Cloud-Computing hinterlässt auch im Leitprodukt von Virtual Instruments, »VirtualWisdom 6.0«, breite Spuren. Das System zur Analyse der Storage-Infrastruktur erhält in der neuen Version einige zusätzliche Funktionen und Verbesserungen.
Schnittstellen zu Dynatrace und AppDynamics sowie in die Cloud sollen eine möglichst lückenlose Fehleranalyse bieten und bei der Beseitigung unterstützen. Langfristig soll sogar der War-Room überflüssig werden.
»VirtualWisdom 6.0« hat zahlreiche Integrationsmöglichkeiten mit bewährten Applikationen und Tools (Grafik: Virtual Instruments).Mit der rasanten Ausbreitung der Hybrid-Cloud als Leit-Infrastruktur für die meisten Unternehmen ergibt sich auch die Notwendigkeit, Monitoring und Analyse der Storage-Infrastruktur anzupassen. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Version von VirtualWisdom 6.0. Der Hersteller Virtual Instruments hat rund zehn Jahre Erfahrung in der Analyse von Storage-Umgebungen, angefangen von SANs bis hin zu komplexen Umgebungen mit Komponenten der großen Infrastrukturanbieter.
Adressierte Märkte sind unter anderem Cloud und andere Service-Provider, Telekommunikation, Finanzdienstleister und andere Unternehmen, wo es auf prompt reagierende Applikationen ankommt. Beispielsweise setzt auch Bosch beim autonomen Fahren auf die Lösung. Ein anderes Beispiel ist der US-Container-Spezialist Longbeach Container. Er hat seine gesamten Logistikprozesse beispielsweise durch führerlose Trucks und Kräne automatisiert. Virtual Wisdom soll dafür sorgen, dass Störungen in den IT-Systemen dort entweder proaktiv verhindert oder aber schnellstmöglich beseitigt werden und die Infrastruktur immer optimal ausgelastet ist.
Früher gaben sich Netzwerk- und Storage-Analysesysteme damit zufrieden, auf bestehende Fehler schnellstmöglich hinzuweisen. Meist lieferten sie, wenn überhaupt, eine nur lückenhafte Fehleranalyse. Das Fehlerbeseitigen erforderte die aufwendige Zusammenarbeit vieler Fachleute. Klassisch sind in analytisch nicht ausreichend ausgerüsteten Umgebungen sogenannte War-Room-Szenarios, bei denen sich alle irgendwie mit einer Störung befassten mit sämtlichen verfügbaren Informationen bewaffneten und in stundenlangen Sitzungen versuchten, eine effektive Lösung für das bestehende Infrastrukturproblem zu finden.
Fehlerursachen nicht immer im RZ – War-Room zukünftig überflüssig?
Die neuen Funktionen von »VirtualWisdom 6.0« auf einen Blick (Grafik: Virtual Instruments).Intelligente Analysesysteme wie Virtual Wisdom möchte derartige Szenarien überflüssig machen. Die zentrale analytische Engine, die sogenannte Wisdom AI, ist ein Werkzeugkasten mit unterschiedlichen Tools: AI-basierende Modelle, Maschinenlernen, heuristische und Monte-Carlo-Verfahren und so weiter. Dazu kommen vordefinierte Workflows. APIs sorgen dafür, dass Daten anderer Analyseprodukte, die zum Beispiel Informationen über das Verhalten von Applikationen beim Transport über Weitverkehrsnetze liefern, einbezogen werden können. Schließlich liegt die Ursache für eine langsam arbeitende App nicht immer im RZ.
So gibt es in der neuen Version 6.0 Schnittstellen zu Dynatrace und AppDynamics. Alarme, die von Appdynamics erzeugt wurden, können in Virtual Wisdom einfließen. Virtual Wisdom entdeckt auch alle Applikations- und Service-Modelle, die Dynatrace für die entsprechende Infrastruktur gespeichert hat und zeigt die Infrastruktur-Komponenten aus der Dynatrace-Topologiesicht, für die Leistungsdaten vorliegen. Die Daten werden von allen Virtual-Wisdom-Standardfunktionen mit verwertet. Die Hardware-Unterstützung wurde auf Dell EMC VMAX/PowerMAX und IBM SVC ausgedehnt. Deren Leistung, Kapazität und Zustand lassen sich nun mit Virtual Wisdom erfassen.
In Version 6.0 neu hinzugekommen oder aufgewertet wurden vor allem vier Bereiche: die Garantie der erwünschten Servicequalität für Applikationen (Application Service Assurance), vorausschauendes Kapazitätsmanagement (Proactive Capacity Management), eine optimierte Verteilung der Applikationen auf die gesamte Infrastruktur (Workload Infrastructure Balancing) und die proaktive Vermeidung von Problemen respektive ihrer schnellen Lösung (Problem Resolution and Avoidance). Im Folgenden einige Details zu diesen Kernthemen der neuen Version.
Die Application Service Assurance arbeitet nun vom On-Premise-Rechenzentrum bis in die Public-Cloud von AWS oder Microsoft – später sollen über Partnerverträge weitere Cloud-Provider ebenfalls in den Service einbezogen werden. Die Funktion erlaubt die Erstellung proaktiver Dashboards für Applikationen und Infrastruktur, die sich unterschiedlich gestalten lassen, je nachdem, für wen sie gebaut werden. Die Dashboards zeigen die gesamte Infrastruktur – von dem Ort, wo eine Applikation läuft bis hin zu dem Platz in der Infrastruktur, wo ihre Daten momentan physisch gespeichert sind, möge dies nun auf dem eigenen Rechenzentrum oder bei AWS oder Azure sein.
Durchgängigkeit vom Host bis zur Cloud
Hosts können so vom Rechenzentrum bis in die Cloud durchgängig gemanagt werden. Beispielsweise lässt sich die Leistung von Hosts und Applikationen in Public-Cloud und On-Prem direkt vergleichen. Bewährte Alarme und Investigations, also wahrscheinliche Störungsursachen, die aus den bisherigen Erfahrungen und Daten von Virtual Instruments generiert wurden, liefert die Lösung gleich mit. Umgesetzt werden Lösungsvorschläge für bekannte Probleme allerdings noch nicht selbsttätig, das müssen die Administratoren selbst tun. Doch in späteren Versionen, so das Unternehmen, ist auch das durchaus denkbar.
Das Spektrum der verfügbaren Parameter wurde stark erweitert: Eingelesen werden auch bis zu 74 betriebssystembezogene Parameter für Linux und 67 für Windows, wobei sich die Instanzen in der Cloud, auf physischen und virtuellen Instanzen befinden können. Damit lässt sich klar bewerten, wo was am besten läuft. Ebenfalls einbezogen werden Parameter von SAN-HBAs, die an physische Hosts angeschlossen sind. Dazu gehören Frame-Errors, Fehler bei der Synchronisierung von Verbindungen und Signalen, die Zahl der Anfragen und das Datenvolumen. Ebenfalls erweitert wurden die Fähigkeiten von Virtual Wisdoms NAS-Sonde: Sie erfasst jetzt auch insgesamt 300 Messdaten von iSCSI-Verbindungen, beispielsweise Payload, Warteschlangentiefe, Lese-/Schreibverzögerung, Events und Fehler. Für jeden Port der NAS-Sonde können Anwender entscheiden, ob er NAS- oder iSCSI-Daten erfassen soll.
Tiefgehende Analyse des Applikationsverhaltens
Mit Virtual Wisdom 6.0 lässt sich das Verhalten einzelner App-Services zu bestimmten Zeiten analysieren, auch applikationsbezogene Regeln für die einzelnen Infrastruktur-Tiers sind möglich. Dabei können Kunden das Produkt mit Lösungen für das App-Performance-Management integrieren. Das vorhandene Inventar ist in verschiedenen Chart-Formen darstellbar, um die Übersicht zu behalten.
Die Topologiesicht hilft, zu verstehen, wie die Applikation von Ende zu Ende arbeitet. Dabei sind sowohl ganze Gerätegruppen als auch einzelne Geräte darstellbar. Vererbungsmechanismen erleichtern den Überblick: Eltern-Einheiten zeigen die Alarme, die bei den untergeordneten Einheiten entstehen, als rote oder gelbe Ränder an, so dass man nicht erst bis zu den einzelnen Geräten hinunterzoomen muss, um festzustellen, dass ein bestimmtes Gerät Probleme hat.
Insgesamt werden so Fragen wie diese einfach beantwortbar: Wo befindet sich eine App? Welche Leistung verbraucht sie? Wie beeinflusst sie andere Applikationen und die Infrastruktur? Die dafür nötigen Screening-Funktionen erfassen Transaktionen auf Mikrosekunden-Level und liefern daher ein sehr feingranulares Bild vom Infrastrukturgeschehen. Anwender müssen allerdings nach wie vor selbst einschätzen, welche Bedeutung und welchen Wert eine Applikation für ihr Kerngeschäft hat.
Eng verzahnt sind die proaktiven Dashboards mit der Funktion der Infrastrukturoptimierungen, denn sie entdeckt mittels Funktionen wie Balance Finder, VM Coordinator oder Storage Port Balancer mögliche Optimierungen und zeigt sie bei Bedarf im betreffenden Dashboard an.
Auch zum vorausschauenden Kapazitätsmanagement gibt es enge Verbindungen. Dieses Modul überwacht, analysiert und prognostiziert die vorhandene bzw. demnächst nötige Kapazität bei Compute-, Netzwerk- und Storage-Ressourcen. Wichtig ist dafür, dass Korrelationen über Domänen hinweg sich nun mittels des Trend-Matchers mit der Infrastruktursicht überlagern lassen. Bisher wurden zwar intelligente Mustererkennung und zeitbasierte Korrelation genutzt, eine anwendungsbezogene Überlagerung mit der Topologiesicht gab es aber noch nicht.
Infrastruktur und Applikationen besser aufeinander abstimmen
Ein Ziel der neuen Version ist es, Infrastruktur und Applikationen besser aufeinander abzustimmen. Dabei hilft unter anderem die schon erwähnte Integration der Appdynamics-Alarme in Virtual Wisdom: Sie ermöglicht eine direkte Korrelation zwischen Applikationsproblemen und Infrastrukturkomponenten.
Allerdings hat auch Virtual Wisdom wie alle Produkte seine Grenzen: Mit dem neuesten Infrastruktur-Schrei, den Containern, kann die Software derzeit nur umgehen, wenn sie in VMware-VMs integriert sind, eine Lösung für Docker ist in Arbeit. Auch Microservices sind ein Feld, auf dem sich Virtual Wisdom in Zukunft noch weiterentwickeln soll. Denn es lässt sich derzeit mit dem Tool bestenfalls ihre Struktur erfassen, volle Visibilität ist noch nicht gegeben. Und schließlich gibt Virtual Wisdom 6.0 nun zwar »Kochrezepte« aus, wie sich auftauchende Fehler sehr wahrscheinlich beseitigen lassen – bis jetzt werden sie aber noch nicht automatisch umgesetzt, das bleibt Sache des Admins. Für das Jahr 2019 allerdings ist geplant, die Software zu einer Grundlage für die analytisch unterlegte, applikationsbezogene Orchestrierung der gesamten Infrastruktur auszubauen. Und dies bedingt ganz sicher ein noch höheres Automatisierungsniveau, wobei der Admin selbstverständlich im Zweifel das letzte Wort haben muss.
Aussagefähige Preisangaben gibt es, wie üblich bei diesen Produkten, nicht. Die Lizenzkosten berechnen sich unterschiedlich je nach Plattform: Es gibt plattformbezogene unbegrenzte und begrenzte Lizenzen, ansonsten richtet sich die Lizenzierung nach den jeweils erfassten Systemen. Beispielsweise werden bei vSphere und Hyper-V die physischen Hosts berechnet, bei NetFlow die Endpunkte, bei NetApp die physischen Storage-Knoten. Dazu kommen Sonden und analytische Komponenten, letzter mit einem jährlichen Abo-Modell.
Hersteller: Virtual Instruments Limited
c/o Spooner and Co.
Mulberry, Shrubbs Hill Lane
Sunningdale
Berkshire SL5 0LD
Tel. +44 (0) 203 651 5685
E-Mail: [email protected]
Web: www.virtualinstruments.com
Direkter Link zum Produkt: VirtualWisdom
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