Einsteiger nutzen die Datenmanagement-Lösung Cohesity als reines Storage-Target. Integrationen mit OEMs wie HPE und Cisco sollen helfen, Großkunden von den Fähigkeiten der Lösung zu überzeugen. Außerdem kommen im Herbst mit der Disaster-Recovery-Lösung Site Continuity und einer gemeinsam mit AWS angebotenen Data Management as a Service-Lösung die ersten reinen Service-Angebote auf den Markt. Die Kollegin Ariane Rüdiger sprach für uns mit Wolfgang Huber, Regional Director DACH bei Cohesity, über Markttrends und die wachsende Geschäftsentwicklung des Herstellers.
Wie sehen Sie aktuell die Trends im Bereich Storage und dem Management großer Datenmengen?
Wolfgang Huber, Cohesity: »Wir wollen in den nächsten Jahren kontinuierlich mit Raten über 40 Prozent wachsen, im Moment legen wir jedes Jahr dreistellig zu.«Huber: Die Datenmassen wachsen weiter und fordern Anwender gewaltig. Einer weltweiten Studie von True Global Intelligence zufolge wird sich das Datenvolumen bis 2025 verfünffachen. Bei den deutschen Befragten betrug der Multiplikator 4,5. 2019 lag das weltweite Datenvolumen nach Angaben von IDC bei 43 ZByte. 81 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzen Daten als äußerst wichtig für den Gesamt-Unternehmenserfolg ein sowie für die Innovationskraft (75%) und die Cybersicherheit (78%).
Da ist es fatal, dass zwei Drittel der Befragten davon ausgehen, mindestens die Hälfte ihrer Unternehmensdaten seien unerschlossen, ungenutzt oder vollkommen unbekannt. In Deutschland sind es 55 Prozent der Befragten, die von dieser Annahme ausgehen. Diese »Dark Data« müssen von Unternehmen gehoben und nutzbar gemacht werden. 62 Prozent von ihnen versuchen bereits, die betreffenden Daten zu finden und nutzbar zu machen.
Dieses Datenwachstum kommt Euch ziemlich entgegen.
Huber: Wir bewegen uns hinsichtlich der jährlichen Wachstumsprozente im dreistelligen Bereich. Die Kurve wird natürlich mit der Zeit flacher werden, aber wir hoffen, pro Jahr in den nächsten Jahren stetig mehr als 40 Prozent zuzulegen. Der adressierbare Markt hat ein Gesamtvolumen von 60 Milliarden Dollar und gibt dies durchaus her.
Cohesity konnte kürzlich seine fünfte Finanzierungsrunde über 250 Millionen Dollar abschließen. Eure Bewertung liegt inzwischen bei 2,5 Milliarden Dollar. Wie wollt Ihr das neue Kapital einsetzen, um Eure Zielgruppe Großunternehmen, Provider und Behörden zu adressieren?
Huber: Wir möchten die Beziehungen zu den rund 15 besonders aktiven Partnern intensivieren und weitere Großkunden aus dem Enterprise- oder Providerbereich gewinnen. Ich möchte besonders auch den für Deutschland sehr wichtigen Public-Bereich adressieren, den wir bislang nicht so stark im Fokus hatten.
Der Einstieg in den Markt erfolgt meist über die klassischen Anwendungen Disaster-Recovery oder Backup, weshalb die wichtigsten Wettbewerber auch unter den Backup-Spezialisten wie Veritas oder Commvault zu suchen sind. Manchmal fangen wir auch als reines Storage-Target an und verdrängen dabei andere Anbieter. Die Kunden starten so, wollen aber meist innerhalb der ersten zwölf Monate unsere Datenmanagement-Funktionen hinzuzunehmen.
Einen wichtigen Kunden haben wir kürzlich mit Siemens gewonnen: Cohesity übernimmt für Siemens in der Schweiz die Langzeitarchivierung und sichert zentral, bereitgestellt von Siemens` Service-Provider Atos, 300 Windows-Server in 39 Ländern.
Vom Hardware-Geschäft hat sich Cohesity komplett zurückgezogen. Wie darf man sich Euer Angebot nun vorstellen?
Huber: Genau, vom Hardware-Geschäft haben wir uns inzwischen erfolgreich verabschiedet. Cohesity läuft auf HCI-Appliances, die horizontal und vertikal linear skalieren. Dazu kommen Integrationen von Partnern wie Pure, jüngst Fujitsu, HPE und Cisco – die beiden letztgenannten sind schon seit mehreren Finanzierungsrunden auch am Unternehmen beteiligt. Auch Hyperscaler und andere Provider können Cohesity implementieren, um entsprechende Dienste zu realisieren.
HPE und Cisco haben uns mittlerweile tief ins eigene Portfolio integriert: HPE mit den Speichersystemen Nimble und Primera sowie mit der intelligenten und proaktiven Management-Plattform Intersight. Cisco hat Integrationen mit HCS, Hyperflex-Snapshotting und seiner Management-Plattform Introsight realisiert. Fujitsu kombiniert Cohesity mit PrimeQuest. Pure kombiniert mit Pure FlashRecover das FlashBlade-Array mit einem White-Box-Server, auf dem die Software von Cohesity ausgeführt wird.
Wir sehen, dass die Investitionen in die Cloud weiter zunehmen. Wird dadurch die Komplexität für die IT-Mitarbeiter erhöht oder das Leben wirklich einfacher?
Huber: Es stimmt zwar, dass Cloud-zentrierte Lösungen mit dem Versprechen einer einfacheren, hardware-losen Alternative geworben haben, aber in der Praxis sind die Silos dennoch längst noch nicht verschwunden. Viele dieser Lösungen waren für eine einzelne Funktion wie Backup-as-a-Service (BaaS) optimiert und nicht für die gesamte Bandbreite der benötigten Anwendungsfälle – was bedeutete, dass die IT-Abteilung wieder eine Reihe von Service-Silos aufbauen musste, ähnlich wie sie es On-Premises getan hatte. Ein weiterer Faktor bei der Cloud-Zentriertheit ist der Grad der nativen Unterstützung traditioneller standortgebundener Umgebungen, da nicht alle Daten in eine Cloud-Umgebung verschoben werden können. Deshalb sind wir der Überzeugung, dass die Datenverwaltung nicht nur verbessert, sondern grundsätzlich anders angegangen werden muss.
Cohesity hat die Disaster-Recovery-Lösung Site Continuity und ein neues Data-Management-as-a-Service-Angebot mit AWS angekündigt. Was treibt die Entwicklung dieser Lösungen voran?
Huber: Nun, einfach gesagt, ist Datenmanagement bisher zu kompliziert. Trotz jahrzehntelanger Fortschritte in der IT-Infrastruktur bleibt die tägliche Aufgabe, die Daten einer Organisation zu schützen, zu speichern, zu identifizieren und bereitzustellen, eine unglaublich komplexe, ineffiziente und teure Aufgabe.
IT-Teams haben immer noch Mühe, grundlegende SLAs für die Datenverfügbarkeit und den Datenzugriff einzuhalten, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sicherzustellen, Speicherkosten zu optimieren, Ransomware-Angriffe zu verhindern oder die Daten nach nützlichen Erkenntnissen zu durchsuchen. Damit ist es weit mehr als nur ein IT-Problem – es ist ein ernstzunehmendes Hindernis für den digitalen Geschäftserfolg.
Im Rahmen des neu eingeführten Angebots mit AWS wird Cohesity Datenschutz und Datendienste sowohl On-Premises, in der Cloud als auch über SaaS anbieten (Grafik: Cohesity).
Was ist DMaas? Und werden Sie weiterhin mit Google Cloud und Microsoft Azure arbeiten?
Huber: Data-Management-as-a-Service (DMaaS) bietet die Möglichkeit, die Dienste einer modernen Datenverwaltungs-Plattform zu abonnieren, ohne die zugrunde liegende Infrastruktur verwalten zu müssen. Für einige Organisationen ist es eine attraktive Option. Sie ermöglicht den Wandel von einzelnen Service-Silos hin zu einer integrierten Cloud-Umgebung, die alle Funktionen der vom Kunden verwalteten Version bietet und in einem bequemen Cohesity-gesteuerten Format angeboten wird. Was andere Partnerschaften betrifft, so wird Cohesity weiterhin nahtlos mit anderen Cloud-Anbietern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir den Kundenbedürfnissen im gesamten Ökosystem gerecht werden.
In wie weit beeinflusst die Corona-Pandemie Eure Geschäfte?
Huber: Covid-19 hat unserem Geschäft nicht geschadet, im Gegenteil: Durch die Krise denken nun alle über IT-Innovationen nach. Das kommt uns zugute.