Langfristig profitieren

KI als Boost für Infrastruktur-Unternehmen

KI-Vertrauen

KI und das immense Datenwachstum könnten erhebliche Infrastrukturinvestitionen nach sich ziehen und sind somit ein neuer langfristiger thematischer Treiber für die Anlageklasse von börsennotierten Infrastruktur-Titeln, kommentiert Shane Hurst, Portfoliomanager bei ClearBridge Investments, Teil von Franklin Templeton.

Infrastruktur steht seit einiger Zeit im Zeichen mehrerer wichtiger langfristiger Themen: Dekarbonisierung, erhebliche Investitionen in das Stromnetz, um die veraltete Infrastruktur zu ersetzen und die Widerstandsfähigkeit zu verbessern, sowie ihre Rolle als effektiver Inflationsschutz. Das Bewertungsgefälle zwischen börsennotierten und nicht börsennotierten Infrastrukturwerten zeigt die Attraktivität von börsennotierten Unternehmen.

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Neu hinzugekommen ist der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) sowie des Datenwachstums als Auslöser von erheblichen Infrastrukturinvestitionen. KI und Datenwachstum führen zu einer erhöhten Stromnachfrage und einem stärkeren Fokus auf intelligente Stromnetze. 

KI wird neben Elektrofahrzeugen zum Taktgeber der Stromnachfrage 

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In den nächsten fünf Jahren werden Verbraucher und Unternehmen voraussichtlich doppelt so viele Daten erzeugen wie in den letzten zehn Jahren. Gleichzeitig könnten große Technologieunternehmen 1 Bio. USD in Rechenzentren investieren. Der weltweite Strombedarf soll in den nächsten drei Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 14 % zunehmen.

So könnten die weltweiten Investitionen in Rechenzentren jährlich um 5 % zunehmen und bis 2026 auf 41 Mrd. USD ansteigen werden. Racks in KI-Rechenzentren könnten siebenmal mehr Strom benötigen als Racks in herkömmlichen Rechenzentren, was den Strombedarf im hohen Szenario auf fast 20 % jährlich bis 2026 ansteigen lässt.

Aufgrund des erhöhten Stromlastwachstums im gesamten Netz dürften die Rechnungen für Privatkunden günstiger werden, da die gesamten Netzkosten (von denen ein großer Teil Fixkosten sind) auf eine größere MWh-Nutzungsbasis umgelegt werden. Auch in den Bereichen Erzeugung, Übertragung und Verteilung werden die erhöhten Investitionen wahrscheinlich zu einem beschleunigten Ausbau der Vermögensbasis, der Einnahmen und der Erträge führen.

KI verbessert Infrastrukturprozesse 

Auch Versorgungsunternehmen dürften in verschiedener Hinsicht von KI profitieren. Zunächst einmal dürfte die KI die Kosten für die Versorgungsunternehmen senken, da sie die Effizienz durch die Optimierung des Netzbetriebs und die Reduzierung der Energieverluste verbessern kann. KI kann darüber hinaus Stromausfälle vorhersagen und verhindern, die Netzsicherheit verbessern und in Programmen zur Laststeuerung eingesetzt werden. Dies erhöht die allgemeine Netzzuverlässigkeit und erleichtert den Ausbau intelligenter Netze. Auch die Kundenbetreuung kann mithilfe von KI optimiert werden. Im Zuge der Verbesserung großer Sprachmodelle dürften sich mithilfe von KI Aufgaben wie die Beantwortung von Fragen und die Lösung von Beschwerden automatisieren lassen, so dass die Kundendienstmitarbeiter mehr Zeit für komplexere Probleme haben. 

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KI und Datenbedarf unterstützen wichtige Teilsektoren der Infrastruktur

So könnten KI und der Datenbedarf nicht nur den Versorgungssektor, sondern wahrscheinlich nahezu jeden wichtigen Teilsektor der Infrastruktur beeinflussen:

  • Mautstraßen werden ein intelligentes Verkehrsmanagement nutzen, um für einen optimierten Verkehrsfluss zu sorgen und die Vorteile einer vorausschauenden Wartung zu nutzen. Längerfristig kann die Nutzung autonomer Fahrzeuge auf Mautstraßen die Effizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit erhöhen, neue Einnahmequellen schaffen und die Betriebskosten senken.
  • Der Güterschienenverkehr wird von einer optimierten Ladeplanung profitieren, die in der Vergangenheit ein manueller Prozess war. Außerdem wird die Prognose der Ankunftszeit verbessert, sodass die Standzeiten optimiert werden können – d. h. wie lange die Fracht an einem bestimmten Punkt der Strecke voraussichtlich nicht weiterbefördert wird.
  • Wasserversorger können mit KI die Leckerkennung, Überwachung der Wasserqualität und Dürrevorhersage verbessern.
  • Midstream-Energieunternehmen könnten ebenfalls von der Echtzeitüberwachung profitieren, denn diese kann Midstream- und Energieinfrastrukturanlagen dabei unterstützen, Lecks zu erkennen und den Durchfluss des Kohlenwasserstoffsystems zu optimieren.
  • Kommunikationstürme werden wahrscheinlich einen erhöhten Datenbedarf verzeichnen, was zu einer höheren Auslastung ihrer Funkmasten, einer höheren organischen Vermietung und zu Zusatzeinnahmen führt. Möglicherweise können sie sogar Cloud-On-Ramps an Funkstandorten errichten, sodass Kunden geringere Latenzzeiten bei ihren Cloud-Verbindungen haben.

KI und Dekarbonisierung

Auch die Rolle der KI zur Unterstützung der Dekarbonisierung wird unserer Meinung nach unterschätzt. Die Versorgungsunternehmen werden die Erzeugungskapazität steigern müssen, um die erhöhte Stromlast durch KI zu bewältigen. Der Großteil davon wird wahrscheinlich aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Schätzungen zufolge könnte der Strombedarf der KI die Investitionen in Solarkapazitäten bis 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8 % bis 16 % ankurbeln und die Investitionen in Windkapazitäten im gleichen Zeitraum von 18 % auf 31 %.

Regulierte Versorgungsunternehmen werden von einem derartigen strukturellen KI-bedingten Aufwind profitieren, da er mit den günstigen Bedingungen der breiter angelegten Energiewende zusammentrifft, bei der sich regulierte Versorgungsunternehmen unserer Meinung nach von anderen Bereichen der Strom-Wertschöpfungskette abheben werden. Während die Finanzierung der Energiewende, welche die Lebenshaltungskostenkrise verschärfen dürfte, einen Renditerückgang in den subventionsabhängigen Segmenten der Strom-Wertschöpfungskette nach sich ziehen könnte, gehen wir davon aus, dass die regulatorische Landschaft den regulierten Versorgungsunternehmen weiterhin attraktive Renditen bescheren wird.

Das liegt zum Teil an den hohen Investitionen in das Stromnetz, die derzeit erforderlich sind. Nach dem Status-quo-Szenario der Internationalen Energieagentur werden bis 2050 jährlich über 600 Mrd. USD investiert. Bei einem Netto-Null-Szenario erreichen die jährlichen Investitionen in die Stromnetze hingegen einen Höchststand von über 950 Mrd. USD. Dies erfordert Gesamtausgaben in Höhe von 21 Bio. USD gegenüber 13,5 Bio. USD beim Status-Quo-Szenario. Etwa 80 % aller Ausgaben entfallen auf Instandhaltungsinvestitionen wie Nachrüstung und Austausch. Für Versorgungsunternehmen dürften sich solche Investitionen in attraktiven Renditen aus ihren regulierten Anlagen niederschlagen.

Fazit

KI schlägt ein weiteres spannendes Kapitel in der Wachstumsgeschichte der börsennotierten Infrastruktur auf. Die künstliche Intelligenz bietet den Anlegern stabile Cashflows und Dividenden, die sich aus der Regulierung und langfristigen Verträgen ergeben, und stärkt die Rolle der Infrastruktur als Inflationsschutz. Aufgrund ihrer geringen Korrelation mit den meisten anderen führenden Anlageklassen eignet sie sich unseres Erachtens auch zur Diversifizierung von Portfolios. Der Aufwind durch die künstliche Intelligenz, der die meisten Teilsektoren der Infrastruktur beflügelt, ist ein weiterer gewichtiger Grund für Anleger, die diversifizierte Portfolios aufbauen, globale börsennotierte Infrastrukturen in Betracht zu ziehen.

Shane Hurst, Portfoliomanager bei ClearBridge

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