Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes im Juni 2025 werden Webseitenbetreiber vor große Herausforderungen gestellt. Die neuen gesetzlichen Anforderungen, die auf EU-Richtlinien basieren, verpflichten Unternehmen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.
Dazu zählen etwa Alternativtexte für Bilder oder die vollständige Bedienbarkeit per Tastatur. Ein Verstoß kann ernste Konsequenzen nach sich ziehen, von Nachbesserungsaufforderungen bis hin zu empfindlichen Bußgeldern oder gar der Einstellung des elektronischen Geschäftsverkehrs.
Aktueller Stand: Nur wenige Webseiten sind vollständig barrierefrei
Eine aktuelle Untersuchung des Telefon- und Bürodienstleisters ebuero zeigt, dass lediglich 6,5 Prozent der analysierten Webseiten höchste Standards der Barrierefreiheit erfüllen. Weitere knapp 30 Prozent erreichen zwar eine hohe Barrierefreiheit, bleiben jedoch hinter den Anforderungen einer vollständigen Zugänglichkeit zurück. Insgesamt gibt es in der digitalen Landschaft Deutschlands noch viel zu tun, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Branchenvergleich
Die Untersuchung von 247 Webseiten offenbart erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Spitzenreiter sind Universitäten und Stadtverwaltungen, die zusammen fast ein Drittel der Top-Bewertungen mit über 90 Punkten ausmachen. Auch Webseiten des öffentlichen Nahverkehrs, Anwälte und Onlineshops zeigen solide Ergebnisse.
Am unteren Ende der Skala finden sich jedoch Apotheken, Bundesliga-Vereine und E-Mail-Provider, deren Webseiten in puncto Barrierefreiheit deutlich zurückfallen. Gerade Apotheken stechen negativ hervor, da mehr als die Hälfte ihrer Webseiten nicht die grundlegenden Anforderungen erfüllt.
Barrierefreiheit als Schlüssel für Erfolg und Inklusion
Laura Keddi, VP Marketing und Customer Success der ebuero AG, betont die Bedeutung einer barrierefreien Online-Präsenz:
„Eine barrierefreie Website ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – für Menschen mit und ohne Einschränkungen. Sie schafft Zugang für alle, verbessert die Nutzerzufriedenheit und erweitert die Zielgruppe. Gleichzeitig erfüllt sie rechtliche Vorgaben und zeigt, dass ein Unternehmen Verantwortung übernimmt.“
Barrierefreiheit sei nicht nur ein Zeichen von Inklusion, sondern auch ein Weg, die Benutzerfreundlichkeit zu steigern, die Sichtbarkeit in Suchmaschinen zu verbessern und die Unternehmensreputation zu stärken.
Handlungsbedarf für Unternehmen
Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass viele Unternehmen noch erheblichen Nachholbedarf haben. Wer die Anforderungen bis 2025 nicht erfüllt, riskiert nicht nur rechtliche Folgen, sondern vergibt auch die Chance, eine größere Zielgruppe zu erreichen und die Kundenbindung zu stärken. Barrierefreiheit ist mehr als eine gesetzliche Pflicht – sie ist eine Investition in eine inklusive und zukunftssichere digitale Präsenz.