Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Oktober 2024 sprunghaft auf 1.530 angestiegen. Das sind 17 Prozent mehr als im Vormonat und 48 Prozent mehr als im Oktober 2023.
Der aktuelle Wert liegt zudem 66 Prozent über dem durchschnittlichen Oktoberwert der Jahre 2016 bis 2019. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ist dies der höchste Oktoberwert seit 20 Jahren.
Brisante Gemengelage
Als Gründe nennt das IWH die anhaltende konjunkturelle Schwächephase sowie stark gestiegene Kosten bei Löhnen und Energie. Auch Nachholeffekte aus der Pandemie sowie eine teils verzögerte Anpassung der Wirtschaft an neue strukturelle Rahmenbedingungen seien sichtbar. Während der Pandemie erhielten insbesondere schwächere Unternehmen Unterstützung durch staatliche Hilfsprogramme, wodurch Insolvenzen hinausgezögert wurden, heißt es.
Diese Insolvenzen würden die Unternehmen aus Sicht der Hallenser Wissenschaftler nun nachholen. Hinzu komme, dass sich in der Niedrigzinsphase auch unproduktive Unternehmen mithilfe günstiger Kredite über Wasser halten konnten. Seit den Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank im Jahr 2022 treffe die hohe Verschuldung diese Unternehmen nun besonders hart, sodass es verstärkt zu Insolvenzen kommt.
Bau, Handel, Dienstleister
Zu den besonders betroffenen Branchen zählen nach wie vor das Baugewerbe, der Handel und unternehmensnahe Dienstleistungen. Im verarbeitenden Gewerbe lagen die Zahlen ebenfalls auf sehr hohem Niveau, stellt das IWH fest. Laut „IWH-Insolvenztrend“ waren im Oktober in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen trotz der hohen Zahl an Insolvenzen nur knapp 11.000 Jobs betroffen – 30 Prozent mehr im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2019.
(lb/Pressetext)