Von der Pflicht zur Chance

ESG-Daten nutzbar machen und Wettbewerbsvorteile sichern

ESG

Spätestens mit Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive wurde allen europäischen Unternehmen klar, dass sie sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht mehr entziehen können: Denn Nachhaltigkeitsberichte werden sukzessive verpflichtend.

Die Berichterstattung hat auch Auswirkungen auf die IT-Systemlandschaft eines Unternehmens, weil Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengeführt und nutzbar gemacht werden müssen. Hierfür bedarf es einer passenden Systemarchitektur mit entsprechenden Datenflüssen und Kennzahlen. Sind diese etabliert, werden Unternehmen nicht nur ihrer Berichtspflicht gerecht, sondern profitieren auch von vielfältigen Vorteilen.

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Für bestimmte Unternehmen gehört die ESG-Berichterstattung (Environmental, Social, Governance) bereits seit einigen Jahren zu ihren Pflichten: EU-weit müssen rund 11.600 große kapitalmarktorientierte Konzerne, Versicherungen und Finanzinstitute schon seit 2017 ihre nachhaltige Performance messen und entsprechende Nachhaltigkeitsberichte erstatten. Diese Berichtspflicht wurde Anfang 2024 massiv ausgeweitet und wird in den kommenden Jahren sukzessive alle kapitalmarktorientierten Unternehmen betreffen – nur Kleinstunternehmen bleiben ausgenommen. Spätestens ab dem Geschäftsjahr 2026 sind dann so gut wie alle europäischen Unternehmen ein ESG-Reporting schuldig. Die Zeit, die IT-Systemlandschaft und die internen und externen Datenflüsse entsprechend herzurichten, drängt also.

Denn ein ESG-Reporting erfordert die Aggregation und Überprüfung einer Vielzahl von Daten aus unterschiedlichen Quellen, die zudem durch unterschiedliche Stakeholder gepflegt sein können. Die Schwierigkeit besteht demnach darin, dass die erforderlichen Daten nicht zentral und nicht in einem einheitlichen Format, sondern in heterogenen Strukturen und Formen vorliegen. Unklar ist häufig auch, welche Daten und Datenquellen überhaupt für die Nachhaltigkeitsberichte benötigt werden – zumal es keinen einheitlichen Standard gibt. Die European Sustainabilty Reporting Standards (ESRS) geben vielmehr zwölf Standards vor, zwei übergreifende und zehn themenspezifische. Aus diesen Standards lassen sich 1178 qualitative und quantitative Kennzahlen (KPIs) bestimmen. Diese müssen Unternehmen je nach doppelter Wesentlichkeitsanalyse ihres Unternehmens, in der sie die bedeutenden Nachhaltigkeitsthemen ermitteln, offenlegen. Zu jedem Datenpunkt brauchen Unternehmen zudem eine Dokumentation, wie die Daten – möglichst automatisch – erhoben werden, aus welcher Quelle sie entstammen, wie sie verifiziert, zusammengetragen und am Ende für den Bericht aufbereitet werden. Bevor Unternehmen also in die eigentliche ESG-Berichterstattung einsteigen können, sind wesentliche Punkte zu klären und die IT-Systeme anzupassen.

Datenquellen identifizieren, Daten harmonisieren

In einem ersten Schritt gilt es, die erforderlichen Datenquellen aus allen Silos zu identifizieren und dabei sämtliche internen und externen Stakeholder einzubeziehen. Die Prozesse bezüglich der Datenerhebung sollten reduziert und automatisiert werden, um die Aufwände künftig möglichst gering zu halten. Anschließend müssen die vorhandenen Datensätze aus den unterschiedlichen Quellen konsolidiert und harmonisiert werden. In diesem Prozessschritt sollten auch Richtlinien hinsichtlich der Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten entwickelt werden. Alsdann gilt es die für das ESG-Reporting erforderlichen Technologien und Tools zu selektieren, wobei die vorhandene Systemarchitektur sowie die Möglichkeit für eine leichte Skalierbarkeit in den Blick genommen werden sollten. Die internen und externen Datenflüsse müssen bewertet und gegebenenfalls angepasst oder gar neu entwickelt werden. Ein umfassender Security-Check ist an dieser Stelle angebracht, um Sicherheitsrisiken beim Datenaustausch zu minimieren.

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Entscheidend für ein vollständiges ESG-Reporting, das für das Unternehmen einen möglichst geringen Aufwand bedeutet, ist, dass die erforderlichen Daten schließlich an einer zentralen Stelle – einem Single Point of Truth (SPOT) – digital gesammelt werden. Hierzu müssen zuvor große Mengen granularer Daten digitalisiert werden, was für Unternehmen aufgrund der Komplexität der Daten durchaus sehr herausfordernd sein kann. Ein Full-Service-Digitalunternehmen kann hier als eingebundener Partner wichtige Hilfestellungen leisten und Unternehmen unterstützen, Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren sowie die relevanten Daten digital zu sammeln. Laufen die ESG-Daten in einem SPOT zusammen, lassen sie sich den verarbeitenden Systemen in Echtzeit zur Verfügung stellen. Anhand der  festgelegten KPIs kann dann das ESG-Reporting erfolgen.

Ein umfassender Data & System Check ist vor dem Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung demnach unerlässlich, um zunächst eine Übersicht über die systemische Verfügbarkeit von ESG-relevanten Daten zu erhalten. Die bestehende Systemarchitektur und die vorhandenen Prozesse und Tools müssen erfasst und in Bezug auf die ESG-Vorgaben analysiert werden. So zeigt sich, wo Datenlücken vorhanden sind und wo Schnittstellen fehlen. Dieser Data & System Check stellt neben der doppelten Wesentlichkeitsanalyse die Basis für ein erfolgreiches ESG-Reporting Enablement dar. Lücken zwischen den Ist- und den erforderlichen Soll-Datenpunkten lassen sich so erkennen und schließen, Abhängigkeiten und Verantwortlichkeiten lassen sich erfassen, neue Datenflüsse können entwickelt, neue Tools implementiert und die Systemlandschaft angepasst werden.

Externe Kapazitäten und Expertise nutzen

Den Unternehmen, die künftig von der Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen sein werden, fehlen jedoch selbst die erforderlichen Kapazitäten und das Wissen für die erforderlichen Analysen und Systemanpassungen – zumal die Zeit drängt: Nur noch die Geschäftsjahre 2024 und 2025 bleiben für die Vorbereitungen, um ab 2026 wie vorgeschrieben berichten zu können. Es empfiehlt sich daher, für den Data & System Check, die anschließende Strategie- und Gap-Analyse, die Implementierung neuer Tools und die Anpassung der Systemlandschaft einen externen Partner mit entsprechenden Kompetenzen hinzuziehen. Nach einem Partner Ausschau zu halten, der eine ganzheitliche Beratung und Lösung anbietet, lohnt sich allemal, da sich so Reibungsverluste und Verzögerungen durch die Einbeziehung unterschiedlicher Dienstleister vermeiden lassen.

Gehen Unternehmen das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung rechtzeitig und ganzheitlich an, können sie die Verpflichtung zudem in wertvolle Chancen für ihr Business umwandeln. Denn Nachhaltigkeit ist auch ein Imagethema und wirkt sich positiv auf die Gewinnung und Bindung von Kunden und Partnern aus – weil immer mehr Kunden und Partner nachhaltiges Handeln von Unternehmen einfordern. Auch qualifizierte Fachkräfte können ihre Entscheidung, welchem Unternehmen sie ihre Arbeitskraft und ihr Knowhow zur Verfügung stellen, vom Thema Nachhaltigkeit abhängig machen. Nicht zuletzt zeigt das ESG-Reporting Verbesserungspotenziale auf: Unternehmen können ihre Energieeffizienz optimieren, die Ressourcenverschwendung eingrenzen und so Kosten sparen. Insofern ist das ESG-Reporting nicht nur eine lästige Pflicht, sondern trägt vor allem auch zur Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens bei.

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Fazit

Nachhaltigkeitsberichte werden in absehbarer Zeit für alle europäischen Unternehmen verpflichtend. Die Herausforderung besteht darin, relevante Datenquellen zu identifizieren, zu harmonisieren und in einer zentralen Datenbank zu sammeln. Deshalb ist die Anpassung der IT-Systemlandschaft erforderlich, um Daten aus verschiedenen Quellen zu integrieren und zu nutzen. Unternehmen, die die ESG-Berichterstattung frühzeitig und umfassend angehen, bereiten sich nicht nur bestmöglich auf die gesetzlichen Anforderungen vor, sondern können auch Vorteile daraus ziehen, wie z.B. verbesserte Kundenbindung, Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter, Optimierung der Energieeffizienz und Kostenreduktion. Nachhaltigkeitsberichte fördern somit auch die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.

Autorin: Robin Dawn Merkelbach, Junior Business Consultant E-Commerce & Engagement SQLI

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