Die Digitalisierung in Automobilen und ihre Entwicklung

Ich sehe was, was du nicht siehst

Automobil

Vorbei ist die Zeit, in der Kinder beim Autofahren Spiele spielten. Heute wird nicht aus dem Fenster gesehen, sondern auf den Bildschirm. Diese Entwicklung soll nicht verurteilt werden. Sie dient als Veranschaulichung dessen, was die Digitalisierung in Automobilen für viele ist: Vollelektrische, eventuell sogar selbstfahrende Fahrzeuge, die ihre Fenster zu Multimedia-Displays verdunkeln, damit Insassen sich beschäftigen können.

Dabei hat die Digitalisierung in Kfz schon viel früher begonnen, als jüngste (Entertainment-) Beispiele vermuten lassen: Zuerst wurde die Motorsteuerung digitalisiert, dann folgten Sicherheitsüberwachung, Sensorik und Sicherheit. Displays und Elektroautos sind nur Teil der Digitalisierung in Fahrzeugen und längst nicht das Ende.

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Es scheint, als katapultiere der Einsatz von Displays in Fahrzeugen die Digitalisierung nach vorne. Der Hintergrund ist einfach: Gerade Displays erleichtern die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, denn das Display stellt als Human Machine Interface relevante und gewünschte Informationen für Fahrzeugführende zusammen und erleichtert die Kommunikation. Dies funktioniert mit und ohne Touch, in die Konsole oder knapp über das Lenkrad. Die Frontscheibe erhält durch das Heads-Up-Display eine neue Funktion. Dieses Prinzip funktioniert dann auch für Beifahrende: Auf diversen Monitoren können zahlreiche Informationen eingeholt werden. Im Falle der mitfahrenden Jugend gerne auch als Video. Der Weg zur Fensterscheibe, die sich verdunkelt und oder zum Display wird, scheint dann nicht mehr weit.

Vom Chip-Tuning zum Elektromotor

Dabei begann die erste Runde der Digitalisierung bei der Motorsteuerung. Sie sollten computergestützt besser, schneller, effizienter werden. Wenn sie dabei die Grenze des Machbaren erreichten, mussten sie ebenfalls überwacht und elektronisch ausgelesen werden können. Sensoren wurden notwendig und Anschlüsse, Systeme sowie Programme installiert. Auch die Digitalisierung der guten alten Tankstellenkarte wird gerne vergessen: Wirklich niemand hält mehr an der Autobahn und kauft sich ADAC-Karten. Das Navigationssystem wurde so beliebt, dass es einen Spitznamen erhielt. Heute sind die Navis in den Handys, die wiederum mit Bluetooth auf das Fahrzeugdisplay gescreent werden.

Der nächste Schritt ist bereits in vollem Gange: Das Auto wird gänzlich elektrisch. Auch hier wird die Digitalisierung dahinter gern übersehen. Ein elektrischer Antrieb verändert die Effizienz des Fahrzeuges erneut. Das hat Auswirkungen auf das Fahrmanagement, die möglichen Aktivitäten während der Fahrt, die Rekuperation bei Bremsvorgängen oder Bergabfahrten. All das benötigt zur Leistungselektronik viel digitaler Intelligenz, Algorithmen und Rechenkapazitäten, um die Funktionalität des Fahrzeugs überhaupt auf eine Spur zu bekommen.

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Von mehr Fahren zu mehr „gefahren werden“

Maßgeblich wird die Digitalisierung jedoch von der Fantasie getrieben, ähnlich zum Beamen, das vermeintlich aus Budgetnot entstand und heute die Ideen der Wissenschaftler beflügelt. Dadurch werden nicht zwangsläufig neue Fahrzeugelemente erfunden oder analoge Geräte digital gemacht. Eher werden existierenden Elementen zweite respektive weitere Eigenschaften zugeschrieben: Ein Beispiel sind smarte Frontscheinwerfer, die in ihrer Zweitfunktion zu Projektoren werden, um ahnungslose Fußgänger und Radfahrer vor lautlos herannahenden Fahrzeugen besser warnen zu können. Ebenso wird die Frontscheibe bei Bedarf zu einer Projektionsfläche für Nachsichtdarstellungen. 

Am Ende geht es nicht nur darum, möglichst viele Annehmlichkeiten für die Insassen durch neue Mensch-Maschine-Schnittstellen zu erzeugen. Es geht auch darum, die Kommunikation zwischen Fahrzeugen, den Fahrenden und mit anderen Fahrenden sowie Fahrzeugen zu optimieren. All die Ideen, die auf den Whiteboards dieser Welt entstanden sind, konkurrieren dabei nicht nur mit der reellen Umsetzbarkeit, sondern mit sich gegenseitig: Was funktioniert, was kostet wie viel Platz und Energie, was erzeugt ungewollte Nebeneffekte wie Wärme oder Geräusche, was kann nur auf Kosten einer anderen Neuerung umgesetzt werden? 

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Von mehr PS zu mehr „intelligentes System“

Die einzelnen Entwicklungen sind damit nicht mehr aktiv angesteuert, sondern ein Effekt beziehungsweise Produkt der Digitalisierung. Den Erfolg und nicht Erfolg digitalisierter Kfz machen nicht mehr die einzelnen Spielereien, sondern umfängliche Konzepte wie Energieverbrauch oder Funktionalität im Innenraum. Und diese sind es auch, die die Digitalisierung begrenzen: Kann jede Oberfläche multifunktional sein? Kann zum Beispiel ein Display vor einen Airbag?

Am Ende werden sich Hersteller auf Teilebereiche der Digitalisierung konzentrieren und ihre Marken dahingehend zuspitzen. So könnte sich zum Beispiel ein potenzieller Business-BMW an das Klientel richten, dass die autonome Fahrt eher zum Arbeiten nutzen möchte, während andererseits ein potenzieller Selbstfahrer-Ferrari alle möglichen technischen Annehmlichkeiten ins Cockpit integriert, die das Selberfahren digital unterstützen.

Klaus Wammes, Geschäftsführer Wammes & Partner GmbH, https://www.wammes.eu/de/

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