Im Auftrag Russlands aktive Hacker können nach Einschätzung von Sicherheitsexperten die wirtschaftlichen Sanktionen wegen des Angriffs auf die Ukraine zumindest teilweise aushebeln. Die russischen Cybertruppen seien beispielsweise in der Lage, Geld über Finanzmarktmanipulationen zu besorgen, sagte Sandro Gaycken, Gründer des Digital Society Institute an der European School of Management and Technology (ESMT) Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
«Denkbar ist auch, dass sie mit kriminellen Ransomware-Gangs zusammenarbeiten, um von attackierten Firmen im Westen Lösegelder zu erpressen.» Zuvor hatten bereits mehrere US-Experten davor gewarnt, dass der Kreml die Sanktionen mit gezielten Cyberangriffen beantworten werde. Daraufhin hatte US-Präsident Joe Biden Unternehmen und Organisationen dazu aufgerufen, sofort die Cyber-Verteidigung zu verstärken.
Russland werde subversive Maßnahmen ergreifen, um an frisches Geld zu kommen, sagte Gaycken. «Sie sind in der Lage, den Börsenhandel zu manipulieren, man kann Wetten auf sinkende Aktienkurse kriminell beeinflussen.» Auch bei Firmenzusammenschlüssen und Übernahmen seien kriminelle Machenschaften möglich. Dazu könnten auch Tarnfirmen der russischen Oligarchen verwendet werden. «Wenn Russland schnell sehr viel Geld braucht, wonach es derzeit aussieht, dann kann dies in massiven manipulativen Angriffen auf die Weltwirtschaft münden. Für den Westen heißt das, dass die Abwehrkräfte gesteigert werden müssen, wenn wir uns nicht und total beklauen lassen wollen.»
Gaycken forderte, sich nicht nur auf die reine Abwehr zu beschränken: «Etliche Banken haben gute Erfahrungen damit gemacht, Angriffe auf ihre Infrastruktur mit gezielten „Hackbacks“ zu beantworten. Diese Fälle haben gezeigt, dass man solche Gegenangriffe sehr präzise führen kann, ohne einen größeren Kollateralschaden zu erleiden.»
dpa