Der Wechsel zu New Work ist einerseits mit neuen Freiheiten verbunden. Andererseits bringt der Übergang in eine neue Zeit und agile Strukturen oft Verunsicherung mit sich.
Baha Meier-Arian zeigt, wie Unternehmen Mitarbeiter zu Veränderung ermutigen, ein unterstützendes Umfeld bieten und eine dynamische Unternehmenskultur entwickeln. Aus ihrem Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte weiß die Beraterin, dass Teams an New Work wachsen.
Fragt man Unternehmer nach einer Zukunftsvision von Arbeit, so dauert es nicht lange, bis Schlagworte wie New Work und agile Organisationen fallen. Die Begriffe sind ein Sinnbild für eine dynamische und kreative Arbeit im digitalen Zeitalter. Beschäftigte müssen nicht mehr im Unternehmensbüro arbeiten, können sich flexibel und zum passenden Zeitpunkt via Homeoffice oder Remote Work um ihre Aufgaben kümmern. Starre Strukturen und feste Abteilungen werden ersetzt durch Arbeitsgruppen mit wechselnder Besetzung. Die Technik erlaubt eine virtuelle Abstimmung und ermöglicht die Zuschaltung externer Experten vom anderen Ende der Welt. Doch New Work ist nicht nur eine technische Frage. Sie erfordert eine grundlegende Veränderung der Organisation und der Einstellung von Arbeitnehmern.
Lebendige Arbeit in dynamischen Organisationen
In seinem Buch „Reinventing Organizations“ hat Frederic Laloux den Wechsel vom klassischen Unternehmen zu agilen Organisationen beschrieben. Der Autor, der früher als Berater für McKinsey tätig war und heute ein Vordenker der New Work-Bewegung ist, sieht in den neuen Unternehmen eine Art lebendigen Organismus. Wo früher eine hierarchische Organisation war, setzen sich heute Projektgruppen immer wieder neu zusammen und arbeiten in lebendiger Arbeit eigenverantwortlich an Projekten. New Work bedeutet nicht nur neue Arbeit, sondern auch neue Arbeiter. Die Mitarbeiter dieser Unternehmen wünschen sich nicht einfach einen gut bezahlten Job. Sie sind Teil einer positiven Zukunftsvision, die zur Verbesserung der Welt beiträgt. Sie schätzen Herausforderungen statt bekannter Wege, zeichnen sich durch Mut zur Veränderung und gesunde Risikobereitschaft aus. Das sind Eigenschaften, die erst erlernt werden müssen. Auch erfolgreiches, flexibles Arbeiten ist kein Selbstläufer.
Wie aus Unsicherheit persönliches Wachstum wird
Aus meiner beruflichen Praxis als Beraterin weiß ich, dass ein unterstützendes Umfeld für den Übergang in die neuen Arbeitsverhältnisse enorm wichtig ist. Diese Unterstützung muss auf mehreren Ebenen stattfinden. Erstens zählt die Ermutigung auf der persönlichen und psychologischen Ebene. Erfolgreiche Führungskräfte machen ihren Mitarbeitern klar: Die wichtigste Umstellung bei New Work wird nicht durch Technik und virtuelle Netzwerke geschaffen. Sie findet im Kopf des Menschen statt. Wenn Führungskräfte und Mitarbeiter eigene Komfortzonen verlassen und Unsicherheiten als Chance für die persönliche Entwicklung begreifen, schafft das ein neues Maß an Persönlichkeitsentwicklung. Diese Orientierung in Richtung persönliches Wachstum ist entscheidend und erfolgreiche Unternehmen überlassen sie nicht dem Zufall. Sie stärken Beschäftigte und geben konkrete Unterstützung. Wie kann diese aussehen?
Teamspirit und Kommunikationskultur zählen
Eine zentrale Stütze zur Stärkung der Menschen bilden Teamgeist und Kommunikationskultur. Warum sind diese Faktoren derart wichtig? Im schlimmsten Fall bewirkt Remote Work, dass Mitarbeiter zu Hause hilflos in der Luft hängen und Ängste entwickeln. Ansprechpartner und das Gefühl, in einem guten Team zu arbeiten, verhindern das. Ich empfehle virtuelle Teambuilding-Aktivitäten. Manche Unternehmen laden Mitarbeiter in Escape Rooms, Hochseilgärten oder zu anderen Aktivitäten ein. Mittlerweile gibt es auch vielfältige Angebote für virtuelles Teambuilding. Die Aktivität sollte im Idealfall aus dem Kreis der Mitarbeiter kommen und deren Interessen berücksichtigen.
Enorm wichtig ist die effiziente Kommunikation. Passende Tools erleichtern den produktiven Austausch. Viele Unternehmen bieten ihren Beschäftigten professionelle Einführungen in Kommunikationsplattformen wie Slack, Zoom, Microsoft Tools und andere Anwendungen. Dabei ermuntern sie ihre Mitarbeiter, bewusst kleine Tageserfolge zu teilen und ihre persönlichen Interessen preiszugeben. Dinge wie diese stärken das Team. Zur sozialen Komponente gehört aber auch das Setzen von Zielen. Sie müssen gemeinsam formuliert und verbindlich verabredet werden. Kommunikationstools können Zeitpläne speichern und vor Fristen Erinnerungen verschicken. Verbindlichkeit gibt es allerdings nur, wenn Menschen verabredete Aufgaben erledigen und sich bei Problemen angstfrei und rechtzeitig zu Wort melden.
Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz fördern
Ein unterstützendes Umfeld setzt Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz voraus. Professioneller Datenschutz ist dabei unumgänglich. Sobald mehr Mitarbeiter von Computern außerhalb des Unternehmens arbeiten oder auf eine Cloud zugreifen, müssen die Unternehmensdaten in besonderem Maße geschützt werden. Auch Schulungen zu einer verschlüsselten virtuellen Kommunikation für Plattformen sind wichtig. Sie geben verunsicherten Mitarbeitern die Sicherheit, dass sie keine Fehler machen.
Moderne Unternehmen informieren Mitarbeiter über Ergonomie am Arbeitsplatz und unterstützen sie bei der Wahl geeigneter Büromöbel für ihr Arbeitszimmer. In manchen Betrieben nutzen Mitarbeiter betriebseigene Angebote für das Rückentraining oder den sportlichen Ausgleich bei Schreibtischarbeit. Sogar Kooperationen mit Fitnessstudios sind möglich. Die Unternehmen haben selbst einen Vorteil davon, wenn die Mitarbeiter sich wohlfühlen und nicht im Verlauf der Remote Work wegen körperlicher Beschwerden ausfallen.
Neben der Vorbeugung von Problemen bereiten sich agile Unternehmen auf den Notfall vor. Sie haben aus gutem Grund Notfallpläne in der Schublade liegen. Sobald der Ernstfall eintritt, verfallen sie nicht in den Panikmodus, sondern verfügen über ein ausgeklügeltes Krisenmanagement. Schulungen und Notfallpläne geben den Menschen das Gefühl, dass sie gut vorbereitet sind.