.
Zudem verringert kostenlose Testautomatisierung die Abhängigkeit von spezifischem Fachwissen zu Automatisierungstools wie Appium, Selenium, Apple-Simulatoren, Android-Emulatoren und anderen. Stattdessen ist lediglich IT-Grundwissen nötig.
Hindernisse bei traditioneller Testautomatisierung
Codelose Testautomatisierung verlagert Ressourcen in die richtige Richtung, nämlich zu mehr Entwicklung und Innovation. Das ist für zahlreiche Unternehmen interessant, wie eine Umfrage von Applause zum Thema Testautomatisierung unter weltweit mehr als 2.000 QA-, Produkt-, Engineering- und DevOps-Fachleuten zeigt.
Mehr als 56 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen die Anschaffung eines Tools zur codelosen Testautomatisierung plant. Der Hauptgrund für den Kauf einer solchen Lösung ist laut Umfrage die Notwendigkeit, die Automatisierungsressourcen zu erhöhen und die Testabdeckung zu verbessern. Bei ihren bisherigen Strategien zur Testautomatisierung sind die befragten Unternehmen auf einige Hindernisse gestoßen.
Ein typischer Hinderungsgrund für den Einsatz von traditioneller Testautomatisierung mit selbst entwickelten Skripten ist das Fehlen von qualifizierten und erfahrenen Experten. Dies ist ein wichtiger Faktor für 41 Prozent der Unternehmen, die nur wenig Testautomatisierung nutzen. Hinzu kommt, dass die Testentwickler ständig aus dem Testing abgezogen und in die Entwicklung versetzt werden. Das führt oft dazu, dass Automatisierungsprojekte auf halbem Wege stecken bleiben und nicht abgeschlossen werden.
Bei den Unternehmen, die stark in Testautomatisierung investiert haben, sind die Herausforderungen vielfältiger: 20 Prozent gaben an, dass ihr Automatisierungsfortschritt zu langsam ist. Weitere 18 Prozent nannten einen Mangel an Ressourcen für die Testautomatisierung die zentrale Herausforderung. In 19 Prozent der Unternehmen wird die Testautomatisierung intern nicht priorisiert, sodass die Entwickler nicht die erforderliche Zeit für die Weiterentwicklung der Skripte und deren Wartung haben.
Schnelle Release-Zyklen, geringe Kosten
Die Studie deckt auch einen klaren Zusammenhang zwischen Know-how und Automatisierung auf: Je mehr geeignete Entwickler die Unternehmen haben, desto eher nutzen sie auch Testautomatisierung. Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass es für den breiten Einsatz von Testautomatisierung entscheidend ist, auch andere Personen als Entwickler Tests definieren zu lassen.
Codelose Testautomatisierung kann jeder nutzen: QA-Experten ohne Coding-Know-how, Produktverantwortliche, Projektmanager oder Endanwender. Bei einer No-Code-Lösung bewegt sich ein Nutzer einfach durch einen Testfall und seine Aktionen werden dabei automatisch aufgezeichnet. Das Tool übersetzt diese Sitzung dann in ein Automatisierungsskript. Dieser rationalisierte Prozess führt zu höherer Geschwindigkeit, schnelleren Releases und geringeren Kosten.
Codelose Testautomatisierung hat ein breites Einsatzgebiet. Ursprünglich wurden die entsprechenden Tools nur für Webanwendungen entwickelt. Inzwischen bieten viele davon die Möglichkeit, Testautomatisierungsskripte ebenso für mobile Geräte – sowohl für Android als auch für iOS – zu erstellen.
No-Code-Tools eignen sich gut für weniger aufwändige Tests wie Regressionstests oder Lasttests. Sie sind manuell nur aufwendig umzusetzen, können aber gut automatisiert werden. Wer diese beiden Testarten nach dem No-Code-Prinzip automatisiert, erhält zusammen mit anderen automatisierten Tests eine umfassende Testabdeckung.
Beide Automatisierungsarten sind nützlich
So wird deutlich, dass codelose Testautomatisierung nicht in Konkurrenz zu anderen Konzepten steht. Das Schreiben von Skripten für Funktionen- und Unittests ist immer noch hilfreich, ebenso wie manuelle Systemtests durch erfahrene QA-Tester.
Der Einsatz von codelosen Tools ermöglicht es den Entwicklern von automatisierten Testsuiten (SDETs, Software Development Engineers in Test), sich auf höher priorisierte und komplexere Automatisierung zu konzentrieren. Idealerweise sollten beide Automatisierungsarten genutzt werden, um die Geschwindigkeit und Qualität zu maximieren, mit der Software an die Endnutzer geliefert werden kann.