Um die Weiterbildung effektiv voranzutreiben, finden Virtual Reality und Künstliche Intelligenz nun Einzug in das Segment der Erwachsenenbildung.
Der Weg zum perfekten Vortrag bringt einige Herausforderungen mit sich. Vor Publikum frei und mitreißend zu sprechen, erfordert viel Übung – ob vor Freunden, Bekannten oder dem Badezimmerspiegel. Nicht selten kommt es vor, dass Sprecher eine Art Rede-Angst entwickeln und sich geradezu davor fürchten, ihreIdeen und Konzepte vor größeren Gruppen vorzustellen. Doch wie kann die Panik überwunden werden, wenn nicht einmal das wiederholte freie Sprechen vor dem Bekanntenkreis Abhilfe schafft?
Virtual Reality als Problemlöser
Wer beim bloßen Gedanken an eine Präsentationssituation bereits in Panik verfällt, wacht nicht selten am Tag des Termins mit Bauchschmerzen auf. Studien zufolge leiden rund 30 Prozent der Deutschen an Logophobie, der sogenannten Rede-Angst. Wer Hilfe bei einem Sprechcoach sucht, kann enttäuscht werden: Denn die menschlichen Berater haben feste Arbeitszeiten und können ihren Kunden nicht rund um die Uhr zur Seite stehen. So soll nun Virtual Reality (VR) in diesem Bereich Abhilfe schaffen. Um Redner in ihren Auftritten zu bestärken, hat der Hamburger Verlag Dashöfer den virtuellen Seminarraum „EasySpeech“ entwickelt.
Dabei handelt es sich um ein VR-Brillen-basiertes Programm, mit dem sich Präsentationssituationen realitätsnah und ganz ohne Coaches in den eigenen vier Wänden nachahmen lassen. Damit die Umstände so echt wie möglich wirken, kommt es währenddessen zu Zwischenrufen und Störgeräuschen. So sollen sich die Nutzer daran gewöhnen, in Ausnahmesituationen die Ruhe zu bewahren und Unterbrechungen souverän zu meistern. Ein Handyklingeln oder der Satz „Können Sie bitte lauter sprechen?“ sind während eines Vortrags in der Realität nicht unwahrscheinlich.
Eine KI als Coach ermöglicht emotionale Distanz
Doch kann das Stresslevel des Redenden tatsächlich durch Virtual Reality nachhaltig gesenkt werden? Vom Sprech-Coach aus Fleisch und Blut auf den technischen Fortschritt umsteigen – das kann für viele Anwender eine große Hürde sein und nicht selten zu Misstrauen führen. Zwar scheint der menschliche Kontakt in einigen Fällen unabdingbar, trotzdem bringt die Arbeit mit Virtual Reality vor allem eines mit sich: emotionale Distanz. Der Teilnehmende muss sich durch kein Gegenüber unter Druck gesetzt fühlen und lässt sich nicht schon während der Übung dazu verführen, seine Kompetenzen anzuzweifeln. Auch wenn eine Runde vor dem virtuellen Publikum einmal nicht nach den persönlichen Vorstellungen verläuft, gibt die Künstliche Intelligenz sachliches Feedback und analysiert parallel zur Anwendung die Rede in Echtzeit. Bereits wenige Sekunden nach dem Vortrag gibt das VR-Programm eine detaillierte Rückmeldung zu Sprache und Deutlichkeit, zur Redegeschwindigkeit, Nutzung von Füllwörtern und wie oft der Blickkontakt mit dem Publikum gehalten wird.
Auch der Redefluss, störende Äußerungen durch bspw. „äh“ und „ähm“ sowie die Nutzung von Pausen und die emotionale Wirkung von Wörtern (positiv, neutral, negativ) werden von EasySpeech ausfindig gemacht. So kann sich der Sprecher seine Schwächen vor Augen führen und diese in weiteren Runden qualitativ verbessern.
Selbstorganisiert ins Sprechtraining
Wer am Tag viel arbeitet weiß, wie schwer es ist, nach Feierabend Zeit für etwaige Termine zu finden. Deshalb bietet die Software rund um die Uhr effizientes Training. Egal, ob spät in der Nacht oder früh am Morgen – die Speaker sind mit der Software zeitlich und örtlich unabhängig und können sich ihr Vortragsumfeld je nach Belieben aussuchen. Außerdem lässt sich einstellen, ob man auf einer Bühne mit 500 Personen steht oder nur zehn Personen der Rede zuhören. Aufgrund der unterschiedlichen Szenerien ist das Programm sowohl für Führungskräfte, Projektleiter oder Vertriebler als auch für jeden anderen Sprechscheuen geeignet. Eine Erfolgskurve gibt nach jeder Session die individuelle Entwicklung an. Um seine Fähigkeiten weiter auszubauen, lässt sich EasySpeech außerdem in unterschiedliche Schwierigkeitsstufen einstellen. Diese basieren auf dem Lernlevel der Nutzer.
Mit der Idee für die Virtual Reality-App sind Fabian Friedrichs, Geschäftsführer des Verlags Dashöfer, und sein Team die ersten auf dem Markt. Die Entwickler sind sich sicher, dass EasySpeech die Meinung über Künstliche Intelligenz und Virtual Reality in der Seminarlandschaft grundlegend verändern wird. Die Handhabung des Features der VR-Software ist besonders unkompliziert und praktikabel. Denn wer seine Vorträge normalerweise vor dem Spiegel übt, bekommt dort oft nicht auszureichende Rückmeldung.
Technik mit Zukunftsperspektive
Bleibt dennoch die Frage, wie intensiv sich die Technik im Coaching-Bereich weiterentwickeln lässt. Künstliche Intelligenz und Virtual Reality sind vor allem in den Gebieten brauchbar, in denen persönliche Veränderungen angestrebt werden. Auch Interviews oder Verhandlungen stellen Lebensszenarien dar, die von KI-Tools bespielt werden können.
Und wie tief muss nun in die Tasche gegriffen werden, um sich das Leben in Sachen Sprechtraining einfacher zu machen? Die Anschaffung einer VR-Brille mit dem installierten EasySpeech-Programm hat bei Einzelabnahme mit 2.800 Euro ihren Preis. Jedoch steht das High-Tech-Programm im Anschluss für ganze zwölf Monate zur Verfügung und kann von bis zu 20 Personen genutzt werden.