Deutschland wird jeden Tag tausendfach digital angegriffen – von Cyberkriminellen, aber zunehmend auch von staatlich gelenkten Akteuren. Ein Kommentar zum Lagebericht des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst
Cyberattacken sind längst Teil einer hybriden Kriegsführung. Der heute veröffentlichte Lagebericht des BSI zeigt ebenso wie die Wirtschaftsschutzstudie des Bitkom eine deutlich gestiegene Bedrohungslage für deutsche Institutionen und Unternehmen. Allein der deutschen Wirtschaft entsteht durch Cyberattacken jährlich ein Schaden von gut 179 Milliarden Euro, zwei Drittel der Unternehmen (65 Prozent) sehen ihre Existenz durch einen erfolgreichen Cyberangriff bedroht. Dabei haben sich Russland und China zu den wichtigsten Ausgangsbasen von digitalen und auch analogen Angriffen auf die deutsche Wirtschaft entwickelt: 45 Prozent der betroffenen Unternehmen konnten mindestens einen Angriff nach China zurückverfolgen, 39 Prozent nach Russland. Wir müssen unsere Anstrengungen für mehr Cybersicherheit weiter hochfahren. Dazu gehört auch, dass wir digitale und analoge sowie innere und äußere Sicherheit viel stärker zusammen denken müssen. Dabei muss uns klar sein, dass Cyberangriffe weit über den digitalen Raum hinaus wirken und mittelbar zum Beispiel auch unsere medizinische Versorgung, unsere Energienetze oder die Arbeitsfähigkeit der Verwaltungen betreffen.
Die Unternehmen sind gefordert, ihre Investitionen für Cybersicherheit zu erhöhen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend zu schulen. Die Politik wiederum muss das Schutzniveau der öffentlichen Verwaltungen mindestens auf das Niveau der Wirtschaft bringen und zugleich die Sicherheitsbehörden mit Know-how, personeller und technischer Ausstattung handlungsfähig machen sowie Zuständigkeiten stärker konzentrieren. Dazu gehört auch, das BSI als Zentralstelle für Cybersicherheit auszubauen, das mit den weltweit führenden Sicherheitsbehörden auf Augenhöhe agieren kann. Ziel sollte sein, dass Wirtschaft, aber auch Bund, Länder und Kommunen mit dem BSI einen einheitlichen Ansprechpartner mit allen nötigen Kompetenzen und Befugnissen haben.“