Eine neue Studie von Scandit zeigt, wie die Corona-Pandemie die europäischen Zustell- und Lieferunternehmen auf der letzten Meile zu Innovationen drängt. Ihr wichtigstes Werkzeug: das Smartphone.
Auf noch nie dagewesene Herausforderungen wie Kontaktbeschränkungen, den drastischen Anstieg des Liefervolumens und steigende Kundenerwartungen sind europäische Zusteller gezwungen zu reagieren, so die Studie: Sie investieren verstärkt in neue Dienstleistungen wie Pick Up Drop Off (PUDO, 14%) oder setzen ganz allgemein auf neue Technologien (21%). Ganz anders bei nordamerikanischen Zustellern: dort geben lediglich 6% der Befragten neuen Dienstleistungen den Vorrang. Auch bei potentiellen Investitionen in Augmented Reality (AR) liegen europäische Dienstleister mit 70% deutlich vor den nordamerikanischen Unternehmen (59%).
Die Untersuchung von Scandit, Anbieter für Mobile-Computer-Vision- und Augmented-Reality-Lösungen, ergab zudem: Zusteller, die Smartphones auf der letzten Meile einsetzen, sind tendenziell innovationsorientierter und erfüllen so die gestiegenen Kundenerwartungen besser.
Europa ist bei Investitionsprioritäten gespalten
Die Umfrage zeigt außerdem, dass Europa hinsichtlich Herausforderungen und Investitionsprioritäten geteilt ist. Unternehmen in Osteuropa und den nordischen Ländern konzentrieren sich am stärksten auf die Einführung neuer Apps oder Funktionen (44%) sowie Technologien zur Bereitstellung neuer Dienstleistungen wie PUDO (19%). Das geht einher mit einer der am häufigsten genannten Herausforderungen in Nord- und Osteuropa, und zwar dem Angebot von neuen Kundenservices (33%). So können sie das Kundenerlebnis in der Region noch stärker verbessern.
In Westeuropa und Großbritannien sind die Pläne für Investitionen auf die Optimierung bestehender und der Einführung neuer Services und Lösungen gleichmäßig verteilt. Dazu gehört etwa die Verbesserung bestehender Liefer-Apps (37%), das Angebot neuer Dienstleistungen (19%) oder kontaktloser Verfahren (26%).
Westeuropa ist allerdings noch deutlich aufgeschlossener als die südeuropäischen Länder Spanien, Portugal und Italien, wenn es um die Einführung neuer Funktionen und Services geht. So planen 19% der westeuropäischen Unternehmen Investitionen in neue Apps, während es in südeuropäischen Unternehmen nur 5% sind. Stattdessen verbessern dort 60% ihre aktuellen Apps, anstatt in neue zu investieren.
Augmented Reality sorgt für höhere Wettbewerbsfähigkeit
Die Mehrheit aller Zusteller weltweit ist unterdessen der Ansicht, dass Augmented Reality einen großen Einfluss auf die Zustellung auf der letzten Meile haben wird. Obwohl mehr als drei Viertel (76%) der Unternehmen die Bedeutung dieser Technologie erkennen, geben allerdings nur rund ein Drittel (34%) der Befragten an, dass sie mit Priorität in AR investieren wollen. Bei Zustellern, die bereits Smartphones auf der letzten Meile einsetzen, halten 86% AR für wichtig; 43% würden umgehend in diese Technologie investieren.
Pat Nolan, Senior Research Analyst bei VDC Research, erklärt: „Augmented Reality ist ein wichtiger Schlüssel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Differenzierung bei der Zustellung auf der letzten Meile. Eine AR-Lösung für die letzte Meile kann einen Fahrer beispielsweise dabei unterstützen, ein bestimmtes Paket in einem vollgepackten Lieferwagen schnell zu identifizieren. Auch Lieferanweisungen können mobile Geräte damit in Echtzeit anzeigen. Die Einsatzmöglichkeiten für AR reduzieren einen Teil der Stressbelastung, die auf den Schultern der Frontline-Mitarbeiter lastet, und machen den Betrieb insgesamt effizienter.“
Tatsächlich kann Augmented Reality künftig auf der letzten Meile eine wichtige Rolle spielen und dazu beitragen, Ineffizienzen in den Prozessen zu verringern und Fahrer besser einzuarbeiten. Über AR-Overlays gelieferte Anweisungen auf dem Smartphone-Display sind vor allem bei der Schulung unerfahrener Fahrer oder Vertragsarbeiter von Vorteil. Gerade mit Blick auf Spitzenzeiten, etwa zu Weihnachten, oder bei der Bewältigung des aktuellen Fahrermangels kann AR so für Erleichterung sorgen.
Bring your own device senkt die Betriebskosten
Die Hälfte der weltweiten Zusteller, die auf Smartphones setzen, sind nicht nur offener für Innovationen, sondern verfolgen derzeit auch eine BYOD (Bring Your Own Device)-Strategie. Unter den europäischen Befragten ist der wichtigste Grund für BYOD die Senkung der Kosten (57%) und der Ersatz veralteter Hardware (42%). BYOD ist also eine logische Investition für die Zustellung, da es Hardwarekosten fast vollständig reduzieren kann. Mit diesem Modell können Unternehmen flexibel sein und schnell skalieren, was besonders in anhaltenden Spitzenzeiten wichtig ist. Es ist daher nicht überraschend, dass fast alle Unternehmen in Osteuropa und den nordischen Ländern, die dedizierte Scanner einsetzen, angaben, dass sie auf Smartphones umgestiegen sind oder dies in Erwägung ziehen.
„Die Pandemie und Lieferkettenprobleme haben europaweit neue Herausforderungen für die Zustellung auf der letzten Meile geschaffen“, betont Samuel Mueller, CEO und Mitbegründer von Scandit. „Sie haben allerdings auch die Einführung von Lösungen beschleunigt, die schon lange in der Pipeline waren. Dazu gehört auch eine stärkere Verwendung von Smartphones und BYOD-Strategien. Besonders interessant sind in dem Zusammenhang die unterschiedlichen Prioritäten der europäischen Länder. Es ist jedoch positiv zu sehen, dass Unternehmen die Möglichkeiten erkennen und entsprechend investieren. Das zeigt, dass Logistikunternehmen klar erkennen, welche Auswirkungen Probleme auf der letzten Meile auf die Endkunden haben könnten und wie wichtig es ist, diese schon heute zu bewältigen.“
Die Studie hat Scandit gemeinsam mit ITTS und VDC Research in Europa und Nordamerika durchgeführt. Den vollständigen Report können Interessierte hier herunterladen.
www.scandit.de