Trotz medialer Berichte über eine Rückkehr ins Büro bleibt das ortsunabhängige Arbeiten in Deutschland auf dem Vormarsch. Eine aktuelle Analyse der Jobplattform Indeed widerspricht dem Eindruck, dass Homeoffice-Modelle zurückgedrängt werden.
Tatsächlich zeigt sich ein anhaltend hohes Angebot an Stellen mit Remote-Option – mit zuletzt sogar steigender Tendenz.
Mehr Remote-Stellen zum Jahresbeginn
Im ersten Quartal 2025 stieg der Anteil an Jobangeboten mit der Möglichkeit zum Homeoffice auf 15,2 Prozent – ein leichter Anstieg gegenüber den 14,7 Prozent zu Jahresbeginn. Auch wenn dieser Wert noch unter dem bisherigen Höchststand im Februar 2023 (16,5 Prozent) liegt, zeigt die Entwicklung nach dem Tiefpunkt im Oktober 2024 (14,2 Prozent) wieder nach oben.
Die aktuelle Situation verdeutlicht: Remote Work hat sich langfristig etabliert – nicht nur als Krisenlösung, sondern als fester Bestandteil vieler Arbeitsmodelle.
Im internationalen Vergleich vorne dabei
Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt: Deutschland gehört zu den Spitzenreitern in Sachen flexibles Arbeiten. Während in den USA nur 7,9 Prozent der ausgeschriebenen Stellen Remote-Arbeit ermöglichen, erreichen die Niederlande 9,6 Prozent, Italien 10,5 Prozent, Frankreich 12,3 Prozent und Kanada 14,1 Prozent. Lediglich Großbritannien liegt mit 15,9 Prozent knapp vor Deutschland.
Die Nachfrage wächst weiter
Nicht nur das Angebot, auch das Interesse an ortsunabhängigen Stellen ist hoch. Im Januar 2025 entfielen 3,7 Prozent aller Jobsuchen auf Indeed auf Positionen ohne Präsenzpflicht – ein neuer Höchstwert seit Beginn der Erhebung im Januar 2019. Der bisherige Rekord lag bei 3,5 Prozent im Juli 2024.
„Kein vorübergehendes Phänomen“
Die Ökonomin Dr. Virginia Sondergeld von Indeed bringt es auf den Punkt: „Das Homeoffice ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt in vielen Unternehmen geworden.“
Sie sieht in den jüngsten Entwicklungen ein klares Signal: „Das Angebot an Remote-Jobs in Deutschland bleibt relevant und wächst aktuell sogar wieder.“
Gleichzeitig warnt sie vor einer zu strikten Rückkehrkultur:
„Einige Unternehmen setzen dennoch auf eine Rückkehr ins Büro – möglicherweise, um Kontrolle zu erhöhen oder um indirekt Personal abzubauen, das flexiblere Arbeitsorte bevorzugt. […] Solche Maßnahmen führen oft zu Frustration und verringern den Talentpool.“
Branchenvergleich: Wo Homeoffice möglich ist – und wo nicht
In bestimmten Berufsfeldern ist Homeoffice bereits weit verbreitet. Besonders in IT-nahen Bereichen liegt der Anteil an Remote-Stellen hoch:
- Data Analytics & Informationsmanagement: 48 %
- Softwareentwicklung: 47 %
- IT-Support & IT-Infrastruktur: 42 %
- Bank- und Finanzwesen: 47 %
- Buchhaltung: 45 %
Auf der anderen Seite gibt es Branchen, in denen Homeoffice faktisch kaum möglich ist. Im Einzelhandel, der Lebensmittelindustrie, der Gastronomie und bei Reinigungsdiensten liegt der Anteil ortsunabhängiger Stellen bei nur etwa einem Prozent.
Sicherheit statt Flexibilität?
Dr. Sondergeld betont abschließend, dass Berufe mit Präsenzpflicht derzeit in mancher Hinsicht Vorteile bieten: „Viele systemrelevante und weniger konjunkturabhängige Berufe sind Präsenzberufe. Diese sind momentan trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten vergleichsweise gefragt.“
Insbesondere im Tech-Bereich seien Rückgänge bei Stellenausschreibungen zu verzeichnen – laut der Analyse sank die Zahl der ausgeschriebenen Jobs in der Softwareentwicklung im Jahresvergleich um rund 30 Prozent.
Fazit: Flexibilität bleibt gefragt
Auch wenn einige Unternehmen auf mehr Büropräsenz setzen, zeigt die Analyse: Der Trend zur Flexibilität ist nicht gebrochen. Die Nachfrage nach ortsunabhängigen Arbeitsplätzen ist hoch – und das Angebot wächst erneut. Homeoffice ist längst mehr als ein Kriseninstrument – es ist ein Teil der neuen Arbeitsrealität.