Maxio Object: Minio behandelt Objekt- als Primärspeicher

Zu den bekanntesten Gebäuden im Silicon Valley gehören Garagen. Und zwar jene, in denen aus viel Spirit heute weltbekannte Konzerne entstanden. Minio hat es bereits auf zwei klimatisierte Räume gebracht. Doch warum wird das Start-up nach der jüngsten Finanzrunde auf einen Wert von über einer Milliarde US-Dollar geschätzt? Ist es noch ein Start-up? Wir haben dem weltweiten »Headquarter« einen Besuch abgestattet, um zu erfahren, warum Objekt- der neue Primärspeicher sein soll.

Minio ist eine Open-Source-basierte Objektspeicher-Plattform.Minio ist eine Open-Source-basierte Objektspeicher-Plattform. (Quelle: Minio

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Die Object-Storage-Plattform MinIO aus Palo Alto hat Ende Januar eine zweite Finanzierungsrunde mit beachtlichen 103 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Das externe Investment beträgt damit seit der Gründung 2014, mit einer ersten Runde 2016, nun 126 Millionen US-Dollar. Zu den Investoren gehören führend Intel Capital, weiter Dell Capital, General Catalyst und Nexus. Neu in 2022 ist Softbank. Die Papiere waren sofort überzeichnet. Warum? Minio behandelt alle Daten als Objekt, beschwört Performance und Einfachheit und das scheint den Investoren zu gefallen. Neu ist eine Technologie namens DirectPV.

Anand Babu Periasamy, CEO und Mitgründer von Minio.Anand Babu Periasamy, CEO und Mitgründer von Minio. (Foto: speicherguide.de)»Wir haben für die Finanzierungsrunde eigentlich gar nichts gemacht. Die Investoren kamen von alllein auf uns zu, wir mussten nicht einmal Formulare selbst ausfüllen«, behauptet AB. Mit dem Kürzel stellt sich CEO und Gründer Anand Babu Periasamy vor. Der Dynamiker leitet ein Unternehmen, das jetzt von Analysten mit einem Wert von über einer Milliarde US-Dollar taxiert wird. »Object first« und ein minimaler Company-Overhead sind Unternehmens-Credo. On-Premises wird belächelt, einen Vertrieb im ursprünglichen Sinne gibt es bislang gar nicht und soll es auch künftig nicht geben.

Mit dem neuen Geld will das Unternehmen die Entwicklung seiner Projekte beschleunigen, ohne sein Open-Source-Modell grundlegend zu ändern. Minio hat heute 45 Mitarbeiter und rekrutiert sorgfältig Profile, die denen ähneln, die es heute beschäftigt. Ein Team sitzt am Hauptsitz in Palo Alto, ein weiteres in Toronto und ein letztes in Indien.

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Zwischen Bescheidenheit und Euphorie

Das Minio-Headquarter befindet sich in einer ruhigen Straße im Zentrum des ruhigen Palo Alto mit Cafes, kleinen Läden und einer High-School. An der Glastüre eines unscheinbaren Gebäudes zwischen einem Beauty-Salon und einem Optiker, klebt ein Sticker mit der Aufschrift »MinIO«. Im Erdgeschoß befindet sich ein Büroraum mit acht Schreibtischen, von denen gerade nur einer besetzt ist. AB sagt, wir holen erst nebenan in einem Shop Getränke, denn eine gute Kaffeemaschine gäbe es hier nicht.

25542 MinIO Geb%C3%A4ude thumbTrotz Milliardenbewertung noch ganz im Start-up-Modus: Das Minio-Headquarter. (Foto: speicherguide.de)Wieder zurück, werden wir über eine schmale Treppe ein Stockwerk höher geführt. Dort befindet sich ein Storage-Raum (kein Wortwitz), der heute als Show-Room herhalten muss. Ausgestattet mit etlichen Kisten aus dem Online-Handel und allerlei Krimskrams, darunter auch die Verpackung des Flachbildschirms, auf dem wir gleich eine Präsentation und Live-Demos sehen, einem Flipchart und verschieden gearteten Bürostühlen für die zwölf internationalen Journalisten, die dem jungen Unternehmen heute im Rahmen der »IT Press Tour« einen Besuch abstatten. Da muss improvisiert werden.

Damit aber kein falscher Eindruck entsteht: AB ist auf andere Art fern von Bescheidenheit. Sätze wie »Minio ist der Storage-Standard für Multi-Cloud-Architekturen.« oder »Unsere Benchmarks haben uns als schnellsten existierenden Objektspeicher etabliert. RESTful APIs haben gewonnen.« gehen ihm wie selbstverständlich über die Zunge.

High-Performance Object-Storage

Minio ist ein lokal aufgesetztes Open-Source-Serversystem und arbeitet als Kubernetes-nativer Object-Storage. Die Lösung kann einen zentralen Datenspeicher auf Basis des Amazon S3-Cloud-Speicherdienstes zur Verfügung stellen. Über die Management-Konsole SUBNET erfolgen Orchestrierung, Monitoring und Verwaltung.

Der Objektspeicher von Minio liefert zahlreiche Storage-Services.Der Objektspeicher von Minio liefert zahlreiche Storage-Services. (Quelle:Minio)Der Einsatz von Minio ist insbesondere in Bereichen sinnvoll, in denen große Datenmengen gespeichert werden müssen. Hierfür ist die Lösung extrem skalierbar. Es lassen sich nicht nur Laufwerke und Server zusammenfassen, sondern auch ganze Cluster und komplette Rechenzentren. Auch bietet Minio für seine Objekte ein breites Spektrum an Enterprise-Storage-Diensten – für hybride und multiple Cloud, den Rechenzentrumsrand (Edge Cloud) und Kubernetes-Distributionen.

Minio fungiert zunächst als ein Cloud- und Kubernetes-nativer Object-Store, beispielsweise für unstrukturierte Daten, Sicherungen, KI, ML oder Advanced-Analytics. Aber nicht nur. Laut AB haben Performance-Entwicklungen wie 100-GbE-Netze oder das NVMe-Protokoll dafür gesorgt, dass auch die klassisch Block-definierten Datenbanken in Buckets und Objekten behandelt werden können. Minio musste jedoch darauf warten, bis diese Anwendungen umgeschrieben wurden zu Cloud-nativen Applikationen.

Das sei jetzt der Fall. Ursprünglich entwickelt, um S3 zu ersetzen, kann die Minio-Plattform jetzt in jeder Umgebung verwendet werden und verbindet traditionelle Anwendungen wie SQL Server über ihren Server mit allen bekannten Clouds. 

Cloud-native Elastizität

Die Integration mit Hyperscalern wird durch das Hinzufügen von Ein-Klick-Bereitstellungsfunktionen zu Azure, AWS, GCP, Oracle, IBM und weiteren umgesetzt. Minio verweist auf über elf Millionen  aktive Bereitstellungen. Dazu gehören öffentliche Cloud-Instanzen auf Google Kubernetes Engine, Amazons Elastic Kubernetes Service, Azure Kubernetes Service und private Cloud-Bereitstellungen auf Red Hat OpenShift, VMware Tanzu, HPE Ezmeral, SUSE Rancher sowie Millionen von Colocation- und Edge-Bereitstellungen.

»Wir positionieren uns als primäre Speicherplattform auf Basis der Objekttechnologie«, betont der CEO. Einer der Gründe, warum Objektspeicher heute Primärspeicher sei, ist die Leistung. Minio könne 183,2 GByte/s (GET/Read) und 171,3 GByte/s (PUT/Write) mit nur 32 NVMe-SSD-Knoten liefern. Kubernetes und die Cloud sind für Minio natürliche Beschleuniger für die Objektspeicherung.

DirectPV soll SAN und NAS ersetzen

Eine neuere Weiterentwicklung soll herkömmlichen Netzwerkspeicher obsolet machen. DirectPV (Direct Persistent Volume) beschreibt ein Distributed-Volume-Management mit Zugriff direkt auf Data Stores auf lokalen Laufwerken ohne eine Speicher-Controller-Instanz und Speicher-Netzwerk-Protokolle zu benötigen.

Minio will mit DirectPV SAN und NAS ersetzen.Minio will mit DirectPV SAN und NAS ersetzen. (Quelle: Minio)Dazu nutzt Directpv das Container Storage Interface (CSI) und agiert als globaler Treiber für Direct Attached Storage, um Funktionen wie Discover, Formatieren, Mounten, Laufwerksplanung und Überwachung über Server hinweg auszuführen. Im Endeffekt werden statt SAN und NAS (NetworkPV) Stateless-Objekte direkt auf lokale Speicher wie interne NVMe-Ressourcen oder JBODs (Just-a-Bunch-of-Disks) geschrieben. Dies soll die Perfomance steigern, die Resistenz erhöhen und Komplexitäten minimieren.

»Das traditionelle Modell und damit SAN und NAS werden Stück für Stück verschwinden«, erwartet Anand Babu AB Periasamy. »Die Cloud ist stateless. Wir wurden aus der Cloud mit der Cloud geboren. Das ist unsere DNA. Deshalb machen wir nur ein Ding: Object-Storage.«

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