Der Internetriese Google zieht die Zügel bei seiner Arbeitsplatzpolitik deutlich an: Wie intern bekannt wurde, müssen zahlreiche bislang im Home-Office tätige Beschäftigte künftig mindestens drei Tage pro Woche in den Firmenbüros erscheinen – oder das Unternehmen verlassen.
Die betroffenen Mitarbeiter haben die Wahl zwischen Präsenzpflicht und Abfindungspaket, selbst wenn ihre Remote-Arbeit zuvor offiziell genehmigt worden war. Das berichtet CNBC.
Rückkehr der Bürokultur nach der Pandemie
Die Entscheidung markiert einen weiteren Schritt in der schrittweisen Abkehr von der während der Corona-Pandemie etablierten Fernarbeitskultur. Besonders im Silicon Valley, wo Google einer der größten Arbeitgeber ist, hatten Tech-Konzerne 2020 besonders großzügige Home-Office-Regelungen eingeführt. Die Folgen für den lokalen Immobilienmarkt sind bis heute spürbar – zahlreiche Bürogebäude in San Francisco stehen weiterhin leer.
„Die persönliche Zusammenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Innovationsfähigkeit und der Lösung komplexer Probleme“, erklärt Google-Sprecherin Courtenay Mencini. Allerdings betont sie, dass es sich nicht um eine konzernweite Regelung handele, sondern um Entscheidungen einzelner Teams.
KI-Wettbewerb als treibende Kraft
Die strengeren Präsenzregeln fallen in eine Phase massiver Umstrukturierungen im Unternehmen. Google, das Ende 2024 etwa 183.000 Mitarbeiter beschäftigte – rund 7.000 weniger als zwei Jahre zuvor – versucht Kosten zu senken und gleichzeitig seine Investitionen in künstliche Intelligenz zu erhöhen.
Besonders deutlich wurde die neue Linie durch eine Aussage von Google-Mitgründer Sergey Brin, der im Februar gegenüber KI-Entwicklern erklärte, diese sollten täglich im Büro erscheinen. Laut einem internen Memo bezeichnete Brin 60 Wochenstunden als „optimalen Produktivitätsbereich“ und betonte die Notwendigkeit, die KI-Entwicklung zu „beschleunigen“, um im verschärften Wettbewerb bestehen zu können.
Betroffene Abteilungen
Besonders betroffen sind Mitarbeiter der Google Technical Services sowie der Personalabteilung, die innerhalb von 50 Meilen (etwa 80 Kilometer) eines Google-Standorts leben. Letztere müssen bis Juni 2025 ins Hybrid-Modell wechseln, andernfalls werden ihre Stellen gestrichen. Fernarbeitende, die weiter entfernt leben, dürfen zwar ihre derzeitigen Vereinbarungen behalten – bei einem Stellenwechsel innerhalb des Unternehmens würden jedoch auch sie zur Teilnahme am Hybrid-Modell verpflichtet.
Auch in der Plattform- und Gerätegruppe, zu der Android, Chrome sowie Produkte wie Fitbit und Nest gehören, wurde bereits im Januar ein freiwilliges Ausscheidungsprogramm eingeführt. Diese Abteilung wurde vor einem Jahr mit der Hardware-Gruppe unter der Leitung von Senior Vice President Rick Osterloh zusammengelegt und hat seither fast zwei Dutzend Teams verkleinert.
Mit dieser Entwicklung reiht sich Google in einen branchenweiten Trend ein, der das Ende der vollständigen Arbeitsflexibilität einläutet. Das ist ein bemerkenswerter Kontrast zur Aufbruchstimmung der frühen Pandemiejahre, als viele Tech-Konzerne die dauerhafte Revolution der Arbeitswelt ausgerufen hatten.