Deutschlands IT: Tristesse? Innovationsgebremst? Weit gefehlt, wenn man Simplyblock.io folgt. Das Brandenburger Start-up definiert Software-defined Storage über Block-Speicher hinaus und will Ceph ersetzen. Wir sprachen mit CTO Michael Schmidt und CEO Rob Pankow über das Konzept und die Ziele des jungen Unternehmens.
»Ceph is crap«, sollte man nicht sagen, aber zu langsam, zu alt, zu kompliziert, kommt kaum mehr den aktuellen Anforderungen insbesondere in der Cloud nach, auch für Open Source-Fetischisten. Andererseits ist Software-defined Storage in klassischen, x86-Architekturen und Nachfolgern schon von anderen, etablierten Herstellern längst besetzt.
Warum geht ein Start-up genau diesen schon beschrittenen Weg? speicherguide.de hat bei Michael Schmidt (CTO) und Rob Pankow (CEO) bei SimplyBlock.io nachgefragt. Schmidt war international als CIO für Service-Provider unterwegs, Pankow ebenfalls international in verschiedenen E-Commerce Startups. In Berlin haben sie sich getroffen und eine Firma gegründet. Sie denken, das ist eine gute Idee.
◼ Was machen Sie? Was ist ihre Inspiration? Manche nennen es Vision.
Pankow: Wir bieten eine hoch-performante SDS-Lösung. Unser Ziel ist es, eine Unified-Plattform zu liefern, die maximale IOPS in einem Cluster verarbeitet für High-Performance und dementsprechende Use-Cases.
Wir lieben Ceph, eine großartige Technologie. Aber wir ersetzen die Systeme in der Neuzeit und in einem Cluster-Design. NVMe und Cloud haben die Voraussetzungen massiv verändert. Im Grunde könnte man sagen, wir bauen ein neues Ceph, das auch Cloud-tauglich ist und in hybriden Umgebungen funktioniert, und aktuelle Performance bietet.
Schmidt: Wir nutzen die Idee von Ceph, nicht aber die Technologie. Das heißt, wir nutzen nicht die Quell-Codes, sondern einige Algorithmen. Das macht den Umstieg auf unsere Technologie einfacher. Ceph wurde vor etwa 20 Jahren eingeführt, und ist immer noch am Markt präsent. Aber heute ist die Latenz ein Problem. Und die IOPS per CPU. Die komplette Architektur ist Ressourcen-hungrig.
3.000 IOPS per CPU-Core. Das war 2015 gut, aber heute können wir 300.000 IOPS pro Core und mehr. Ceph leidet an Zugriffszeit und ist nicht für NVMe gemacht. Ceph hat heute Probleme, den Speicher schnell zu erreichen. AI, Datenbanken oder auch bestimmte virtualisierte Systeme brauchen etwas Schnelleres. Die Entwicklung ging von Millisekunden zu Microsekunden.
Wir können aus 3.000 IOPS per CPU bis zu 500.000 machen, je nach Infrastruktur. Wir nutzen dazu die Intel SPDK/DPDK-Bibliotheken. Simplyblock läuft als Container-basiertes System auf allen Virtualisierungs-Plattformen, Linux, VMware sowie Windows. Wir sind da offen. Das macht uns auch für die Cloud attraktiv.
◼ Wie gestaltet sich der Marktzugang? Wäre es korrekt zu sagen, es sind zunächst Service-Provider?
Pankow: Ja, denn der Markt im deutschsprachigen Raum ist ja geprägt von mittelständischen, lokalen Service-Providern und deren Kunden. Wichtig dabei ist, wir sind Cloud-native. Wir entwickeln auf AWS und fokussieren neben Virtualisierungs-Speichern auf Kubernetes.
Für das Enterprise-Geschäft benötigen wir Partner. Vertriebs- und Technologie-Partner. Da sind wir offen. Als Start-up verkaufen wir heute direkt. Unsere Strategie geht aber mittelfristig über Partner.
Schmidt: Wir kommen von Block, NMVe oF (over Fabri)c, welches letztlich iSCSI ersetzt. Darauf bauen wir elementar auf. Das zielt auf Datenbanken und High-Performance-Anwendungen. Das ist die Grundlage, auf der wir aufbauen, auch für File und Object. Für uns ist das ein natürlicher Prozess der Weiterentwicklung, auf Block baut alles andere auf. Wir haben sehr viele Features ähnlich zu Ceph, aber Performance und Performance-Kosten sind letztlich unser USP, da sind wir bis zu 100 Mal besser.
◼ Sie vermarkten sich selbst sehr heterogen: Block, File, Object. Damit auch in Bereichen wie AI, ML oder unstrukturierten Daten? Ist das für den Start nicht etwas viel?
Pankow: Zugegeben, wir sind Stand heute nicht die Besten in allem. Aber wir werden alles auf einer Plattform können. Im Moment fokussieren wir uns ohnehin noch ganz auf Block-Storage, aber unsere Vision ist es, der beste Allrounder der nächsten Generation im Bereich von hoch skalierbaren, hochwertigen Speicherplatz-Systemen zu werden. Unser Hot-Spot sind hybride Infrastrukturen, die in die Cloud expandieren möchten, nicht unbedingt Cloud-native Unternehmen, die dort schon einen Vorsprung haben. Und wir arbeiten nur mit NVMe-SSD. Denen gehört die nähere Zukunft.
◼ Heute werben Sie, unter anderem auf der Webseite, um CSPs und Enterprise-Kunden? Ist das Ihre Strategie?
Pankow: Jein, wir arbeiten auch an Channel-Partnerschaften, letztlich daran, dass Appliances mit unserer Software angeboten werden. Diese Appliances bauen wir jedoch nicht selbst. Dafür brauchen wir Hardware-Partner oder System Builder.
Schmidt: CSPs sehen wir als Partner, die unsere Produkte testen und eventuell vermarkten werden. Es sind nicht nur Channel-Partner, sondern auch Distributionspartner, nach denen wir Ausschau halten. Wir sind da ganz offen.
◼ Wer sind ihre Wettbewerber im SDS-Markt?
Natürlich sind das große Anbieter wie etwa Dell oder NetApp, mit vielen Installationen im Feld. Die Systeme basieren auf proprietärer Hardware, sind teuer und kollidieren mit der Cloud. DataCore hat verschiedene Ansätze für Block, File und Objekt. Auch Falconstor bieten nach unserer Ansicht keinen Unified-Storage, wie wir es tun. Lightbits könnte man nennen, optimiert für NVMe/TCP (NVMe over TCP), aber nur als Block-Storage verfügbar. Oder aber auch andere Ansätze, wie WEKA FS als Distributed-File-System mit Fokus auf NVMe. Und immer noch Ceph-Anwender, die wir updaten wollen.
◼ Was kommt als nächstes?
Pankow: Wir sehen uns als Teil der dritten Generation der Cloud-Welle. Mittlerweile wollen Kunden einen höheren Anpassungsgrad von Cloud-Diensten und mehr Auswahl beim Anbieter, um nicht alles aus einer Hand, von einem Anbieter, kaufen zu müssen, egal was es kostet. Die Portabilität von Anwendungen spielt auch eine große Rolle, siehe Kubernetes. Mit uns können Kunden Cloud-Dienste von einem der großen Anbieter nutzen und trotzdem mit günstigem Performance-Storage kombinieren.
Wir sehen uns als Anbieter, der Kunden ein Maximum an Leistung und ein Minimum an Kosten mit der darunter liegenden Hardware bietet. Optimale Cloud-Nutzung, auch hybrid. Im Storage-Bereich sehen wir wenig Innovation. Das möchten wir ändern.
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