Amazon rüstet seine Sprachassistentin Alexa mit Chatbot-Technologie auf. Damit soll es unter anderem einfacher werden, Technik im vernetzten Zuhause mit Hilfe von Sprache zu steuern. Unterm Strich will Amazon Alexa zum «zentralen Nervensystem in einem Zuhause» machen.
Natürlichere Unterhaltungen mit der Sprachassistentin sind ein zentraler Baustein dafür. Dank der neuen Technologie werde man zum Beispiel wiederkehrende Aktions-Routinen mit einem Satz einrichten können, sagte Amazons Gerätechef Dave Limp der Deutschen Presse-Agentur. So reiche es zu sagen: «Alexa, spiele jeden Morgen um 9.00 Uhr Aufweck-Musik im Kinderzimmer und ziehe die Rollos hoch.» Bisher musste man solche Routinen in der App programmieren.
Und wenn man etwa frisch eine smarte Glühbirne installiert hat und sich nicht an ihren Namen erinnern kann, könne man Alexa einfach bitten, die neue Lampe einzuschalten, und die Software werde verstehen, um welche es geht.
Die natürlichere Unterhaltung mit Alexa sowie technische Standards, die Geräte verschiedener Anbieter besser zusammenspielen lassen, würden viel Frustration bei der Smart-Home-Nutzung vermeiden, zeigte sich Limp überzeugt. Es werde aber etwas Zeit brauchen: So würden auch Amazons neue Sprachmodelle ihre Fähigkeiten erst nach einigen Monaten voll entfalten, weil man zunächst noch mehr aus der Praxis lernen müsse.
Limp demonstrierte bei dem Event am Mittwoch auch, wie die neue Alexa nach einer Unterhaltung automatisch eine Nachricht an Freunde mit den besprochenen Informationen formulierte, die man nur noch zu verschicken brauchte. Auch verkürzten die neuen Sprachmodelle die Reaktionszeit in Interaktionen mit Alexa, was für eine ungezwungenere Unterhaltung sorge, betonte er.
Die mit den neuen Sprachmodellen verbesserte Alexa soll – zunächst in den USA – auf allen in den vergangenen zehn Jahren erschienenen Modellen der Echo-Lautsprecher verfügbar sein.
Die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT vom Start-up OpenAI Ende vergangenen Jahres ließ Sprachassistenz-Vorreiter wie Alexa, Apples Siri oder Googles Assistant weniger sprachgewandt wirken. Amazon kontert nun mit einem Sprachmodell aus eigener Entwicklung, Google startete seinen Chatbot Bard.
Ein noch ungelöstes Problem beim Einsatz von KI-Chatbots wie ChatGPT sind sogenannte Halluzinationen. Dabei gibt die Software manchmal völlig falsche Antworten aus, selbst wenn sie nur korrekte Informationen als Basis hatte. Das liegt daran, dass die Sprachmodelle zum Beispiel bei der Satzbildung letztlich Wort für Wort abschätzen, wie der Satz weitergehen könnte.
Amazon löse das Problem dadurch, dass das Sprachmodell permanent mit Kontext zur Situation und dem Haushalt sozusagen an der Leine gehalten werde, erläuterte Limp. Die Arbeit daran, dieses Prinzip für alle Alexa-Schnittstellen umzusetzen, sei aber noch lange nicht abgeschlossen.
Zugleich gibt Amazon den Nutzern neue Möglichkeiten, die Geräte auch ohne Alexa per Display zu Steuern. So gibt es in der App eine Plan-Ansicht, auf der alle vernetzten Geräte an ihren Positionen in den Räumen angezeigt werden können. Dafür kann das Zuhause mit einem iPhone mit Laser-Sensor abgescannt werden. Danach tippt man im Plan auf das entsprechende Gerät, um es zu bedienen. Zudem bringt Amazon mit dem Echo Hub ein Touchscreen-Gerät speziell zur Steuerung des Smart Home auf den Markt.
dpa