Die digitale Einreichung von Bewerbungsunterlagen ist in deutschen Unternehmen längst etabliert. Bewerbungen per E-Mail oder über Online-Portale gehören zum Standard. Doch darüber hinaus halten sich digitale Lösungen im weiteren Bewerbungsprozess noch in Grenzen.
Besonders der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 852 Unternehmen mit mindestens drei Beschäftigten setzen lediglich 4 Prozent der Unternehmen einen KI-Chatbot ein, um Bewerberfragen zu beantworten. Allerdings kann sich jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) vorstellen, diese Technologie zukünftig zu nutzen. Noch seltener kommt KI bei der Analyse von Kompetenzen und Potenzialen zum Einsatz – nur 3 Prozent der Unternehmen greifen darauf zurück, während 29 Prozent den Einsatz in Betracht ziehen. Gerade einmal 1 Prozent der befragten Unternehmen verwendet KI zur Vorauswahl von Bewerbungen oder lässt Bewerbungsgespräche von einer KI führen. „KI wird in Deutschland im Bewerbungsprozess noch sehr selten eingesetzt. Als Unterstützung für die Personalverantwortlichen kann sie aber sowohl dabei helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen, als auch Interessierten schnell und niedrigschwellig Fragen zum Bewerbungsprozess oder zur Stelle zu beantworten“, erklärt Adél Holdampf-Wendel, Bereichsleiterin Future of Work beim Digitalverband Bitkom.
Bewährte digitale Methoden im Bewerbungsprozess
Während KI also noch selten genutzt wird, sind andere digitale Tools bereits weit verbreitet. So ermöglichen alle befragten Unternehmen (100 Prozent) die digitale Einreichung von Bewerbungsunterlagen. 88 Prozent legen Bewerbungen zudem in einen Talentpool für eine spätere Auswahl ab, falls die Bewerbung nicht sofort erfolgreich ist. Vorstellungsgespräche per Videokonferenz sind für 63 Prozent der Unternehmen zumindest teilweise eine Option.
Weitere digitale Methoden sind Online-Tests oder digitale Assessment-Center, die in 47 Prozent der Unternehmen zum Einsatz kommen. Digitale Probearbeiten werden hingegen nur von 13 Prozent der Unternehmen genutzt. Ein Viertel (25 Prozent) der befragten Unternehmen bietet bereits die Möglichkeit, den Arbeitsvertrag digital zu unterzeichnen. Hier besteht großes Potenzial für eine weitere Verbreitung: 46 Prozent der Unternehmen nutzen diese Option noch nicht, können sich dies aber für die Zukunft vorstellen. Auch digitales Probearbeiten (31 Prozent), Online-Testverfahren (21 Prozent), Bewerbungsgespräche per Videokonferenz (15 Prozent) und der Aufbau eines Bewerberpools (11 Prozent) sind für viele Unternehmen denkbar.
„Digitale Technologien machen nicht nur Personalabteilungen effizienter, sie machen den Bewerbungsprozess für Interessierte auch deutlich komfortabler. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies Unternehmen im Wettbewerb um Talente einen Vorsprung geben“, betont Holdampf-Wendel.
Digitalisierung ja, KI noch Zukunftsmusik
Während digitale Prozesse in der Bewerbungsphase bereits etabliert sind, wird der Einsatz von KI bislang nur zögerlich in Betracht gezogen. Unternehmen setzen primär auf bewährte digitale Methoden, während KI-gestützte Verfahren in Deutschland noch eine Seltenheit sind. Die Zahlen zeigen jedoch, dass in vielen Unternehmen ein grundsätzliches Interesse an KI-basierten Recruiting-Lösungen besteht. In den kommenden Jahren könnte sich daher ein Wandel vollziehen, wenn Unternehmen zunehmend auf neue Technologien setzen, um im Wettbewerb um Talente konkurrenzfähig zu bleiben.