Der Markt für Datenanalytik nimmt inzwischen auch in Deutschland Fahrt auf. Mehr und mehr Anwenderunternehmen legen die Zurückhaltung früherer Jahre ab und investieren in den Aufbau fortgeschrittener Analytik-Lösungen (engl. Advanced Analytics).
Ziel ist es, fortgesetzt neue Erkenntnisse über das Verhalten der Kunden und die Abläufe in den Wertschöpfungsketten zu gewinnen. Dienstleister und Lösungsanbieter greifen die positive Marktentwicklung auf und weiten ihr Advanced-Analytics-Portfolio signifikant aus.
Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der beiden Anbietervergleiche „ISG Provider Lens Analytics Services for Germany“ und „ISG Provider Lens Analytics – Platforms and Solutions for Germany“, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Information Services Group (ISG) nun vorgelegt hat. Die Studien untersuchen das Know-how und die Umsetzungsfähigkeiten von insgesamt 37-Anbietern, die auf dem deutschen Data-Analytics-Markt tätig sind.
„In den vergangenen Jahren steckte der deutsche Analytics-Markt in einer Art Seitwärtsbewegung. Vor allem der Fachkräftemangel und die Verfügbarkeit analysierbarer Daten haben die Nachfrage lange Zeit stark ausgebremst“, konstatiert Heiko Henkes, Director & Principal Analyst bei der Information Services Group (ISG). „Vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen hat nun jedoch ein Umdenken eingesetzt. So zum Beispiel im Lieferkettenmanagement, wo ein stark steigender Bedarf an Echtzeitinformation dazu beiträgt, dass die Nachfrage nach fortgeschrittenen Analytics-Lösungen spürbar anzieht.“
Anwender aus neuen Branchen
Während sich der Einsatz von Advanced Analytics lange Zeit auf Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister sowie Großkonzerne mit hochspezifischen Marktanforderungen konzentrierte, ist das Spektrum der Anwenderbranchen inzwischen wesentlich breiter geworden. Zum Kreis der wichtigsten Nachfragegruppen zählen längst auch Bereiche wie das Gesundheitswesen, die Biowissenschaften, der Einzelhandel, die Konsumgüterindustrie und die Fertigungsindustrie. Entsprechend vielfältiger werden die Einsatzgebiete der Advanced Analytics. Sie reichen von prädiktiver Analytik (engl. Predictive Analytics) in der Beschaffung über die Optimierung produktionsnaher Dienstleistungen wie der vorausschauenden Instandhaltung bis zur Erstellung von Absatzprognosen oder kundenspezifischen Verkaufsempfehlungen.
Die Anforderungen gehen damit weit über das Ermitteln klassischer Unternehmenskennzahlen (engl. Key Performance Indicators; KPIs) hinaus. Für die Anbieter bedeutet dies, dass sie ihr analytisches Fachwissen noch einmal deutlich vertiefen müssen. Besonders gute Marktchancen haben daher Spezialisten und Gründerunternehmen, die passgenaue Lösungen für hochspezifische Analyseaufgaben erstellen können. Immer häufiger sind sie damit in der Lage, wettbewerbsfähige Angebote zu entwickeln und zumindest in Teilbereichen gegenüber etablierten Komplettanbietern zu bestehen.
Ungeachtet dessen verfügen die Generalisten aber auch weiterhin über genug Marktmacht, um ihren Platz in der Gruppe der führenden Anbieter zu behaupten, so ISG. Als große, weltweit tätige Provider spielen sie ihre Stärken vor allem dort aus, wo der Zugriff auf schnell einsatzfähige Personalkapazität gefordert ist. Demgegenüber vermag die Gruppe der Spezialisten vor allem bei solchen Anwendern zu punkten, die stärkeren Wert auf räumliche Nähe und muttersprachliche Ansprechpartner legen.
Neue Angebote
Zu den interessantesten technologischen Fortschritten rechnen die beiden neuen Studien Verbesserungen auf dem Gebiet der Infrastruktur. Hier zeigt sich eine zunehmende Konvergenz von DataOps-, MLOps- und DevOps-Ansätzen. Zudem weist ISG auf eine Reihe anwendungsbezogener Innovationen hin, mit denen sich der Zugang zu fortgeschrittenen Analytics-Techniken deutlich erleichtern lässt. Die Rede ist von Low-Code- und No-Code-
Data Engineering Services
Im Marktsegment „Data Engineering Services“ (Abb. 2) bewertet ISG Service-Provider, deren Angebot die Erfassung und Aggregation von Daten aus strukturierten, halbstrukturierten und unstrukturierten Quellen umfasst. Hierzu zählen unter anderem Instant Messages, E-Mail-Nachrichten und Office-Dokumente sowie Audio- und Videodateien. Die Daten werden aus verschiedenen Systemen bezogen, im Kontext verarbeitet und rollenbasiert zur Verfügung gestellt. Wichtige Teilaufgaben sind die Entwicklung von Daten-Pipelines und Datenmodellen, das Management von Dateiformatkonvertierungen, die Durchführung von Datentransformationen und -bereinigungen sowie die Übernahme von Extrahier-, Transformier- und Ladevorgängen (ETL).
Führende Data-Engineering-Dienstleister verdanken ihre Position einer Kombination aus anwenderspezifischem Fachwissen, technisch-wissenschaftlicher Expertise in der Entwicklung von Analysen sowie den technischen Ressourcen, die sie für die Umsetzung, Implementierung und gegebenenfalls auch deren Betrieb mitliefern können.
Data Lifecycle Management Services
Im Teilmarkt „Data Lifecycle Management Services“ bewertet ISG Dienstleister, die sich mit der Entwicklung und Implementierung von Data-Governance-Systemen und Richtlinien sowie Verfahren für das effektive und effiziente Management von Daten befassen. In einem zunehmend strengeren regulatorischen Umfeld werden Anbieter von Data Handling Services mit dem End-to-End-Management von Datenspeicherung, -freigabe, -archivierung und -abruf unter Einhaltung der relevanten Compliance-Praktiken betraut. Hinzu kommen Dienstleistungen zur Sicherstellung der Datenqualität, -sicherheit und -kontrolle, der Einhaltung der DSGVO, der Erstellung und Verwaltung von Data Lakes sowie weitere Services.
Data Science Services
Im Marktsegment „Data Science Services“ untersucht ISG Beratungs- und Systemintegrationsdienstleiste
Data Preparation & Integration Platforms
Der Teilmarkt „Data Preparation & Integration Platforms” umfasst Software- und Lösungsanbieter, die hochverfügbare Plattformen für das Erheben, Übernehmen, Zusammenführen, Aufbereiten, Transformieren und Integrieren von Daten bereitstellen. Dies geschieht über eine Vielzahl von Unternehmensanwendungen und -systemen sowie Geschäftseinheiten, Partnern und Kunden hinweg. Von den Plattform- und Lösungsanbietern wird erwartet, dass sie über ausreichende Expertise im Umgang mit heterogenen Daten verfügen. Ein weiteres wichtiges Differenzierungsmerkmal besteht darin, vorgefertigte Konnektoren für kritische Anwendungen sowie Datenermittlungs-, Tagging- und Datenaufbereitungsfunktionen bieten zu können.
Self-Service & BI Solutions
Im Bereich der „Self-Service & BI Solutions“ analysiert ISG Softwarehersteller und Lösungsanbieter, die über Plattformen für fortgeschrittene Analyse-, Reporting- und Visualisierungsaufgaben verfügen. Hierzu gehören modulare Lösungen, die die komplexe Analyse großer Mengen multistrukturierter Daten mit der Benutzerfreundlichkeit verbinden, die für Mitarbeiter ohne technische Fachkenntnisse erforderlich ist. Bei den Anwendern dominiert der Wunsch nach immer leistungsfähigeren analytischen Funktionen, gepaart mit dem Komfort eines Dashboards. Viele Anbieter bauen ihre Funktionalitäten entsprechend aus, versuchen aber weiterhin schlanke und dynamische Lösungen zu liefern.
Einstufungen
Die Vergleichsstudie „ISG Provider Lens Analytics Services for Germany“ bewertet die Fähigkeiten von 37 Anbietern in den drei Marktsegmenten Data Lifecycle Management Services, Data Science Services und Data Engineering Services. Die Studie stuft Accenture, Alexander Thamm, Atos, Capgemini, DXC und IBM in allen drei Segmenten als „Leader“ ein. *um (Orange Business Services), Cognizant, Deloitte, Infosys, PwC und STATWORX erhalten diese Auszeichnung in je zwei Marktsegmenten. GFT, Infomotion, NTT DATA und Tech Mahindra in jeweils einem. Zudem werden Blue Yonder, Data Insights und Wipro in je einem Marktsegment als „Rising Star“ bezeichnet. Nach Definition von ISG handelt es sich dabei um Unternehmen mit vielversprechendem Portfolio und hohem Zukunftspotenzial.
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