Virtuelle Mitarbeiter mit eigenem Gedächtnis und eigenen Zugriffsrechten könnten schon bald Realität werden. Anthropic-Sicherheitschef warnt vor ungelösten Sicherheitsproblemen.
Laut Anthropic werden wir bereits im kommenden Jahr vollständig KI-gesteuerte virtuelle Mitarbeiter in Unternehmensnetzwerken sehen. Diese Prognose stellte der Sicherheitschef des Claude-Entwicklers Jason Clinton in einem aktuellen Interview mit Axios auf. Die neuen virtuellen Arbeitskräfte würden weit über heutige KI-Agenten hinausgehen und erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich bringen.
Autonomie auf neuem Niveau
Anders als aktuelle KI-Systeme, die auf spezifische Aufgaben beschränkt sind, sollen diese virtuellen Mitarbeiter über eigene „Gedächtnisse“ verfügen, definierte Rollen im Unternehmen einnehmen und sogar mit eigenen Zugangsdaten ausgestattet werden. Diese KI-Identitäten würden also eine Autonomie besitzen, die alle bisherigen Systeme in den Schatten stellt, erklärte der Sicherheitsexperte.
Ungelöste Sicherheitsfragen
Die Implementierung solcher Systeme wirft zahlreiche Sicherheitsfragen auf: Wie lassen sich die Konten dieser virtuellen Mitarbeiter absichern? Welche Netzwerkzugriffsrechte sollten sie erhalten? Und wer trägt letztendlich die Verantwortung für ihre Handlungen?
„Stellen Sie sich vor, ein KI-Mitarbeiter dringt bei der Erledigung einer Aufgabe in ein Continuous-Integration-System ein, wo neuer Code getestet wird“, führte der Sicherheitsexperte aus. „In der herkömmlichen Welt wäre das ein Vergehen mit Konsequenzen. Aber wer trägt die Verantwortung für einen Agenten, der wochenlang lief und dann diese Grenze überschritt?“
Neue Sicherheitskonzepte erforderlich
Netzwerkadministratoren kämpfen bereits heute mit der Überwachung von Zugriffsrechten und dem Schutz vor Angreifern, die gestohlene Zugangsdaten erwerben. KI-Mitarbeiter würden diese Herausforderungen erheblich verschärfen.
Anthropic sieht zwei wesentliche Verantwortungsbereiche: Erstens müssten die Claude-Modelle gründlich gegen Cyberangriffe gehärtet werden. Zweitens sei eine kontinuierliche Überwachung auf Sicherheitsprobleme nötig, um Missbrauchspotenziale zu minimieren.
Investitionen in neue Sicherheitstechnologien
Für die kommenden Jahre rechnet Anthropic mit erheblichen Investitionen im Bereich der virtuellen Mitarbeitersicherheit. Besonders wichtig seien Lösungen, die Transparenz über die Aktivitäten von KI-Mitarbeiterkonten schaffen, sowie neue Klassifizierungssysteme für virtuelle Identitäten.