Die britische Wettbewerbsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) hat Google vorläufig vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Werbetechnologie auszunutzen. Nach den Erkenntnissen der CMA bevorzugen Werbetreibende und Verleger zunehmend Googles eigene Tools zum Kauf und Verkauf von Werbeflächen, anstatt die Angebote der Konkurrenz zu nutzen.
Vorwürfe gegen Google
Die CMA äußert Bedenken, dass Google seine dominante Position aktiv dazu nutzt, um eigene Dienste zu bevorzugen. Dies benachteilige Wettbewerber und hindere sie daran, fair mit Google zu konkurrieren. Dadurch erhielten Verleger und Werbetreibende keine besseren oder wettbewerbsfähigeren Angebote, die ihr Geschäftswachstum unterstützen könnten.
Doch die CMA steht mit diesen Vorwürfen nicht allein da. Auch die Europäische Kommission und das US-Justizministerium (DoJ) untersuchen Googles Aktivitäten im Werbemarkt. In den USA läuft seit Anfang 2023 ein Verfahren, bei dem acht Bundesstaaten Google vorwerfen, den Wettbewerb durch Manipulation von Werbeprozessen zu verzerren.
Googles Werbemacht in Zahlen
Der digitale Werbemarkt ist riesig. Laut CMA gaben Werbetreibende allein im Jahr 2019 rund 1,8 Milliarden Pfund (2.1 Milliarden Euro) für Werbung auf Webseiten und in Apps aus, um britische Verbraucher zu erreichen. Google agiert dabei als Vermittler im sogenannten „Adtech-Stack“. Sobald ein Nutzer eine Website oder App aufruft, entscheidet ein komplexer Auktionsprozess in Sekundenbruchteilen, welche Anzeigen angezeigt werden.
Kritik an Googles Einfluss
Die CMA kritisiert, dass Google seinen eigenen Tools einen Vorteil verschafft. Zu den Angeboten gehören nicht nur Kaufwerkzeuge wie Google Ads, sondern auch die Werbebörse AdX und der Anzeigeserver „DoubleClick for Publishers“ (DPF). Es wird vermutet, dass diese Dienste bevorzugt behandelt werden könnten, was einen klaren Interessenkonflikt darstellt.
Google weist diese Vorwürfe zurück. Das Unternehmen argumentiert, dass es üblich sei, sowohl Werbetreibenden als auch Verlegern Dienste anzubieten, und betont, dass seine Auktionen fair seien – die höchste Gebotsabgabe gewinne unabhängig von der Herkunft.
Reaktionen und Ausblick
Juliette Enser, Direktorin der CMA, betont, dass viele Unternehmen auf Online-Werbung angewiesen sind, um ihre Inhalte kostenlos oder günstiger anzubieten. Daher sei es entscheidend, dass der Wettbewerb im Werbemarkt effektiv sei und Verleger sowie Werbetreibende faire Konditionen erhalten. Google plant, sich gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen und seine Sichtweise der CMA darzulegen.
Die endgültige Entscheidung der CMA bleibt abzuwarten.