Dezentrale autonome Organisationen (DAO) ergänzen seit einigen Jahren die Welt der etablierten Organisationsformen. Timo Springer und Maximilian Möhring erklären anhand der von ihnen gegründeten twire Community das Besondere dieser neuen Struktur.
Zum erstem Mal tauchte der Begriff DAO bereits 2016 auf it-daily.net auf. Damals freute sich Christopher Jentzsch, CEO Slock.it & The DAO, über die Auszeichnung mit dem 2b AHEAD Innovators Awards. Er hatte etwas geschaffen, das künftigen Generationen als der Prototyp von Zukunftsunternehmen gelten wird: Ein Unternehmen ohne Mitarbeiter! Timo Springer und Maximilian Möhring sehen die DAO-Struktur ihrer twire Community als klaren Wettbewerbsvorteil.
Was ist eine DAO?
Die Abkürzung DAO steht für dezentrale autonome Organisation. Vereinfacht gesagt sind DAOs Online-Communities mit einem gemeinsamen digitalen Bankkonto.
Diese Communities verfolgen eine gemeinsame Mission und kollaborieren auf Grundlage festgelegter Regeln und transparenter Entscheidungsfindungsprozesse. DAOs organisieren sich durch gemeinsam definierte, digital-automatisierte Geschäftsprozesse.
Beheimatet sind DAOs in der Regel auf einer Blockchain, um alle Entscheidungen und Wertströme nachvollziehbar tracken zu können und um den Mitgliedern echte Ownership zu ermöglichen.
Was leistet die DAO, was muss eine GmbH etc. übernehmen?
Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden, da es eine Vielzahl an rechtlichen Konstrukten für DAOs gibt (Paper).
Im Falle der twire Community entwickelt sich die DAO selbst gerade zu einem Schweizer Verein, in welchem alle DAO-Partizipant:innen Mitglied sein werden. In unserem Set-up sind klassische GmbHs die Schnittstelle zu unseren Kunden, um Angebote und Rechnungen schreiben zu können.
Wir haben schnell gelernt, dass eine seriöse rechtliche Grundlage unerlässlich ist, um mit großen Unternehmen zusammenarbeiten zu können.
Wie finden Top-Experten und die twire Community zueinander?
In der Regel finden die Top-Expert:innen im DACH-Raum die twire Community. Es kommt aber natürlich auch vor, dass wir explizit Mitglieder mit bestimmten Fähigkeiten und Motivationen suchen. Im Sommer haben wir insbesondere nach Community Managern für unsere Projekte gesucht und glücklicherweise auch gefunden.
Die twire Community hat eine starke Positionierung in der deutschen Web3-Szene, da viele bekannte Gesichter Mitglieder sind und wir eine Vielzahl an Projekten erfolgreich durchgeführt haben. Dies gepaart mit einem auffälligen Pullover, der via NFC-Chip an das Membership-NFT des Mitglieds geknüpft ist, sorgt dafür, dass wir auch auf Offline-Events und -Konferenzen eine starke Präsenz haben.
Wie funktionieren das Projektmanagement und die Kommunikation zwischen Kunden und Entwicklern?
Wir arbeiten mit bewährten agilen Methoden wie Sprints und organisieren uns primär asynchron über Tools wie monday (Projektmanagement), Miro (Kollaboration), Discord (Kommunikation) und Notion (Dokumentation). Uns ist wichtig, dass Tools starke APIs haben, damit wir viele Dinge automatisieren können. Warum das für uns besonders wichtig ist? Unsere Community ist über den Globus verteilt und bringt unterschiedliche Zeit-Commitment mit. Asynchrones Arbeiten ist daher erfolgsentscheidend.
Warum verwendet ihr Discord?
Discord ist nach wie vor die Plattform, auf der die meisten Web3-Communities ihr Zuhause haben. Das Tolle an Discord ist, dass durch starke APIs an eine Vielzahl an Tools angebunden werden und wir mit Discord-Bots allerhand Features und Konfigurationen ergänzen können.
Zudem fragen unsere Kunden häufig nach Discord-Support, daher ist unser Anspruch, dass wir das Tool vollumfänglich beherrschen.
Warum arbeiten Top-Experten lieber in einer DAO als als Angestellte in einem Unternehmen?
Das Schöne an der Mitgliedschaft in der twire Community ist, dass die Mitglieder ihre geschätzten Freiheiten als Freelancer behalten und gleichzeitig durch die Community ein Team um sich herum haben. Wir starten regelmäßig Aktivitäten und Projekte gemeinsam und man ist beim Thema Sales nicht auf sich allein gestellt, sondern kann auf viele verschiedene Köpfe setzen. Wir vereinen das Beste aus beiden Welten.
Unsere These ist, dass wir im hochflexiblen DAO-Set-up weitaus bessere Talente an Board holen können, als in einem traditionellen Agentur-Ansatz. Viele Mitglieder sind Gründer:innen, Selbstständige, Content Creatoren oder Moderator:in – die wollen in der Regel gar keinen Arbeitsvertrag.
Wie funktionieren die Auftragsvergabe und die Vergütung?
Die Projektaufgaben (Bounties) werden auf unserem internen Marktplatz gehandelt. Konkret bedeutet das, dass auf der einen Seite Bounties hineingegeben werden (das macht der Bounty Issuer) und diese auf der anderen Seite von DAO-Mitgliedern bearbeitet werden (das macht der Bounty Hunter).
Die Bounty Issuer sind zuständig für den Vertrieb. Sobald ein Angebot beauftragt wird, werden die darin enthaltenen Projektaufgaben als Bounties in den Marktplatz gestellt. Im Bounty sind die anfallenden Aufgaben, der Zeitraum, die Vergütung und die daraus abgeleiteten twire Experience Points (unser Gamification-System) vermerkt. Die Bounty Hunter können sich darauf bewerben und der Bounty Issuer entscheidet, wer das Bounty bearbeiten darf. Nach Abschluss des Bounties wird der Bounty Hunter vom Bounty Issuer bezahlt und die twire Experience Points gutgeschrieben.
Bounty Hunter Profil von Timo Springer:
Exemplarisches Projekt-Bounty:
Ausblick: Wie sehen die nächsten Schritte für twire aus?
Für uns ist es essenziell, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten unsere Kernprozesse, das rechtliche Set-up und die Governance-Mechaniken finalisieren.
Und natürlich planen wir auch twireland 002 🎉
Herzlichen Dank für das Interview.