Big Data – eines der Buzzwords, das seit einigen Jahren im Zusammenhang mit digitaler Transformation und einschneidenden Veränderungen von Prozessen in den Medien kursiert. Seit Anfang des Jahres wird der Begriff auch verstärkt mit Corona und dem Kampf gegen die Pandemie in Zusammenhang gebracht.
Heutzutage werden auf sehr unterschiedlichen Wegen Daten erfasst. Nicht nur Computer, Smartphones und tragbare Sensoren, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte und Gebäude erfassen dank eingebetteter Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) routinemäßig, wo wir sind, was wir tun und mit wem wir kommunizieren. Dies geschieht nicht zwangsläufig in der Absicht, Menschen gezielt zu überwachen. Vielmehr ist es eine inhärente Eigenschaft digitaler Technologie, Daten zu erzeugen: Wenn beispielsweise ein Mobilfunknetz ein Smartphone nicht orten kann, wäre dieses auch nicht erreichbar.
Für viele Unternehmen – und dies über alle Branchen hinweg – erscheint es heute undenkbar, Entwicklung, Produktion und Verkauf, ohne maßgebliche Unterstützung von IKT-gestützten Prozessen, umzusetzen. Dies erzeugt unter anderem automatisch Daten über Abläufe, die früher quasi im Verborgenen abliefen, wie beispielsweise das Stöbern eines Kunden im Fachgeschäft. Die im Online-Handel generierten Daten können auf viel einfachere und kostengünstigere Weise gespeichert und ausgewertet werden, als dies bisher stationär möglich gewesen wäre.
Big Data ‒ das Öl des 21. Jahrhunderts
Personalisierte Werbung, maßgeschneiderte Angebote oder individualisierte Preisgestaltung sind Beispiele von Anwendungen bei der Nutzung von Daten durch Unternehmen an der Schnittstelle zu ihren Kunden. Aber wo bleibt die Ethik? Leben wir schon in der Orwell’schen Welt, wo ‚Big Brother‘ allgegenwärtig ist?
Auf der anderen Seite konnten mit der zunehmenden Bedeutung großer Datenmengen viele neue Systeme – wie auch die aktuelle Corona-App – entwickelt werden, um die damit einhergehende Datenherausforderung zu lösen und sie zu verarbeiten.
In deutschen Unternehmen wird die Weiterentwicklung im Bereich Data Analytics vielfach durch die organisatorische Bedeutung der IT blockiert. Nicht die IT-ler in ihrer Funktion sind dafür verantwortlich, gemeint ist die hierarchische Positionierung der IT in Unternehmen. Gerade wenn es darum geht, technische Themen voranzutreiben, sollte die Rolle der IT einen höheren Standpunkt und auch mehr Verantwortung haben. Solange der IT-Verantwortliche oder sogar der CIO an den CFO berichtet und dieser Investitionen zustimmen soll, die auf Daten und Hypothesen beruhen, ist dies ein schwieriges Unterfangen. Digitalisierung und hier auch Big Data sind wichtige Bestandteile operativer Strategien von Unternehmen und dem künftigen Fortbestehen.
Einfach mal anders denken
Kontrolle bremst die Kreativität – kreativ sein und auch mal um die Ecke denken, das sind die Treiber für Innovationen. Risikobereitschaft und Innovationskultur sind wichtige Voraussetzungen, um Kreativität zuzulassen und Daten – das Öl des 21. Jahrhunderts – sinnvoll zu verwerten. Klare Strukturen und geradeaus Denken werden dann für die Umsetzung benötigt.
Gerade in der aktuellen Corona-Phase, wo vielfach Investitionen zurückgehalten werden, sollten Unternehmen mit etwas Mut und Risikoaffinität Daten-affinen Mitarbeitern die Chance geben, ohne finanzielle Restriktionen, die verborgenen Schätze so aufzubereiten, dass sie sich auch zum raffinierten Öl entfalten können. Häufig sind es auch die etwas exotischen Einzelkämpfer, die für diese Raffinierung besonders innovativ sind und die besten Wege einschlagen können.
Nur wer heute auch mal andere Wege begeht und bereit ist, Risiken einzugehen, kann auch zu den erfolgreichen Goldgräbern in der Post-Corona Phase werden.