Aufruhr im sonst eher bedächtigen Markt für Backup und Recovery: Commvault wirft den Startups Rubrik und Cohesity Patentverletzungen in mehreren Fällen vor. Per Gerichtsbeschluss soll so der weitere Vertrieb von Lösungen wie der Cohesity »DataPlatform« und Rubrik »CDM« unterbunden werden. Die Beschuldigten reagieren eher gelassen.
Commvault geht gegen zwei Startups vor. Die Anklageschrift, die das Bundesgericht in Delaware erreichte, beschuldigt Rubrik und Cohesity der Patentverletzung in nicht weniger als sieben Fällen. Darunter die »Systematik und Methode des redundanten Zugriffs auf Metadaten über Netzwerke« sowie Wege für »Selektive Snapshots und Backup-Kopien für einzelne virtuelle Maschinen in Shared Storage-Umgebungen«. Geht es nach Commvault, sollen betroffene Produkte vom Markt.
Nachdem sich Rubrik (nicht börsennotiert) kürzlich für ein erfolgreiches Fiskaljahr 2019 ohne die Angabe konkreter Zahlen feierte und Cohesity eine 250 Millionen US-Dollar schwere Finanzrunde abschloss und spekulativ mit einem Wert von rund 2,5 Milliarden US-Dollar bewertet wird, droht nun Ungemach seitens eines der etablierteren Anbieters. Der heißt, Commvaul ist seit mehr als 20 Jahren am Markt, acht Jahre in Folge im Marktführer-Quadrant von Gartner und auch in der Forrester Wave für Data-Resilience ganz vorne vertreten.
In der gegen Cohesity eingereichten Beschwerde behauptet Commvault, sechs seiner Patente seien verletzt worden:
- US-Patent Nr. 7,725,671 mit dem Titel »System und Verfahren zum Bereitstellen eines redundanten Zugriffs auf Metadaten über ein Netzwerk«
- US-Patent Nr. 7,840,533 mit dem Titel »System und Verfahren zum Durchführen eines Schnappschusses auf Bildebene und zum Wiederherstellen von Teilvolumendaten«
- US-Patent Nr. 8,762,335 mit dem Titel »System und Verfahren für die Speicherzugriffssicherheit«
- US-Patent Nr. 9,740,723 mit dem Titel »Systeme und Verfahren zur Verwaltung von Virtualisierungsdaten«
- US-Patent Nr. 10,210,048 mit dem Titel »Selektive Snapshot- und Backup-Kopiervorgänge für einzelne virtuelle Maschinen in einem gemeinsam genutzten Speicher«
- US-Patent Nr. 10,248,657 mit dem Titel »Data Object Store und Server für eine Cloud-Speicherumgebung, einschließlich Datendeduplizierung und Datenverwaltung über mehrere Cloud-Speicherstandorte hinweg«
Eigentlich alles Funktionalitäten, die man von einer aktuellen und funktionierenden Datensicherungs-Software für Unternehmen erwarten würde. Zu den Produkten, die laut Commvault die Patente dafür verletzen, gehören Cohesity DataPlatform, DataProtect, CloudArchive, VM-Backup von Cohesity Data-Platform, Helios und die Appliances C2300, C2500, C3000, C4000 und C6000.
Die Beschwerde gegen Rubrik bezog sich bis auf eine Ausnahme auf obige Verletzungen sowie auf das US-Patent Nr. 8,447,728 mit dem Titel »System and Method for Storage Operation Access Security«. Produkte wie die Cloud-Data-Management-Software (CDM) und die Brik-Geräte von Rubrik sollen diese patentierten Technologien widerrechtlich nutzen.
Sollte es Commvault gelingen, den Vertrieb der entsprechenden Produkte zu unterbinden, drohen den Startups neben rückwirkenden Strafzahlungen empfindliche Lizenzgebühren für die (Weiter-)Nutzung der scheinbar patentierten Technologien. Erfahrungsgemäß dürfte dies jedoch ein langwieriges und komplexes Unterfangen sein, da hochtechnische Gutachten und justiziable Bewertungskompetenz selten kompatibel sind und meist in Vergleichen enden, wenn überhaupt.
»Commvault ist kein streitsüchtiges Unternehmen, aber angesichts dieser eindeutigen Patentverletzung durch Cohesity und Rubrik sehen wir uns in der Pflicht, diese Klagen einzureichen – wir müssen uns für unsere Innovationen und unser geistiges Eigentum einsetzen«, erklärt Warren Mondschein, Vice President und Rechtsvertreter für Commvault, die Intention der Klage.
Laut den US-Kollegen von searchstorage.com will sich Rubrik zum offenen Verfahren nicht äußern, sieht das etablierten Markt- und Marketingmechanismen aber grundsätzlich kritisch (speicherguide berichtete). Cohesitys Marketingleiterin Lynn Lucas indes vermutet eher einen PR-Schachzug: »Es ist nicht ungewöhnlich, dass etablierte Anbieter versuchen, die Störer mit unseriösen Klagen zu stören, um Innovation und Vertrieb zu behindern. In diesem Fall wurden wir nicht von Commvaults juristischen Vertretern, sondern über die Medien informiert. Wir glauben, diese Klage ist kein Verdienst, und wir werden uns natürlich behaupten und unsere Technologie energisch verteidigen.«