Dr. Thomas Rüdel, Gründer und Geschäftsführer der Kauz GmbH, einem Anbieter von Chatbot-Lösungen auf Basis selbstentwickelter linguistischer Technologien, sieht in der Google-KI LaMDA keine „echte“ künstliche Intelligenz.
„LaMDA ist ein sogenanntes ‚Large Language Model‘ (LLM), wobei der Begriff Large eher untertrieben ist. Solche Modelle werden mit hunderten Milliarden Daten gefüttert und leiten aus diesen ebenso viele Korrelationen zwischen Wörtern oder Wortbestandteilen in bestimmter Reihenfolge ab. Im Jahre 2020 machte das erste Modell dieser Größenordnung – GPT-3 von der Open-AI Foundation – Schlagzeilen. Diese konnte plausible Texte auf einem bis dato nie dagewesenen Level schreiben. Wer sich mit derlei Technologien nicht auskannte, dachte bei GPT-3 schnell an den Durchbruch zu „echter“ künstlicher Intelligenz. Inzwischen gibt es viele solcher Modelle. Führende Technologiefirmen liefern sich ein Wettrennen um immer mehr Daten und entsprechende Anwendungsfelder.
LaMDA nutzt riesige Datenbank aus menschlichen Konversationen
LaMDA ist etwas Besonderes, denn das System wird nicht mit Texten aus dem Internet, sondern mit menschlichen Konversationen gefüttert. Sie ist darauf spezialisiert, solche Konversationen nachzuahmen. Eine beeindruckende Technik ist LaMDA in jedem Fall. Die Funktionsweise ist allerdings mit der eines Papageis zu vergleichen: Dieser hört bei Milliarden menschlicher Gespräche zu, merkt sich jede dieser Konversationen und kann diese in Beziehung zueinander setzen. Bekommt der Papagei dann einen Satz als ‚Stichwort‘, kann er darauf reagieren und aus einem enormen Beispielfundus eine geeignete Antwort heraussuchen. Aufgrund der gigantischen Datenbank ist es kein Wunder, dass die Antwort sehr natürlich und ‚menschlich‘ klingt. Ein solches Phänomen der Vermenschlichung lässt sich beispielsweise auch bei Zeichentrickfiguren oder sogar sprechenden Stofftieren beobachten.
Der Unterschied zu einer bewussten KI
Immer wieder gibt es Menschen, die einer solchen Vermenschlichungsillusion verfallen und glauben, mit einem bewussten Gegenüber zu sprechen. Tatsächlich haben LLMs aber keinerlei Vorstellung davon, worüber sie eigentlich reden. Fragt man LaMDA etwas, bei dem sie den aktuellen Kontext verstehen müsste, bekommt man keine Antwort auf die konkrete Frage, sondern nur eine sinnvoll klingende Aussage.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine allgemeine KI irgendwann vielleicht möglich ist. LLMs könnten dazu auch einen entscheidenden Beitrag leisten. Wer heutigen Modellen allerdings echte Intelligenz oder Bewusstsein zuspricht, müsste auch Menschen ein ‚echtes‘ Bewusstsein absprechen. Diese würden demnach lediglich etwas antworten, das sie in früheren Situationen gelernt und als plausible Antwort abgespeichert haben. Dennoch lässt sich diese Annahme auch heute noch nicht abschließend klären, denn das Bewusstsein eines Menschen ist bis heute eines der ungelösten Rätsel der Wissenschaft.“
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