Auf dem Storage-Event von it-dialy.net und speicherguide.de wurde die Kosteneffektivität von Magnetbänder diskutiert. Während die Tape-Fraktion dies vorrechnete, kamen von den Disk-Leuten direkt Wiederworte. Wie sieht Doc Storage die Debatte? Welches ist aus seiner Sicht das bessere Archivierungsmedium, Tape oder Disk?
Meinung Doc Storage:
Wir haben in den letzten Jahren eine Schwelle einer Revolution bei Datenspeicherung und deren Verwaltung überschritten. Während Unternehmen und Organisationen ihre Beweglichkeit durch Verbesserung des Datenmanagements für schnelleres Abrufen, die Telearbeit und letztendlich höhere Gewinne steigern möchten, kämpfen sie zur selben Zeit mit den Herausforderungen des Datenwachstums und der zunehmenden Komplexität von Bestandssystemen. Da ein großer Teil der Daten meist auf der unpassenden Speicherebene gehalten werden, lässt sich eine bessere Datenkontrolle und Effizienz vor allem durch kostengünstigere Speicherung und langfristigen Schutz von Daten auf der am besten geeigneten Klasse erreichen. Die Auswahl der richtigen Speicherlösung bzw. -architektur für aktive und inaktive Daten ist von entscheidender Bedeutung und muss unter Abwägung verschiedener wirtschaftlicher, Leistungs-, Zugangs- und Schutzfunktionen getroffen werden.
Entgegen einiger heute veralteter Vorstellungen spielt die Bandtechnologie eine Schlüsselrolle bei der Erfüllung all dieser Kriterien, vor allem, wenn es um die Speicherung inaktiver Daten geht. Seit Jahren erweisen sich Bandsysteme als kostengünstiger im Bereich Backup und Archivierung, und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Da mit jeder neuen Technologiegeneration erhebliche Kapazitätssteigerungen erzielt werden, sinken die Kosten für Bandspeicher parallel weiter, so dass selbst rasant wachsende Umgebungen die Vorteile von Bändern für Backup und Archivierung nutzen können. Hier einige Gründe, warum die Implementierung der Bandtechnologie als Teil einer umfassenden Datenspeicherstrategie für Sicherung und Archivierung in Betracht gezogen werden sollte.
Archivierung: Kostenanalyse spricht gegen die Cloud
Einer der wichtigsten Faktoren, wenn nicht der entscheidende, für eine Speicheroption ist die Total-Cost-of-Ownership (TCO). Diese Gesamtbetriebskosten von Tape sind mehr oder weniger genau vorhersehbar, wobei die größten Kosten zu Anfang für die Laufwerke bzw. eine Bibliothek anfallen. Wie schneidet nun die Bandtechnologie im Vergleich zu einigen der heute auf dem Markt befindlichen Cloud-Archivierungsmöglichkeiten ab? Die Realität ist, dass alle lokalen RZ-Speicher für die langfristige Nutzung günstiger sind als Cloud-Speicher – auch wenn viele jüngere Kollegen das weder hören noch glauben wollen. Der größte Vorteil der Cloud andererseits besteht darin, dass sie monatlich als Betriebsausgabe in Rechnung gestellt werden kann, was im Vergleich zu den höheren Vorabinvestitionen für den Kauf von Bandgeräten niedrigere Anschaffungskosten ergibt.
Der Schlüssel zu einer umfassenden Kostenanalyse liegt – wie immer – in der Bewertung der gesamten Lösung, der Frage, wie lange Daten aufbewahrt werden müssen und wie viele im gesamten Lauf der Zeit gespeichert werden. Bei hoher Datenkapazität und moderaten Aufbewahrungsfristen erhöhen sich die Kosten in der Cloud schnell. Es ist nicht die Speicherung der Daten an sich, die die Cloud teuer macht, sondern vielmehr die Kosten für deren Verschiebung und den Zugriff darauf (Egress-Gebühren).
Mit steigender Kapazität ist Tape deutlich preiswerter
Die Vorteile des Bandes werden deutlich, wenn es um wirkliche Größenordnungen geht. Da die weitaus meisten digitalen Vermögenswerte aus inaktiven Dateien bestehen, sind die Kosten für Unternehmen hoch, die rotierende Platten zu deren Speicherung im Betrieb zu halten. Band hingegen kann als nahezu unbegrenzter und äußerst wirtschaftlicher Speicherort für große, unstrukturierte Daten dienen. Somit überholt in der Big-Data-Welt das Band die Festplatte und bietet erhebliche finanzielle Vorteile bei der Speicherung von Daten über einen längeren Zeitraum.
Festplattenlaufwerke scheinen ihre maximale Kapazität erreicht zu haben und bieten pro Scheibe einen beschreibbaren Speicherplatz von nicht viel mehr als rund 100 Quadratzoll. Um größere Speicherkapazitäten bereitzustellen, sind die Plattenhersteller gezwungen, neue Aufzeichnungsmethoden zu entwickeln oder die Anzahl der Scheiben in einem Laufwerk zu erhöhen, aber Einschränkungen stellen auf beiden Vektoren immer noch eine größere Hürde dar.
Im Vergleich dazu ist LTO (Linear Tape-Open) ein anpassungsfähiges, skalierbares und offenes Bandformat nach Industriestandard, welches dabei hilft, den ständig steigenden Anforderungen an den Datenschutz gerecht zu werden. LTO bietet eine sichere und zuverlässige langfristige Archivierungsdatenspeicherung zu wesentlich geringeren Kosten als Festplatten, Flash oder Cloud, insbesondere unter Berücksichtigung von Aspekten wie Transport, Stromversorgung und Kühlung – was es zu einem wichtigen Bestandteil der heutigen Speicherinfrastruktur macht.
Je höher die Kapazität, desto besser das Preis-pro-TByte-Verhältnis
Die seit ungefähr zwei Jahren erhältliche neunte LTO-Generation übertrifft die Kapazität pro Kassette ihres LTO-8-Vorgängers um 50 Prozent mit 18 TByte nativer Kapazität. Die LTO-Roadmap legt die prognostizierten zukünftigen Kapazitäten der LTO-Technologie pro Kassette dar, wobei LTO-10 bis zu 36 TByte nativ und 90 TByte komprimiert erreichen soll. LTO-11 prognostiziert unkomprimiert bis zu 72 TByte und LTO-12 bis zu 144 TByte. Dies zeigt, dass Nutzer immer weiter von den niedrigsten Kosten pro GByte für Bandspeicher profitieren werden. Mit der Veröffentlichung jeder künftigen Generation der Bandtechnologie können Kunden mit einer kontinuierlichen Steigerung der Speicherkapazität rechnen. Trotz wachsender Datensätze ermöglicht das Design den Nutzern, entweder einen ähnlichen Platzbedarf beizubehalten oder sogar den Platzbedarf durch ein Upgrade auf neue Bandgenerationen zu verringern.
Bereits vor mehr als zwei Jahren wurde die damals weltweit größte Bandbibliothek durch den Einsatz der LTO-9-Bandtechnologie mit über einem EByte an unkomprimierten Daten in Betrieb genommen und inzwischen deutlich erweitert. Das System kann mehr als 200 TByte/s übertragen, bietet also optimale Speicherdichte, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Erschwinglichkeit bei kleinstem Platzbedarf einer Bandbibliothek der Enterprise-Klasse.
Festplattenlaufwerke haben traditionell eine Lebensdauer von drei bis fünf Jahren. Einzelne Festplatten könnten aufgrund mehrerer Komponenten sogar noch kürzer halten. Bei sachgemäßer Lagerung können Bandmedien allerdings bis zu 30 Jahre halten. Bandbasierter Speicher bietet also eine überlegene Haltbarkeit gegenüber herkömmlichem festplattenbasiertem Speicher und den meisten modernen Speichermedien. Darüber hinaus lassen sich Bandkassetten komplett von der Tape-Library trennen und zur Aufbewahrung oder Notfallwiederherstellung an jeden Ort der Welt transportieren.
Abhängig von der Größe und den individuellen Zielen eines Unternehmens kann Band als Ergänzung zu anderen Speichermedien wie Festplatte, Objektspeicher oder Cloud eingesetzt werden, um eine kostengünstigere, verwaltbarere und sicherere Speicherstrategie zu schaffen, die den Anforderungen entspricht.
Tape mit schnellen Leistungswerten und hoher Skalierbarkeit
Hinsichtlich der Geschwindigkeit des Bandes und der Fähigkeit, mehrere Dateien gleichzeitig zu suchen und zu lesen, wurden erhebliche technologische Fortschritte erzielt. Die Sicherung und Archivierung riesiger Mengen digitaler Vermögenswerte ist ein enormes Unterfangen. Daher ist der Einsatz von Bändern für datenhungrige Branchen wie Hochleistungsrechnern, die wissenschaftliche Forschung, Medien und Unterhaltung, Cloud-Speicher, Bildung, Gesundheitswesen, Finanzen und traditionelle DV angeraten. In vielen dieser Bereiche wurde Band bewusst nicht nur als das zuverlässigste, sondern auch als das schnellste Medium ausgewählt. Entgegen manchen Annahmen können Bänder Daten mit bemerkenswert hohen Geschwindigkeiten übertragen, schneller als Festplatten. Und das bei gleichzeitig wesentlich besserer Skalierbarkeit.
Beispielsweise kann eine Bandbibliothek mit 24 Laufwerken bis zu 60 TByte Daten pro Stunde schreiben, während es bei der Cloud Einschränkungen hinsichtlich der Kontrolle und Flexibilität der Archivierungs-Geschwindigkeit gibt. Wie schnell sich Daten herunterladen lassen, hängt von der verfügbaren Bandbreite ab. Die Archivierung von 60 TByte Daten in der Cloud würde bei einer Bandbreite von 1 GByte/s sechs Tage dauern, oder bei der typischeren Verbindung mit 250 MByte/s in etwa 25 Tage dauern. Darüber hinaus können Rückruf- und Wiederherstellungszeiten aus der Cloud ebenso problematisch sein.
Die meisten Bandkassetten befinden sich typischerweise in Einschüben von Bandrobotern oder in manuell zugänglichen Medienspeicherregalen. Sie sind also nur dann online, wenn die Bandkassette in ein Laufwerk eingelegt ist. Der Offline-Charakter von Bändern definiert von Natur aus den »Tape Air Gap« und ist zu einem entscheidenden Bestandteil einer robusten Datenschutzstrategie zur Bekämpfung von Cyberkriminalität wie Ransom- oder anderer Malware geworden. Ein Air-Gap ist eine elektronisch getrennte oder isolierte Kopie von Daten, welche verhindert, dass Kriminelle die Backups, Archive oder andere Daten einer Organisation angreifen. Ohne eine elektronische Verbindung oder einen physikalischen Zugriff auf das Band (oder einer anderen Art von Offline-Medium) können dort gespeicherte Dateien nicht angegriffen, verschlüsselt oder gelöscht werden – somit müssen Unternehmen nicht mit hohen Bitcoin-Lösegeldern rechnen.
Kein Migrationszwang bei Tape
Zwei häufig vorgebrachte Argumente gegen Tape sind der Migrationsprozess auf neue Bandgenerationen und die Auffassung, dass Bänder nur über eine begrenzte Abwärtskompatibilität verfügen. Um diese Behauptungen einmal ins rechte Licht zu rücken: Erstens ist die Migration auf die neue Bandtechnologie zwar etwas, von dem Kunden profitieren können, es besteht jedoch keine Verpflichtung, Daten auf die neueste Bandtechnologie zu migrieren, sobald diese verfügbar ist. Migrationen sollten dann erfolgen, wenn es für das Unternehmen am günstigsten ist, sei es aus Kapazitätsgründen, um Geld durch eine Verbesserung der Dichte, Leistungssteigerungen oder andere Funktionsänderungen zu sparen. Die LTO-Bandtechnologie wird momentan zurück, bis LTO-4 unterstützt, welche seit 17 Jahren verfügbar ist. Würden dieselben Daten auf Festplatte gespeichert, hätten sie aufgrund der Lebensdauer von drei bis fünf Jahren inzwischen drei- bis fünfmal migriert werden müssen. Selbst mit LTO-4 spart man sich im Moment noch diesen Migrationszwang.
Darüber hinaus sind Erwerb und Implementierung neuer Tape-Generationen ohne Datenmigration möglich. Die neuen Bänder können einfach in eine neue Bibliothekspartition eingelegt werden, auf die sich alle neuen Daten schreiben lassen. Auf alle älteren Daten sollten diese wiederherzustellen sein, lässt sich weiterhin mit älteren Laufwerken zugreifen. In einer Backup-Umgebung verfallen die älteren Laufwerke und Medien nach und nach, ohne dass eine Migration erforderlich wäre. In einer Archivumgebung sind Migrationen nicht erforderlich, werden aber mithilfe bestimmter Software- und Hardware-Pakete deutlich einfacher.
Angesichts der vielen Vorteile von Band und seiner Fortschritte ist es also höchste Zeit, möglicherweise überholte Vorstellungen auf den neuesten Stand zu bringen. Da wir uns schnell einer Zeit nähern, in der immer mehr Unternehmen versuchen, Daten als wirtschaftliches Gut zu nutzen, müssen hierfür robuste Speicherkapazitäten errichtet werden. Und als flexible, zuverlässige, leistungsstarke, sichere und kostengünstige Lösung für die langfristige Datenspeicherung ist Band der perfekte Kandidat, um eine solide Grundlage zu schaffen und Unternehmen dabei zu helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Grüße
Doc Storage
Anmerkung der Redaktion
Der Inhalt des Artikels entspricht der persönlichen Ansicht des Autors und spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.
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